Virgil Flowers 03 - Bittere Suehne
befanden sich trockene Regenschatten. Virgil überquerte den Parkplatz, auf dem der Van der Spurensicherung stand, in Richtung Lobby, wo Mapes und sein Assistent Herb Huntington in Prospekten blätterten.
»Hier in der Gegend kann man eine Menge unternehmen«, stellte Mapes fest. »Das wusste ich gar nicht.«
»Ihre Frau hört das sicher gern«, sagte Huntington zu seinem Chef. »›Schatz, dieses Jahr fahren wir nach Grand Rapids. Angeln, Jagen, Golf, was du möchtest.‹«
»Haben Sie alles dabei?«, erkundigte sich Virgil.
»Virgil, ich will ja nicht behaupten, dass Sie spinnen«, sagte Mapes, »aber ich bleibe sicherheitshalber hinten im Truck, während Herb die Arbeit erledigt.« Virgil schüttelte traurig lächelnd den Kopf. »Was?«, fragte Mapes.
»Leider bin ich mir ziemlich sicher«, erklärte Virgil. »Gehen wir irgendwo was frühstücken. Es könnte eine Weile dauern, da draußen.«
»Wieso sind Sie sich so sicher?«, fragte Mapes.
»Wir können Jud Windrow nicht finden. Nicht mal mit Peilsender.«
Mapes seufzte. »Also: Wo gehen wir hin? Ins Log Cabin?« Nach dem Frühstück holten sie die beiden Deputies ab und fuhren mit drei Trucks zu Ashbach hinaus. Sie stellten die Wagen vor dem Haus ab, das verlassen dalag. Virgil hämmerte gegen Slibes Tür, keine Reaktion. Einer der Deputies ging zur Garage, schaute hinein und rief: »Sein Truck ist weg.«
»Überprüfen Sie das Loft«, wies Virgil ihn an. Und an Mapes gewandt: »Fangen wir trotzdem an.«
Als Virgil sich Wendys Wohnwagen näherte, öffnete sich die Tür, und Wendy trat barfuß und in Jeans auf die Betonstufen. »Was tun Sie da?«, wollte sie wissen.
»Wo ist Ihr Vater?«, fragte Virgil.
»Er ist … Unser Anwalt sagt, wir sollen nicht mit Ihnen reden«, erklärte Wendy. Berni trat hinter sie und legte eine Hand auf ihre Schulter.
»Natürlich müssen Sie den Rat Ihres Anwalts befolgen. Aber eines sollte Ihnen klar sein, Wendy: Wenn Ihr Vater plötzlich hier auftaucht und auf jemanden schießt, bringe ich Sie wegen Mordes ins Gefängnis.«
»Was machen Sie überhaupt hier?«
Mapes und Huntington marschierten im Garten hin und her. »Wir setzen die Durchsuchung fort«, antwortete Virgil und wandte sich Berni zu: »Berni, Sie kann der Anwalt nicht instruiert haben, weil Sie keinen Anwalt haben. Also frage ich Sie: Wissen Sie, wo Slibe steckt?«
»Das ist nicht fair«, protestierte Wendy.
»Egal«, erwiderte Virgil. »Berni, wenn Sie es wissen, sollten Sie es sagen, weil Sie sonst genauso tief in der Scheiße sitzen wie Wendy.«
»Lassen Sie sie in Ruhe«, knurrte Wendy. »Er ist beruflich unterwegs, im Süden der Stadt, auf der Wendigo-Farm.«
»Wann ist er weggefahren?«
»Um die übliche Zeit, so gegen halb sieben, denke ich. Ich habe ihn gehört«, antwortete Wendy.
»Finden Sie es nicht merkwürdig, dass er den Deuce nicht besucht?«
»Ich glaube, er hatte zu große Panik. Berni und ich fahren heute nach St. Paul; vielleicht kommt er mit. Was machen Sie hier, Virgil?«
Huntington war mit einem Metallbehälter über der Schulter, einen knapp zweieinhalb Meter langen Stab mit einem großen Ring daran in der Hand, im unteren Teil des Gartens. Den Ring über den Kartoffelpflanzen, ging er den Garten mit Mapes ab.
»Wendy, Sie sollten Ihren Bruder besuchen«, riet Virgil ihr. »Ich war gestern Abend bei ihm. Er könnte Beistand gebrauchen.«
»Geht’s ihm schlecht?«
»Ziemlich. Sie können ihn zusammenflicken, aber das dauert seine Zeit. Die größte Gefahr ist eine Infektion.«
Mapes kam auf sie zu. Huntington bewegte sich, ohne auf Tomaten- und Gurkenpflanzen zu achten, im Kreis.
»Wir haben was, Virgil, ein ziemlich großes Objekt«, erklärte Mapes.
»Kein Zweifel?«
»Wir haben ein Objekt«, wiederholte Mapes.
»Was heißt das?«, fragte Wendy.
Virgil trat seufzend auf die oberste Stufe, legte den Arm um ihre Schultern und drückte sie. »Gott, wie ich so was hasse.«
»Was?«
»Wendy … Ich glaube, Ihre Mom liegt da im Garten.«
Sie erstarrte und schob ihn von sich. Berni klappte die Kinnlade herunter. »Sie sind verrückt.«
Wendy, die entsetzt vom Garten zu Virgil blickte, wiederholte: »Sie sind verrückt.«
»Die Leute von der Spurensicherung verwenden einen besonders leistungsfähigen Metalldetektor und sind der Meinung, dass im Garten eine große Metallmasse vergraben ist. Sie sagten, dass Ihre Mutter, als sie mit ihrem Freund Hector Avila durchgebrannt ist, ihr Auto hiergelassen hat. Ich
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