Virtuelle Küsse (German Edition)
meinen Plan durchzog, und mir nicht über
Dominic den Kopf zerbrach. Bestimmt amüsierte er sich prächtig mit Maya und würde keine
Sekunde an mich denken.
Ich duschte mir gründlich die Farbe aus den Haaren und telefonierte während sie trockneten
mit Ben und Micky. Micky erreichte ich nur über Handy, sie war vor zwei Tagen endgültig
nach Townbeach umgezogen.
"Ich ersticke in Kartons" sagte sie genervt. "Von Weihnachten keine Spur. Wir müssen hier
voran machen, weil wir in drei Tagen nach Irland wollen. Hast Du Neuigkeiten von
Dominic?" "Nein, nichts. Ich schicke ihm auch keine SMS zu Weihnachten, das ist ja albern.
Aber vielleicht zu Sylvester, mal sehen." Ich wünschte Micky viel Erfolg bei den
Hunderennen, versprach sie so bald wie möglich zu besuchen, und legte auf.
Jetzt noch Annie, dachte ich, und wählte ihre Nummer. Bei ihr wollte ich, wenn irgend
möglich, heute abend noch kurz vorbeifahren um ihr ihr Weihnachtsgeschenk zu geben.
Annie war im Backstress. "Dave ist heute abend da. Komm vorbei, ich freu mich. Aber
verkneif Dir irgendwelche Kommentare über den Dildo, ich bitte Dich!"
Den Nachmittag verbrachte ich bei meiner Mutter mit Kaffee und Sekt. Das hat sich wohl bei
mir vererbt, fiel mir auf, als wir am geschmückten Tisch saßen. Für meine Mutter war
Christmas Tradition, mir war Weihnachten egal. Ich gab ihr die eingepackte Handtasche und
sie schenkte mir einen neuen Terminkalender für das nächste Jahr. Ich brach in Tränen aus als
ich ihn auspackte, hatte ich doch den alten fast jeden Tag mit meinen intimsten Gedanken
über Dominic vollgeschrieben.
Meine Mutter musterte mich verwundert, fragte aber diskreterweise nicht nach als ich keine
Anstalten machte, ihr den Grund für meine Tränen zu erklären. Ich erneuerte im Bad mein
Make-up, verabschiedete mich von meiner Mutter, verspach aber sie während meines Urlaubs
wieder anzurufen.
Dann machte ich mich auf den Weg zu Annie. Sie freute sich wie verrückt über den silbernen
Klorollenhalter und wies Dave gleich an, ihn gegen den alten zu tauschen.
"Dann haben wir ein paar Minuten für uns. Bin ich nicht genial?"
Annie zwinkerte mir über den Tisch hinweg zu und schenkte uns beiden einen Sekt ein. Sie
drückte mir ein rosafarbenes Päckchen in die Hand. "Du stehst auf rosa, was, Annie?" grinste
ich sie an. "Ich sag nur: Noppen!"
"Dani! Schscht! Dave kann jede Minute zurückkommen. Und ich sag´s Dir ganz ehrlich, mir
graut schon davor was mich heute Nacht erwartet..."
Ich wickelte das Päckchen aus und flog Annie um den Hals. Sie schenkte mir eine ganz dünne
goldene Halskette, wie ich mir schon immer eine gewünscht hatte. Das war ja absolut süß von
ihr!
Wir redeten noch ein paar Minuten und als Dave mit dem Werkzeug in der Hand aus dem Bad
kam verabschiedete ich mich von beiden und wünschte ihnen noch eine gute Nacht. Dave sah
mich verwundert an und mutmaßte sicher, ich wäre total betrunken.
Zuhause fiel ich müde in mein Bett, konnte aber nicht sofort einschlafen, und starrte
stattdessen an meine rechte Zimmerwand. Ich hatte Dominics Foto ausgedruckt und seitlich
neben mein Bett gehängt, so dass ich ihn abends immer als letztes sah bevor ich einschlief,
und morgens als erstes, wenn ich aufwachte.
Wie geht es dir, sprach ich in Gedanken mit ihm.
Bist du glücklich? Vermisst du mich auch?
32
An Sylvester war mein Wohnzimmer mediterran gewischt und ich hatte die ganzen
Farbsachen in den Flur verfrachtet.
Ben wollte heute nacht bei mir bleiben und mit mir zusammen ins Neue Jahr feiern. Ich hatte
ein paar Flaschen Sekt eingekauft, eine Schachtel Zigaretten und Zutaten für einen Salat.
Ein Salat Á lá Dominic erschien mir für diese Nacht als das einzig Richtige. Ben brachte noch
Salzstangen und Chips mit, aß aber fast alles alleine. Mein Salat war nicht so gut wie der von
Dominic, stellte ich neidisch fest, aber er erinnerte mich trotzdem an unsere gemeinsame
Nacht im Camper am See. Wir tranken zwei Flaschen Sekt dazu und lachten bis kurz vor
zwölf Uhr über den englischen Film "Dinner for One".
Ben konnte den Butler perfekt imitieren und ich lag mehr auf dem Boden vor lachen als dass
ich auf meinem Stuhl saß.
Eng umschlungen standen wir um Mitternacht in der Eiseskälte, die Gesichter in den Himmel
gestreckt, und bewunderten das bunte Feuerwerk. Ben, mein lieber Seelenverwandter, mein
bester Freund.
Meine Füße waren Eiszapfen, aber ich hielt tapfer durch. Ich zog mein Handy aus der Tasche,
aber ich hatte keine
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