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Violett ist nicht das Ende

Violett ist nicht das Ende

Titel: Violett ist nicht das Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Hueller
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der Show, sondern wegen der letzten Bemerkung. Ewa, beschissene Sache, reingeraten – was hieß das denn? Bogacz, ey, wie viele Zelte gibt es denn in deinem Leben? Mehr Infos mussten her, sofort. Jule tippte an Natalias Wade, hartnäckig wie ein Specht an den Baum, so lange, bis die Stripperin sich zu ihr herunterbeugte.
    »Erzähl«, bettelte Jule.
    »Muss arbeiten.«
    »Komm, nur kurz.« Noch ein flehender Versuch mit Grübchen.
    Krysztofs Freundin verdrehte die Augen und quatschte ein paar Sätze. Deren Inhalt? Keinen blassen Schimmer. Die Musik schluckte jede Silbe. Jule fackelte nicht lange. Schwupp, hievte sie sich zu Natalia hinauf und war im Pseudokäfig wieder mit ihr auf Augenhöhe.
    »Noch mal bitte.«
    Natalia starrte sie an. »Das kannst du nicht machen.«
    »Warum? Zieh dich ruhig aus und erzähl mir alles.«
    Ein Kopfschütteln. »Du bist Gast.«
    »Herrgott, wer sieht uns schon in dieser schummerigen Ecke?«
    Natalia schien zu zögern. »Kannst du tanzen?«
    Jule nickte. »Seit fast fünfundzwanzig Jahren.«
    »Fuck, wie alt bist du denn?«
    »Dreißig ist kein Verfallsdatum.«
    »Meine Güte.« Besänftigend hob Natalia die Hände. »War nur eine Frage. Ich bin doch selbst schon siebenundzwanzig. Hast du eine lesbische Tanznummer drauf?«
    »Ich bin mit Ewa zusammen und Schauspielerin.«
    »Schön. Aber sorry, das funktioniert nicht.«
    »Warum? Als Babett wippe ich pausenlos mit dem Arsch. Das geht. Oder hältst du mich für spießig?«
    »Nur deine Klamotten.«
    »Oh. Ach so.« Jule musterte ihr Outfit. Jacke, Pulli, Röhrenjeans, Stiefel. Joar, puh. Mit diesem blickdichten Look gewann sie kein Casting auf dem Erotiksektor. Aber sollte eine wichtige Unterhaltung wirklich am Stoff auf ihrer Haut scheitern? Okay, denk nach, Schweitzer. Improtheater. Ohne Zögern zog Jule Stiefel und Socken aus, schnappte sich die USA-Flagge und schlang sie sich wie einen knöchellangen Wickelrock um die Hüften. Dann pellte sie sich aus der Jacke und linste in ihren Ausschnitt. Der BH war schwarz und Spitze, die Oberweite nicht zu ändern, aber es hatten gewiss schon Menschen mit weniger Holz angegeben. Somit …
    »Nun scharf genug?« Entschlossen stemmte sich Jule ihre Arme in die Seite und pustete sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht.
    »Wow!« Natalia ließ ihren Blick über Jules halbnackten Oberkörper gleiten.
    Jule straffte die Schultern. Jetzt nur nicht einknicken. Sie war Profi. Auf der Bühne hatten ihr schon Massen in den Schritt gestarrt und sie in Strapsen lüstern angestiert. Mal ehrlich, dagegen war diese Nummer hier so anrüchig wie ein Krippenspiel. Zudem hatte sie keine Wahl, wenn sie bei einer Polin im Rotlicht Sherlock spielen wollte.
    »Können wir endlich über Ewa reden?«
    »Du meinst es tatsächlich ernst?«
    »Natürlich. Würde ich mich sonst ausziehen?«
    »Verstehe. Nur eine Sache noch.« Grinsend nahm Natalia ihr die Brille von der Nase und klemmte sie lässig in Jules BH-Mitte.
    Jule schluckte kurzfristig und kurzsichtig, konfrontiert mit der verwischten Welt vor ihren Augen. Egal. Die Stripperin war scharf und auf die kam es an. Showtime. Natalia parkte eine Hand an Jules Hüfte. Gemeinsam wiegten sie sich im Takt der Musik.
    »Respekt«, sagte Natalia. »Nur bitte weniger Stock im Arsch, Kinn runter und lass dieses affige Fußgespreize. Du bist keine Ballerina, sondern eine Bitch im Käfig.«
    »O-okay, sorry.«
    »Konzentrier dich auf langsame, große Bewegungen. Sinnlich fließend und einen Tick verrucht. Nicht billig. Leichtes Lächeln, Gliedmaßen durchstrecken, trotzdem locker bleiben. Nimm die Arme ruhig mal über den Kopf oder lass die an mir rumwandern. Ich bin dein erotischer Gegenpart.«
    »Sch-Schön.« Einsichtig rutschte Jule Natalia dichter auf die Pelle und betatschte deren Hintern. C-Körbchen und perfektes Bindegewebe. Gott, deine Welt ist nicht gerecht.
    »Genau so. Als würdest du mich unter der Dusche einseifen.«
    Wenigstens reden wir von Seife und nicht von Sprühsahne. »Was ist mit Ewa? Mist, hast du gesagt. Wieso? Ging es … um einen Kerl?«
    »Geht es das nicht immer?«
    »Hat ihr Ex sie scheiße behandelt?«
    Natalia hob eine Augenbraue. »Welcher Ex?«
    »Oh.« Jule schluckte. Unbeschriebenes Blatt schied aus, also Schmierzettel für jeden? Gott, will ich’s wissen? »Ewa hatte noch nie eine Beziehung?«
    »Nur lockere Geschichten.«
    »Aber woran lag das denn?«
    »Falsche Sorte Mann.«
    »So mies?«
    Natalias Finger streichelten Jules

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