Violett ist nicht das Ende
kann das so schwer erklären.«
»Versuch es. Bitte.«
Ewa schwieg einen Moment. »Früher, da … hab ich mich immer in alles reingestürzt. In jede Affäre, Hals über Kopf, ohne nachzudenken. Ich bin so. Aber nach der Nummer …« Ewa verstummte und knautschte weiter Falten in die Decke. »Ich hab mich so dumm gefühlt. Abgrundtief dumm. Trotzdem, das Leben geht weiter, und ich will es genießen. Ohne Angst vor dem nächsten Bauchklatscher, verstehst du?«
»Was bedeutet dieses Zeichen, Ewa?«
»Für mich ist es eine Erinnerung. Wie ein Motto. Leb und lieb weiter, aber vergiss nicht, was mitschwingt, immer mitschwingen muss, wenn du dich in Zukunft auf jemanden einlässt.«
»Was, Ewa?«
»Vertrauen.«
Schweigen. Und das Wort hallte nach in Jules Kopf. Es klang simpel, fast schon banal. Ein abgedroschenes Schriftzeichen, wie es oft als Anhänger an verkitschten Halsketten baumelte. Ein Schauer jagte über Jules Rücken und sie schluckte hart am Kloß in ihrer Kehle. Vertrauen. So leicht. So schwer, wenn es einmal mit Füßen getreten wurde.
»Dann bedeutet das, dass … du mir …«
»Ja«, kam ohne Zögern. »Ich vertrau dir, Jule. Sogar blind.«
»Gott, Scheiße.« Jule drückte Ewa an sich, küsste Haar, Stirn, Schläfe und streichelte ihre Wangen, irgendwie alles gleichzeitig, während ihr Herz pochte bis zum Anschlag. Stürmisch küsste sie los, bis ihre Liebste sich löste. »Stimmt was nicht?«
Ewa lief knallrot an. »Du … also, du schmeckst nach … mir.«
»Oh.« Gecheckt . »Stört dich das?«
»Offen gesagt, ein bisschen … schon, ja. Dich nicht?«
»Ne. Null.« Jule grinste breit. »Du schmeckst mega. Süße, langsam glaube ich, ich war schon immer lesbisch. Total tief drin. Mit dir fühlt sich alles so gut an, so richtig. Hätte ich nie für möglich gehalten.«
Ewa lächelte. »Ich auch nicht.«
»Heißt das, es … fehlt dir nicht?«
»Was sollte fehlen?«
»Eben … na, du weißt schon. Die Banane.«
»Banane?« Ewa verrutschte die Tonlage nach oben.
»Herrgott, klingt netter als das P-Wort und sieht hübscher aus.«
Ewa gluckste. »Nein. Ich vermisse bei dir keine … äh, Banane.«
»Krass. Ich hab tatsächlich immer geglaubt, als Frau bräuchte man … Ey, was lernt man in Bio bitteschön fürs Leben?«
»Keine Ahnung.« Ewa zuckte die Schultern. »Bei mir ist nur der Regelkram hängengeblieben.«
»Oh. Mist.« Jule schluckte. »Das wird ein Problem, oder? Wenn wir zeitversetzt, dann … verdammt! So viele Off-Tage, an denen wir quasi nicht spielen dürfen-können.«
»Kuscheln geht immer. Und wer raus ist, kann ja trotzdem.«
»Sorry, Süße. Nein. In meiner Erdbeerwoche finde ich Schmerzmittel sexy, sonst gar nichts.«
»Oh. Also ich bin grob in neun Tagen fällig. Und du?«
»Wirklich?« Jule riss die Augen auf. »Boooaaah, danke! Ewa, wir passen sooo perfekt. Ab jetzt leiden wir zusammen, und ansonsten können wir andauernd … das ist der Oberwahnsinn.«
»Jule?«
»Äh … ja, mein Schatz?«
»Das klingt vielleicht ein bisschen bescheuert, aber … Irgendwie … ich kann gar nicht glauben, dass es Tage gab, an denen ich nicht kapiert habe, dass du … meine Traumfrau bist.«
»Hauptsache, du weißt es jetzt.« Jule schmatzte ihr ein Küsschen auf den Bauch. »Sekunde, bin gleich wieder da.«
Summend tänzelte sie aus der Kabine in den Schiffsalon, gurgelte eine Runde mit Schampus und kaute obendrauf drei Erdbeeren. Geistesblitz. Mit dem Fläschchen in der Hand eilte sie zurück und …
»Bogacz!« Sie war echt schockiert, als sie Ewa mit dem Handy in der Hand sah. »Menno, wir hatten einen Deal. Die Handys bleiben aus.«
»Schon klar.« Sofort legte Ewa das Telefon beiseite. »Ich musste nur kurz eine SMS an Alicja schreiben.«
Stell den Wodka kalt, wir hatten Sex? »Warum?«
»Ich hab sie gefragt, was hier in Hamburg mit Autos passiert, die mit abgelaufenem Parkschein am Bahnhof stehen.«
Jule schluckte. »Du willst die scheppernde Rostlaube zurück?«
»Tomaz möchte garantiert wissen, wo seine Karre gelandet ist.«
Hoffentlich in irgendeiner Schrottpresse. » Kam schon Antwort?«
»Nein.«
»Gut. Dann hopp. Dreh dich auf den Bauch. Nun wird’s romantisch.« Jule wedelte mit dem Fläschchen. Ergeben rollte Ewa einmal rum und schon hockte sich Jule auf ihren Po. Welch bezauberndes Plätzchen. Sie träufelte sich das Massageöl auf die Finger und knetete los. Danke, Jakub. Jenseits von Thai-Pornos und Oliven hast du echt Geschmack.
Kreisend
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