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Violett ist nicht das Ende

Violett ist nicht das Ende

Titel: Violett ist nicht das Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Hueller
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bisschen … schwindelig.«
    »Keine Angst. Ich hab dich.« Natalia schob sie gegen eine der Stangen. »Brauchst du Wasser? Wodka?«
    »Be-Bedeutet das, Ewa ist … pleite?«, sprach Jule den Gedanken aus, der ihren Magen in Aufruhr versetzte.
    Natalia zuckte die Schultern. »Wie man es nimmt.«
    »Was-was heißt das?«
    »Die Nummer war bitter, verdammt bitter. Von einem Tag auf den anderen hatte Ewa einen Berg Schulden und ohnehin keine Kohle. Mit der Schauspielerei ging ja zu Beginn nicht viel. Kurzfilme. Also hat Alicja sie rausgeboxt. Sie hat einen Kredit aufgenommen und davon die Summe in einem Rutsch bezahlt. Mit ihren Kontakten kommt die an super Konditionen.«
    »Und dieser Kredit … Der läuft noch bei der Bank? Mit Raten?«
    Natalia schüttelte den Kopf. »Letztendlich haben alle zusammengelegt. Alicja, Piotr, Krysztof und besonders Jakub. Damit die Angelegenheit offiziell schnell vom Tisch ist, ohne viel Zinsen an die Bank, verstehst du? Die geliehene Kohle zahlt Ewa der Truppe zurück, Stück für Stück.«
    »Bedeutet, sie schuldet ihren Freunden Geld?«
    »Ja. Eine Weile hatte Ewa mehrere Jobs gleichzeitig. Tagsüber kellnern im Café, danach Nachtschichten in einer Tanke und an Wochenenden Eventeinsätze für Alicja. Harte Zeit. Ewa hat geackert, bis die Rolle bei Liebes Leben kam. Seitdem läuft es besser.«
    Jule massierte sich die Schläfen. Zu viel Input. »Ey, ich glaub das alles nicht.«
    Mit Schmiss schlang Natalia ihr rechtes Bein von hinten um Jules Taille und schubberte sich an ihr längs, als wäre Jule eine Pole-Dance-Stange. »Warum ist Ewas Hund hier in Hamburg?«
    Überrascht drehte sich Jule zu ihr um. »Weil wir rund um die Uhr am Set sind? Weil Ewa keine Zeit für ihn hat und …«
    »Kein Geld. Ein Tier kostet. Futter, Impfungen, was weiß ich. Und ein Hund braucht Platz. Deshalb ist Alicja eingesprungen, damit Ewa ein WG-Zimmer reicht. Kennst du Ewas Bude in Berlin?«
    Jule nickte.
    »Kennst du Tanja, ihre Mitbewohnerin?«
    »Äh … nur … vom Hören.« Stöhn-stöhn-röhr.
    »Das genügt vollkommen. WG war eine Möglichkeit, um Kohle zu sparen. Ewa liebt ihren Kleinen über alles. Wenn sie könnte, wäre der sofort wieder bei ihr. Sie vermisst ihn.«
    Ein Wort ploppte in Jules Hirn auf. »Tęsknota.«
    »Richtig. Schreckliche Sehnsucht, und das wissen wir alle. Jeder, der Ewa kennt. Oder hast du geglaubt, eine treue Seele wie Ewa trennt sich gern von ihrem Kleinen, ganz ohne Grund?«
    »Äh … nein, also … ich … verdammt.« Gott, ich bin so blind.
    »Sag mal, Jule. Spielst du Gitarre? Bass?«
    »Klavier. Und ein bisschen Blockflöte.«
    »Irgendwelche Tattoos?«
    »Ich hab eine Blinddarmnarbe.«
    »Super.« Natalia lächelte, als sie sich Fensterputzergleich an Jules Oberkörper entlangdrückte. »Ich hab ein gutes Gefühl bei euch.«
    »Ach ja?« Niedergeschlagen ließ Jule die Schultern hängen. »Aber warum hat Ewa nichts erzählt? Wham! Ich konnte doch nicht wissen … ey, vorhin hat sie die halbe Tankstelle leergekauft!«
    »Als Ex-Mitarbeiterin bekommt sie Rabatt. Besser, du gewöhnst dich dran. Das ist ihre Shoppingmeile, selbst für Zahnpasta.«
    »Aber sie will ein Cabrio.«
    Natalia grinste. »Wundert mich nicht. Ihr letztes Auto hat sie verkauft wegen der Geschichte. Seitdem borgt sie sich ständig die Karren von Freunden, solange es nicht für was Eigenes reicht.«
    Die scheppernde Rostlaube kam Jule in den Sinn. »Wir sind mit einem Golf hier. Von …« Sport fürs Namensgedächtnis. »Tomaz?«
    »Ui.« Natalia stoppte ihre schlängelnden Bewegungen. »Mit dem hat sie noch Kontakt? Krass. Sag bloß, sie kifft wieder?«
    »Ewa kifft?«, entfuhr es Jule, laut und schrill, während das Flirren vor ihren Augen zurückkehrte. Der Geruch im Golf …
    »Kann ich mir aber nicht vorstellen«, meinte Natalia nach kurzer Überlegung und tänzelte weiter. »Sie ist blank und Alicja macht ihr die Hölle heiß, wenn sie mit dem Scheiß wieder anfängt wie damals bei Gnojek. Jule, könntest du mir den BH aufmachen?«
    »N-na-natürlich.« Stürmisch fummelte Jule am Verschluss, fast dankbar für diese Ablenkung. »Sekunde, hab’s gleich. Klemmt irgendwie. Ey, Menschenkinder! Wenn man das bei sich selbst macht, ist das nie so schwer. Warte, mit etwas Gewalt …«
    »Braucht ihr Hilfe?«
    Die fremde Frauenstimme ließ Jule aufblicken und schon schwang sich eine gelockte Latino-Schönheit in roten Dessous in den Käfig. Hossa. Allmählich wurde es eng auf der

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