Violett ist nicht das Ende
verschlug es ihr komplett die Sprache. Ganz ruhig durchatmen. Die Brille war geputzt. Was sie sah, musste demnach real sein. Konnte aber nicht.
»Ewa, kneif mich.«
»Gefällt sie dir?«
»Du-du hast uns … wir-wir haben …«
»Schöne Frau«, unterbrach Ewa ihr Gestammel. »Lust auf einen Trip der Extraklasse?«
»Wir haben … eine Limo?«
KAPITEL 7
Unglaublich, aber wahr. Direkt vor ihnen stand eine Stretch-Limousine, mal locker ein paar Meter lang. Getönte Scheibenfront, schwarzes Dach, ansonsten so schneeweiß wie ein Einhorn. Luxus deluxe. Jule war geplättet bis obenhin. Erst recht, als sich nun der Chauffeur aus seiner Fahrerkabine schälte. Prinz Andrew, du hier? Auf den ersten Blick glich der Kerl dem britischen Blaublüter zum Verwechseln. Markante Brauen, große Augen und Ohren, die Frisur akkurat gescheitelt. Der Anzug mit Krawatte saß tiptop, ebenso die Schirmmütze.
Kopfschüttelnd musterte er sie beide. »Ihr seid das also. Die special friends.«
»Sind wir.« Stolz wie Bolle nahm Ewa Jules Hand.
»Andi hat es euch sicher schon gesagt, Mädels. Die letzte Tour hatte ich eben. In einer Stunde ist Feierabend, so lange könnte ihr mit. Ohne Programm.«
»Wissen wir. Wir wollen auch einfach … wir …«
»Verstehe.« Der Chauffeur zuppelte an seiner Mütze. »Aber keine Randale. Finger weg von den Gläsern. Keine Drogen, keiner kotzt, und nicht mit den Schuhen aufs Polster.«
Ewa nickte. »Geht klar.«
»Schön. Bin übrigens der Ralf.«
»Hi. Ewa, freut mich, und das ist … meine Jule.«
Mehr als ein Grübchengrinsen brachte Jule nicht zustande, so high wie sie sich gerade fühlte. Abgedriftet ins Traumland. Nicht aufwachen, jetzt bloß nicht aufwachen.
»Na dann. Ladies, darf ich bitten?« Mit einer leichten Verbeugung öffnete Ralf die hintere Tür.
Ehrfürchtig stieg Jule ein in das Gefährt der Schönen und Reichen, der Stars aus Hollywood, der Staatenlenker und Kusshandschwenker, der Wichtigsten der Wichtigen dieser Welt. Das Innere? Ganz leicht zu beschreiben. Wow! Schwarze Ledersitze gewährten so viel Platz wie die L-förmige Couch einer Großfamilie. Auf der gegenüberliegenden Seite der Sitzgruppe schimmerte eine großzügige Minibar aus Mahagoni, darauf polierte Gläser in stilvollen Haltern, ästhetisch aufgestellt in Reih und Glied. Gedämpftes Licht drang aus verschiedenen Ecken und verlieh dem Setting eine kuschelige Aura. Über allem hing ein Spiegel an der Wagendecke, der die Limo noch pompöser wirken ließ. Komplett geflasht sank Jule in die Polster, staunte und schwieg.
Ewa krabbelte zu ihr, plumpste neben sie und stutzte. »Erde an Schweitzer?« Sie zupfte an Jules Jacke. »Mensch, sag doch was.«
»Hammer!«
»Es gefällt dir also?«
»Machst du Witze? Das ist … das ist …«
»Warst du schon mal in einer Limo?«
Jule lachte auf. »Wann denn?«
»Na ja. Musical klingt immer so nach Glamour und Glitzer.«
»Fräulein, ich hab eine Bahncard 50, 2. Klasse. Mehr Luxus is nich in meinem Leben. Wie hast du das angestellt? Ich meine … Stopp, will ich’s wissen?«
»Keine Bange. Alles legal. Der Limo-Service hängt irgendwie am Laden dran. Kooperation oder was auch immer, keine Ahnung. Alicja bucht das Teil manchmal für Events, ist Stammkundin und kriegt …«
»Lass mich raten: Rabatt?«
»Richtig. In diesem Fall ist es aber eine Freifahrt. Ein kleiner Gefallen unter Kumpels. Andi hat das geregelt.«
»Süße, du überrascht mich immer wieder.«
»Ist doch gut, oder? Jetzt lassen wir es so richtig krachen, wir zwei, wir … äh … shit. Wo ist …« Auf den Knien robbte Frau B. durch den Fußraum, befummelte die Mahagoni-Front und linste in deren Innenleben.
»Ewa, wir dürfen nicht an die Gläser, hat der Ralf gesagt.«
»Schampus kann man notfalls aus der Flasche trinken.«
Stimmt natürlich. Je mehr desto besser.
»Warte, Jule. Vielleicht finde ich zwei, dann können wir anstoßen. Aber … Mist ey. Alles leer. Nicht mal was zum Knabbern.«
Schönes Stichwort. »Komm her.«
»Aber ich dachte …«
»Kuscheln, Süße?«
Statt einer Antwort strahlte der Zwerg bis über beide Backen und kickte sich die ausgetretenen Chucks von den Füßen. Sie puzzelte sich neben Jule auf das edle Sitzpolster, schlang die Arme um sie und hauchte ihr ein Küsschen auf die Schläfe.
Der Luxusschlitten schob sich durch das Lichtermeer der Reeperbahn. Jules Herz schlug wie wild. Das hier war der Oberhammer. Direkt vor ihren Augen das pralle Leben, welch
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