Virga 01 - Planet der Sonnen
taumelte blutüberströmt zurück.
Er schrie auf und sprang, aber es war zu spät. Venera zischte einen Fluch und stieß sich von Aubris kraftlosem Körper ab. Sie landete in einer Ecke, warf Hayden einen Blick aus großen Augen zu und schlüpfte durch den Spalt zwischen den Wänden.
Er schlang die Arme um Aubri und drehte sich so, dass er mit dem Rücken gegen die hintere Wand prallte. Sie zuckte unter seinen Händen, und mit jedem Atemzug schlängelten sich neue Blutfäden aus der Wunde.
»Es tut mir … leid«, keuchte sie. »Meine Angst war zu groß.«
»Still«, sagte er und strich ihr das Haar zurück. »Es ist nicht deine Schuld. Andere haben dich zu dem gemacht, was du bist, und dich dann dafür verurteilt.«
Sie schloss die Augen und wimmerte. »Still«, wiederholte er und drückte sie an sich.
»Nein.« Sie wehrte sich gegen ihn. »Nein! Lass mich los. Bring mich zum … zum Kommandospiegel.« Sie zeigte auf ein gläsernes Rechteck an der Decke.
»Halt still!«
»Nein. Lass …« Sie wand sich in seinen Armen und sah ihn empört an.
»Ich will sie schlagen.«
Die Brücke war voll herumfliegender Trümmer und stank nach Rauch. Ohrenbetäubende Explosionen ließen die Balken erzittern; alle Bullaugen waren geborsten. Chaison klammerte sich an die Armlehnen seines Stuhls und starrte böse hinaus in das helle Sonnenlicht, während sich um ihn herum die Krähe in ihre Bestandteile auflöste.
»Fertig, Sir!« Travis hielt sich mit den Zehen an einem Rohr fest, mit dem Arm in der Schlinge hatte er nur eine Hand frei, und die schwebte über der Selbstzerstörungskonsole.
Chaison war todmüde. Im Grunde kam es nicht darauf an, ob die Radargeräte der Falkenformation in die Hände fielen. Man würde dort nichts damit anfangen können. Natürlich immer vorausgesetzt, dass Aubri Mahallan ihren Auftrag erfüllte. Der beunruhigende
Gedanke, das könnte nicht so sein, war zwar irgendwo vorhanden, aber er konnte sich nicht überwinden, sich mit derart abstrakten Szenarien zu beschäftigen. Stattdessen spähte er, vorbei an den Glaszacken im Rahmen des Bullauges, auf die Umrisse des scheinbar unzerstörbaren Schlachtschiffes, das sich selbst jetzt noch drehte, um seine größten Kanonen auf die Krähe zu richten.
Dieses Ding loszuwerden, dachte er mit einem ironischen Lächeln, war alles, was ich wollte .
Durch die Drehung kam die Delle im Rumpf in Sicht, wo irgendetwas mit dem Schlachtschiff kollidiert war. Das Sonnenlicht fiel schräg auf den dunklen Untergrund, und Chaison sah, dass die Panzerung am unteren Rand der Druckstelle gebrochen war. Dort klaffte ein dreieckiges Loch.
»Sekunde noch, Travis«, sagte Chaison. Er runzelte die Stirn, dann griff er nach dem Sprechrohr.
»Raketenbatterien eins und zwei, sind Sie noch da?«, rief er.
»J-jawohl, Sir. Was sollen wir tun, Sir?«
»Nicht abspringen«, sagte er. »Man würde Sie in der Luft abschießen. Ich habe einen Plan. Laden Sie die Werfer und halten Sie sich bereit.«
»Sir!«
Er wandte sich an Travis, der ihn mit hochgezogenen Augenbrauen ansah. Der Radartechniker und das Telegrafenteam hatten ebenfalls die Augen aufgerissen. »Ans Ruder«, befahl er Travis. »Noch haben wir Energie. Wir werden rammen.«
»Aha, ich verstehe.« Travis schien ein wenig enttäuscht. Chaison musste lachen.
»Nein, Sie verstehen gar nichts«, sagte er. »Wir werden dort rammen.« Er zeigte auf die Stelle. Jetzt lächelte Travis.
Die Krähe verließ das Schussfeld der großen Geschütze, glitt schräg nach oben und schoss geradewegs auf die Kampfschiffe der Falkenformation zu, die in einer Linie gegen sie vorrückten. Damit war sie zunächst in Sicherheit, denn die Schiffe wollten weder die Krähe verfehlen, noch das Schlachtschiff treffen.
Der Kreuzer ächzte, als Travis ihn drehte und senkrecht zum Schlachtschiff ausrichtete. »Sie werden mindestens einmal zum Schuss kommen«, sagte er.
Chaison zuckte die Achseln. »Haben Sie eine bessere Idee?«
Travis antwortete nicht, sondern schob nur die Steuerhebel nach vorne. Chaison hörte ein fernes Jaulen, als die Triebwerke auf volle Leistung hochfuhren.
»Wenn Sie abspringen wollen«, sagte er zum Telegrafenteam und zum Radartechniker, »wäre jetzt der beste Zeitpunkt.«
Niemand bewegte sich.
»Nun gut.«
Die Krähe hatte Löcher wie ein Sieb und verstreute Splitter und Teile ihrer Panzerung, als sie zum letzten Mal beschleunigte. Sie durchquerte einen Luftraum voller Rauch und Trümmer, menschlicher
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