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Violett ist nicht das Ende

Violett ist nicht das Ende

Titel: Violett ist nicht das Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Hueller
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Mit einem Seufzen auf den Lippen verfing sich Jule in Ewas funkelndem Blick. Konzentration auf das Wesentliche. Ewa … Alles andere war vollkommen schnurz.
    Déjà-vu. Am Eingang der Tabledance-Bar trafen sie auf Andi. Der grinste. »Und? War’s schön, Mädels?«
    »Es war einfach …« Unsicher blickte Ewa zu Jule.
    »Unvergesslich.« Sie drückte Ewas Hand. Das Ergebnis? Ein Strahlen mischte sich in Ewas Gesichtszüge. Wie schön, mitten in der Nacht ging die Sonne auf. Alles war gut, bis …
    »Stopp, Kurze.« Andi hielt die loslaufende Ewa am Arm zurück. »Keine Tüten in meinem Laden.«
    Locker bleiben. Sehen wir aus, als würden wir die rauchen?
    »Wir parken sie bei Natalia in den Spind, Andi. Komm, Jule.«
    Händchenhaltend gingen sie ins Innere. Dort hatte sich die Lage nicht verändert. Disco-Mukke betäubte ihre Ohren. Menschen tummelten sich in der in Rot-blau getauchten Szenerie, während auf dem Tresen und überall sonst in der Location tanzende Mädels ihre entblätterten Kurven präsentierten.
    Ewa stellte sich auf Zehenspitzen. »Siehst du Natalia?«
    Jule rückte an ihrer Brille. »Jep. Auf der Bühne. Schubbert sich gerade eine Harley längs und leckt den Tank.«
    »Gut. Dann fällt als Nächstes ihr Slip.«
    Aha. Job war Job, nur … »Boah, warum kann die nicht einfach bei McDonalds arbeiten, Süße?«
    »Weil sie Vegetarierin ist, Jule. Aber wie gesagt, wir stoßen fix mit Piotr an, und dann verduften wir. Einverstanden?«
    »Gerne.« Mit einem dankbaren Lächeln kuschelte sich Jule an Ewas Schulter. Jetzt hieß es warten auf noch mehr nackte Haut, bis sich Natalia zu ihnen gesellte.
    »Hej. Da seid ihr Mäuse ja wieder.« Nach ihrem Total-Strip auf dem Motorrad verhüllte eine USA-Flagge Natalias Körper und gewährte Schichtschutz, als sie in ihren String schlüpfte.
    »Ist dein Spind offen?«, fragte Ewa.
    Natalia nickte. »Geh einfach durch. Du kennst ja den Weg.« Routiniert streifte sie die Flagge ab und schnallte sich einen roten BH über die entblößte Oberweite.
    Verdammt. Das ist so was von C. Jule wandte den Blick ab, um nicht allzu aufdringlich und neidzerfressen zu starren.
    »Jule, willst du mit? Oder kann ich dich eine Sekunde alleine lassen?«, fragte Ewa. »Dauert nicht lange. Kommst du klar?«
    Wenn ich mich schnell an der Bar ins Koma saufe – garantiert. Ein paar Minuten ohne ihre Liebste … Puh, unschön, aber vermutlich ließ sich das gerade so überleben. Blieb Jule eben so lange im Hintergrund, am Rande der Location neben einem simulierten Käfig. Im Grunde genommen eine erhöhte, kreisrunde Tanzplattform, die von ein paar Längsstangen umzäunt war. Schien ein ruhigeres Fleckchen zu sein im ansonsten pulsierenden Laden, total ungefährlich. Also nickte Jule tapfer. Ewa drückte ihr noch ein Küsschen auf den Mund, dann verschwand sie mit den Tankstellentüten in der Menge. Sehnsüchtig blickte Jule ihr nach, als sich eine Hand auf ihre Schulter legte.
    »Hej. Wir haben uns gar nicht vorgestellt. Ich bin Natalia.«
    »Ich weiß. Angenehm, ich bin – die Jule.«
    »Ich weiß.« Natalia zwinkerte ihr zu. »Alicja hat mir gestern Nacht eine SMS geschrieben, kurz nach eurem Outing in der Küche.«
    Polen-Queen, du Petze. Das meißeln wir als Untertitel ins Denkmal. »Dann bist du ja im Bilde«, sagte Jule, oder brüllte sie vielmehr. Anders war bei dem Gewummer keine Unterhaltung möglich.
    »Dich schickt echt der Himmel.«
    Jule stutzte. »Äh … warum jetzt genau?«
    »Ich freu mich so für Ewa.« Natalia betupfte kurz in ihren Augenwinkeln das tadellose Make-up. »Wer hätte nach all dem Mist jemals gedacht, dass Ewa eines Tages verliebt …«
    »Mist?« Jule horchte auf. »Welcher Mist?«
    »Na, diese beschissene Sache, in die Ewa reingeraten ist, als sie … Fuck, Shit!« Natalia zog den Kopf ein. »Mein Chef guckt. Wir reden später weiter, okay? Gab schon Stress vorhin wegen der Knutscherei mit Krysztof.« Ein entschuldigender Blick, ein großer Schritt, und Natalia schwang sich gekonnt auf ihren Pailletten-High-Heels hinter die Gitterstangen.
    Verdattert blickte Jule den halben Meter zu ihr auf. Krass. Aus dieser Perspektive wirkten die Beine von Autoschraubers Freundin noch länger als sie ohnehin schon waren. Ein imposanter Körper. Durchtrainiert, kein Gramm Fett. Dieser heiße Feger sollte die backende Mutti von einer zahnlückigen Tochter sein? Kaum vorstellbar. Exakt im Takt des Beats ließ Natalia ihre Kurven kreisen. Jule wurde kribbelig. Nicht wegen

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