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VIRALS - Nur Die Tote Kennt Die Wahrheit

VIRALS - Nur Die Tote Kennt Die Wahrheit

Titel: VIRALS - Nur Die Tote Kennt Die Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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Loggerhead leben ungefähr 500 Rhesusaffen. Was wird aus denen?«
    Niemand sagte ein Wort.
    Die ehrlichen Antworten wären zu schrecklich gewesen.
    » Die Meeresschildkröten stehen unter Artenschutz«, sagte Hi schließlich, » aber Whisper und ihre Familie sollten natürlich gar nicht auf Loggerhead leben. Und mit den Affen lässt sich vermutlich ein Riesengeschäft machen. Die könnte man verkaufen, sogar an medizinische Forschungseinrichtungen.«
    Tränen brannten hinter meinen Lidern. Ich hielt sie zurück. Heulen brachte uns auch nicht weiter.
    » Meine Eltern sagen, dass wir von hier wegziehen müssen«, sagte Shelton leise. » Die sehen sich schon nach neuen Jobs um.«
    » Meine auch«, sagte Hi. » Ich hasse jede Veränderung.«
    Ich verdrehte die Augen. » Kit nimmt vielleicht eine Stelle in Nova Scotia an.«
    » In Kanada?« Hi begann zu kichern, trotz allem. » Na, dann viel Spaß bei den Elchen.«
    » Sehr komisch.« Überraschenderweise musste ich auch kichern. Jedenfalls hatte ich meine Freunde.
    Noch.
    » Wir werden nicht zulassen, dass sie uns auseinanderbringen.« Bens erste Worte. Auf dem Monitor sah ich, wie er mir seinen Zeigefinger entgegenstreckte. » Du hast gesagt, wir sind eine Familie. Ein Rudel.« Er verschränkte die Arme vor der Brust. » Ein Rudel hält immer zusammen, stimmt’s?«
    Ich war überrascht. Für Bens Verhältnisse war das eine flammende Rede.
    » Er hat recht«, sagte Hi. » Ich kann es nicht riskieren, mir neue Freunde suchen zu müssen. Ist nicht gerade meine Stärke. Außerdem, wo finde ich schon so Freaks wie euch mit Gendefekt und Superkräften?«
    » Ganz zu schweigen von der Gefahr, in der wir uns befinden«, fügte Shelton hinzu. » Wir wissen ja nicht, was eigentlich mit uns los ist und was uns noch bevorsteht. Ich weiß nicht, wie’s euch geht, aber ich komme mit diesen Schüben nicht alleine klar.«
    Heftiges Nicken von Hi. » Und ich lasse mich nicht wie eine Laborratte sezieren. Ich verlass mich auf euch!«
    Dann, wie auf Kommando, richteten sich alle Blicke auf den Bildschirm und starrten mich an.
    Warum gerade ich? Ich war die Jüngste. Das einzige Mädchen.
    Andererseits war ich vollkommen einer Meinung mit ihnen.
    Wenn ich hier diejenige war, die die Führung übernehmen sollte, dann würde ich das auch tun.
    Nicht mit uns!
    » Wir brauchen einen Plan«, sagte ich. » Und zwar schnell.«

KAPITEL 5
    Ich hatte mein Französisch-Projekt völlig aus den Augen verloren. Die Präsentation zum Jahresabschluss, die ein Drittel der Note ausmachte. Ich war überhaupt nicht vorbereitet. Jetzt stand ich also vor der Klasse, fühlte einen Anflug von Panik und musste irgendeinen Anfang finden.
    Doch nicht einmal die einfachsten Wörter fielen mir ein. Als hätte ich diese Sprache nie gehört. Ich trat von einem Bein auf das andere und dachte fieberhaft nach.
    Je m’appelle Tory. Parlez-vous français?
    Wie hatte ich nur so nachlässig sein können? So würde ich niemals bestehen. Mein ganzes Zeugnis war im Eimer. Meine Hochschulzulassung? Alles den Bach runter.
    Ein Kichern lief durch die Stuhlreihen. Grinsen. Unterdrücktes Gelächter. Verwirrt blickte ich zu Boden.
    Ich trug Mums alten Badeanzug, einen heruntergekommenen Einteiler mit einer abgesteppten Applikation an der Hüfte. Unmodischer hätte ich nicht angezogen sein können. Unpassender auch nicht.
    Gedemütigt versuchte ich, meine Blöße zu bedecken. Mit den Händen. Meinem Buch. Meine Wangen brannten.
    Wo sind meine Kleider!?!
    Meine Mitschüler trommelten johlend auf die Tische. Hiram. Shelton. Jason. Sogar Ben. Ganz hinten standen Chance Claybourne und Dr. Karsten mit finsteren Gesichtern.
    Das war zu viel, ich konnte es nicht mehr ertragen. Ich rannte aus der Tür, jagte blindlings davon.
    Ich bog um die Ecke und befand mich auf einmal in einem dunklen, engen Gang. Ein seltsamer Geruch ließ mich innehalten. Nach Moschus, Holzspänen, frischer Erde. Verwirrt hielt ich nach der Quelle des Geruchs Ausschau.
    Die Garderobenschränke an der Wand begannen zu klappern. Türen wölbten sich nach außen und sprangen auf. Hunderte von Hühnern drängten heraus. Sie schlugen gackernd mit den Flügeln und hackten nach meinen Füßen. Der Lärm war ohrenbetäubend.
    Wohin konnte ich mich flüchten? Was sollte ich tun?
    Die Hühner bedrängten mich immer mehr. Ihre Knopfaugen fixierten meine Kehle.
    Adrenalin wurde kübelweise ausgeschüttet. Und noch etwas anderes.
    Ein roter Schleier schob sich vor meine Augen.

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