Virtuelle Küsse (German Edition)
Weihnachtsfeier in die Küche gingen, waren
wir beide gut angeheitert. Annie kicherte die ganze Zeit mit Marcus und sagte ihm, wie gut es
ihm täte wenn er endlich heiraten würde, aber wie wichtig es doch wäre bis dahin sein
Junggesellen Leben zu genießen.
Dabei saß sie fast auf seinem Schoß und prostete ihm die ganze Zeit zu.
Merry Christmas. Endlich Urlaub.
Ich musste nochmal nach Perthhome, entschloss mich kurzerhand das sofort zu erledigen und
kämpfte mich eineinhalb Stunden für eine Strecke von zwölf Meilen durch die verschneiten,
überfüllten Straßen. Oh wie ich den Winter hasste!
Ich hatte die Wandfarbe vergessen, und in Stelton gab es keinen Baumarkt. Dominics Auto
war nicht da, ich sah es als ich an seinem Haus vorbeifuhr. Bestimmt war er schon bei Maya.
Es war sein gutes Recht, sie war ja seine Freundin, aber ich hätte ihn auch so gerne über die
Feiertage um mich gehabt. Warum hat nur Maya Rechte und ich überhaupt keine, das fragte
ich mich immer wieder.
Es dauerte weitere zwei Stunden, bis ich mich endlich für eine Farbe entschieden hatte.
Mediterraner Look in hellem gelb. Die Decken weiß. Ein Fellhandschuh für die
Wischtechnik. Walze, Pinsel und Plastikgitter. Abdeckfolie. Genug Utensilien, um mir die
Feiertage mit Arbeit vollzuladen. Nur keine Zeit zum Nachdenken haben.
Mit einem Café Latte und einer Zigarette setzte ich mich mittags an den PC und sah auf
meine Seite.
Eine Nachricht von "Nice-Life"! Eine Nachricht von Dominic! Mein Kaffee war vergessen,
mein Herz schlug im Akkord. Er musste die Nachricht noch gesendet haben bevor er sich auf
den Weg zu Maya gemacht hatte.
>Hast Du nach den Feiertagen ein bisschen Zeit für mich?< stand da.
Kein "schöne Weihnachten, Dani". Kein "Happy New Year". Kein "ich mag Dich".
Ich las die Nachricht wieder und wieder, aber es wurden nicht mehr Zeilen.
Warum war Dominic überhaupt weggefahren, wenn er doch mich sehen wollte? War er von
Maya immer noch so abhängig dass er ihr nicht sagte wenn er mal Zeit für sich haben wollte?
Automatisch drehte ich an Dominics schwarzem Haarband an meinem linken Handgelenk,
während ich auf die Zeilen starrte.
Ich würde es erst erfahren, wenn Dominic zurück kam. Bis dahin hieß es wieder warten,
warten, warten. Zwei lange Wochen. Oh wie ich es hasste mich in dieser Position zu befinden,
in der ich nicht agieren, sondern nur zuschauen konnte. Aber ich hatte Dominic ja
versprochen geduldig zu sein.
>Ja, ich habe nach den Feiertagen Zeit für Dich.< schrieb ich ihm zurück. Ich passte mich
schon seinem kurzen, unverbindlichen Schreibstil an, ich merkte es selber. Dominics
Nachricht wanderte ausgedruckt zu den beiden anderen auf meinem Schreibtisch. So würde
ich- egal was auch passieren mochte- immer etwas haben, was mich an ihn erinnerte.
Da waren noch drei neue Nachrichten.
>Verehrte Unbekannte< Na, das klang ja schon ziemlich gesetzt, >jetzt kommen wieder die
langen, einsamen Feiertage. Meine Frau ist vor eineinhalb Jahren verstorben, seither ist es in
meinem Leben ziemlich ruhig. Ich könnte mir vorstellen zum ersten Mal wieder richtig
Urlaub zu machen, und suche dafür eine nette Dame die Lust hätte mich zu begleiten. Mir
schwebt die Karibik vor, dort ist es um diese Zeit angenehm warm. Für Ihre Unkosten würde
ich selbstverständlich aufkommen. Natürlich sollten wir uns vorher verabreden um die
Einzelheiten zu besprechen, gerne in einem Café Ihrer Wahl. In Erwartung Ihrer positiven
Nachricht verbleibe ich...Frank.<
In diesem Stil würde mir mein Chef einen Geschäftsbrief diktieren, dachte ich. Und wenn du
wüsstest, dass ich mir nicht mal einen Kaffee zahlen lasse, geschweige denn einen ganzen
Urlaub, weil das an meine Unabhängigkeit geht...
Ich sah mir sein Foto an, er war mir nicht mal unsympathisch, obwohl er nicht meinem Alter
entsprach, sondern mindestens zehn Jahre älter war. Frank hatte kurzes braunes Haar, braune
Augen, etwas dickere Augenbrauen, einen freundlichen Mund und trug keinen Bart. Obwohl
sein Angebot für mich indiskutabel war, tat er mir leid weil er seine Frau verloren hatte. Ich
wollte mich auf einen Kaffee mit ihm verabreden ohne ihm gleich zu sagen dass ich nicht mit
ihm in die Karibik fliegen würde. Aber was war meine Motivation? Fand ich mich jetzt schon
aus purer Frustration in der Rolle des Samariters wieder, der einsame Herzen tröstete, die
Schlimmes erlebt hatten?
>Hallo Frank, danke für Ihren netten, offenen Brief. Das mit Ihrer Frau tut mir leid. Ich
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