Virtuelle Küsse (German Edition)
du wolltest nie wissen, wer ich bin.
Für mich gibt es keine Bedienungsanleitung, Dominic. Wenn Du es wissen willst, musst Du
es schon selber herausfinden. Es war Dir zu anstrengend, Deine sichere, gewohnte Bahn zu
verlassen. Lieber Ablehnung als Aufgeschlossenheit, nicht wahr, weil es so viel einfacher
ist!"
Ich sah ihn traurig an. Er wollte mich nicht. Er hatte es ausgesprochen.
Ich streifte sein Haarband von meinem linken Handgelenk, hielt es ihm hin, stand auf, zog
mich an, während mir die Tränen in den Augen brannten.
Ich sah ihn ein letztes Mal intensiv an, sah eindringlich in seine schönen Schlangenaugen.
"Machs gut, Dominic Daltrey."
37
Terminkalender Donnerstag, 25. Mai 2002: >Dominic. Du bist so schön! Ich liebe Deine
Augen. Du hast Angst dass ich Dir auch Deine Freiheit nehme. Deshalb schickst Du mich
weg. Und Du weisst nicht dass ich das niemals tun würde.
Weil ich dich liebe! Ich küsse Dein Gesicht. Ich küsse Deine Augen.
Ich habe an Dich geglaubt, Dominic, aber Du nicht an mich!<
"Marcus, bitte trag mir zwei Wochen Urlaub ein. Ich muss eine Weile weg." Unter meinen
Augen lagen tiefe Schatten. Ich hatte ein echtes Schlafproblem, ständig träumte ich von
Dominics Schlangenaugen.
"Wohin willst Du denn? Urlaub ist kein Problem, Dani. Vielleicht tut es Dir gut, mal eine
Weile auszuspannen. Du siehst richtig kaputt aus gerade." Marcus sah mich mitfühlend an.
"Sicherlich. Das denke ich auch. Ich fahre zu meiner Schwester nach Cartagena, sie hat dort
ein Ferienhaus, direkt am Meer. Ich will einfach nur meine Ruhe haben, einfach nur alleine
sein. Ab nächsten Montag, geht das?" "Kein Problem, ich trag Dir das so ein." "Danke,
Marcus."
Freitag.
Ich verabschiedete mich von Annie. Wir tranken in der Mittagspause einen Sekt.
"Auf Dich, Dani, cheers" sagte Annie und klirrte ihr Glas leicht an meins.
"Glaub an Dich, Du bist so eine Liebe! Und pass auf Dich auf!" "Salut, Annie, auf unsere
Freundschaft. Wahre Liebe gibt es eben nur unter Frauen. War gestern abend nicht Dein Date
mit Jimmy? Wie war es?"
"Dani, da ging die Post ab! Ich bin jetzt noch ganz zerfickt! Er war der Hammer! Nur- er zog
zwei Kondome übereinander. Gewöhnungsbedürftig! Es hat doch echt jeder irgendwo eine
Macke! Dave wollte dafür immer die gleiche Sorte Kekse. Trotzdem- wenn das so bleibt,
brauche ich gar nicht mehr weiter suchen."
Ich lächelte sie an. "Ich lasse Dir meinen Wohnungsschlüssel da. Ich leg ihn in den
Briefkastenschlitz. Kannst Du mir dann bitte immer die Post rausnehmen? Du kannst an den
PC wann Du willst. Mach´s gut, Annie." Ich umarmte meine Freundin.
Ich putzte meine Wohnung, räumte auf. Ließ die letzte Waschmaschine laufen. Telefonierte
mit Micky und mit Ben. Mittags konnte ich endlich mal wieder zwei Stunden fest schlafen. Es
war fünf. Ich wollte um acht losfahren, die Nacht über durchfahren, und wäre dann am
nächsten morgen in Cartagena.
Ich fuhr meinen PC hoch um die letzten Briefe zu beantworten und mich für die nächsten
zwei Wochen abzumelden. Thomas hatte geschrieben, er war glücklich, dass er zu seiner
Freundin wieder richtig Zugang gefunden hatte, und dass sie jetzt wieder die meiste Zeit
zusammenwohnten. Glücklicher Thomas. Er dankte mir nochmal, dass ich geholfen hätte das
möglich zu machen. Ich schrieb zurück wie sehr ich mich für ihn freuen würde und dass ich
die nächsten zwei Wochen nicht erreichbar wäre.
Ich schrieb auch an Mike und Jan hinterließ ihnen Grüsse. Dann sah ich noch in mein privates
Postfach.
Es war eine Nachricht von Dominic da. Ich zitterte wie Espenlaub.
Warum schrieb er mir hierher, und nicht wie sonst auf meine Seite bei "Talk&Love"?
Die Mail war von gestern. Im ersten Impuls wollte ich sie ungelesen weg löschen, aber dann
zwang ich mich dazu, sie zu lesen:
>Hallo schöne Mercianerin, wollte einfach mal wieder einen Blick auf dich riskieren - ich
schick dir einen Sonnenstrahl für den neuen Tag. Liebe Grüsse Dominic.<
Wie konnte er es wagen!
Ging jetzt alles wieder von vorne los?
Ich nahm mein Handy, und tippte mit fliegenden Fingern eine Antwort. Ich überlegte mir
nicht was ich schrieb, die Worte kamen ganz von alleine. >Lass mich, Dominic. Du wolltest
mich nicht. Du hast mich weggeschickt. Jetzt will ich nicht mehr. Ich fahre heute noch weg.
Ich will alleine sein, nur mit mir! Dani.< Ich klickte auf 'Nachricht übertragen' und warf das
Handy in die nächste Ecke.
Nach fünfzehn Runden vom Schreibtisch bis zum Sofa und wieder zurück hatte ich
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