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Virtuelles Licht

Virtuelles Licht

Titel: Virtuelles Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gibson
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und ich hier
    wegmüssen. Damit ihr keinen Ärger bekommt, du und deine Mom.«
    »Na schön«, sagte Sublett, »ich arbeite nicht mehr für die, Berry. Aber ich verschwinde auch von hier. Ich muß einfach weg.«
    Rydell schaute Sublett an, sah ihn irgendwie in seiner kompletten IntenSecure-Uniform, mit seiner Glock und allem, und auf einmal kam dieses große, verrückte Ideending in ihm hoch, schüttelte sich und rollte sich herum, wobei es all diese neuen Aspekte enthüllte. Aber du kannst ihn da nicht mit reinziehen, befahl sich Rydell, das wäre einfach nicht fair.
    »Sublett«, hörte Rydell sich etwa eine Minute später sagen, »ich wette, ich hab hier eine Berufsperspektive, an die du bisher noch nie auch nur gedacht hast.«
    »Und die wäre?« fragte Sublett.
    »Sich in Schwierigkeiten bringen«, sagte Rydell.
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    Notebook (1)
     
    Reis
    Scheuerschwämme
    Besen
    Allzweckreiniger
    Schlafsack
    Brennspiritus
    Öl/Dichtung
     
    Er schläft jetzt. Reis und das Curry vom Thai-Wagen. Fragt, wohin das Mädchen gegangen ist.
    Erzähle ihm, Fontaine hätte von ihr gehört, wüßte aber nicht, wo sie ist und warum. Die Pistole auf dem Bord.
    Widerstrebt mir, sie anzufassen (kalt, schwer, nach Öl riechend, der dunkelblaue Lack seitlich am Lauf, an den kannelierten Segmenten der Trommel zu Silbergrau abgewetzt. ›SMITH & WESSON‹. Thomasson). Heute nacht hat er wieder von Shapely gesprochen.
     
    Daß sie ihn auf diese Weise ins Jenseits befördert haben, Scooter, das ist auch so 'ne traurige Sache.
    417
    Immer wieder der gleiche Mist. Gibt trotzdem immer welche von denen. Man fragt sich, wieso sich diese verdammten Religionen so lange halten, oder wie's überhaupt dazu gekommen ist. Könnte sein, daß er selbst eines Tages auch so 'ne Art Messias wird, mit durchgeknallten Spinnern da draußen, die Leute für ihn umbringen oder jedenfalls sagen, daß sie's für ihn tun.
    Da gab's mal diese Christus-am-Kreuz-Leute, die nie redeten, außer montags, und das war der Tag, an dem sie hingingen und eine Schaufel Erde von ihrem Grab aushoben, Scooter. Hin und wieder hat einer von denen geglaubt, er hätte den Heiligen Geist in sich, und dann haben sie's einfach getan, mit diesen speziellen Chromnägeln, die sie alle mit sich rumschleppten, in ledernen Brustbeuteln, verstehst du, die aus dem Fell von ungeborenen Lämmern sein mußten. Zum Teufel, man muß schon sagen, daß sie noch irrer waren als diejenigen, die ihn erledigt haben, Scooter. Sind schließlich alle in die Klapsmühle gekommen. Nach 1998, schätzungsweise, waren keine mehr übrig.
    418

Anruf aus Paradise
    »Die Röhre, Honey«, sagte Mrs. Sublett. »Talitha Morrow, Todd Probert, Gary Underwood. 1996.« Sie lag im Fernsehsessel, mit einem feuchten Waschlappen auf der Stirn. Er war vom gleichen Blau wie ihre Pantoffeln, und ebenfalls aus Frottee.
    »Kenn ich nicht.« Chevette blätterte in einem
    Magazin über Reverend Fallon. Da war diese ehemalige Schauspielerin namens Gudrun Weaver, die Fallon irgendwo auf einer Bühne umarmte. Wenn er sich
    umgedreht hätte, dachte Chevette, hätte ihr seine Nase kaum bis zum Brustbein gereicht. Er sah aus, als ob ihm rosarotes Wachs unter die ganze Haut gespritzt worden wäre, und er hatte die abartigste Frisur, die sie je gesehen hatte, wie eine Perücke aus ganz kurzen Haaren, die jedoch den Eindruck machte, als ob sie von allein aufstehen und weglaufen könnte.
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    »In dem geht's ums Fernsehen«, sagte Mrs. Sublett,
    »deshalb ist er natürlich von besonderer Bedeutung für die Kirche.«
    »Wovon handelt er?«
    »Talitha Morrow ist eine Journalistin, und Todd
    Probert ein Bankräuber. Aber er ist ein guter Bankräuber, weil er das Geld nur braucht, um eine Herztransplantation für seine Frau zu bezahlen. Carrie Lee. Kennst du die noch? In einer reifen Rolle, Honey.
    Eher ein Cameo. Ja, und Gary Underwood ist Talithas Ehemaliger, aber er liebt sie immer noch, und zwar sehr.
    Tatsächlich hat er — wie heißt das noch gleich? —
    Erotomanie, das ist das einzige, woran er denkt, und es ist das reine Böse geworden, Honey. Zuerst schickt er ihr diese zerhackten Barbiepuppen; er schickt ihr ein totes weißes Kaninchen, dann die ganze tolle Unterwäsche mit Blut drauf ...«
    Chevette ließ die alte Frau reden. Sie konnte sie einfach ausblenden, wie sie es früher manchmal bei ihrer eigenen Mutter gemacht hatte. Sie hätte gern gewußt, weswegen Rydell und Sublett so aufgeregt waren. Sie hatten irgendwas vor; sie saßen

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