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Virtuelles Licht

Virtuelles Licht

Titel: Virtuelles Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gibson
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    verboten. Reverend Fallon hat eine Offenbarung gehabt, daß die virtuelle Realität ein Medium Satans ist, weil man nicht mehr genug fernsieht, wenn man erstmal damit angefangen hat ...«
    »Das glaubst du doch selbst nicht«, sagte Rydell.
    »Buddy auch nicht«, sagte Sublett, »aber sein Alter reißt ihm den Kopf ab, wenn er dieses VR-Zeug unter seinem Bett findet.«
    »Ruf ihn einfach mal an«, bat Rydell, »und erzähl ihm, was ich dir gesagt hab. Zweihundert Dollar in bar, plus Zeit und Gebühren.«
    »Man wird sie sehen«, sagte Sublett. Sein schüchterner silberner Blick huschte zu Chevette hinüber und sprang dann zurück zu Rydell.
    »Was meinst du damit, mich ›sehen‹?«
    »Naja, es ist deine Frisur«, erklärte Sublett. »Die ist zu ausgefallen für die, das kann ich dir sagen.«
     
    »Also, Buddy«, sagte Rydell zu dem Jungen, »ich geb dir diese beiden Hundert-Dollar-Scheine hier. Wann, sagst du, kommt dein Vater zurück?«
    »Frühestens in zwei Stunden.« Buddys Stimme
    knisterte vor Nervosität. Er nahm das Geld entgegen, als ob es Bazillen haben könnte. »Er hilft, 'ne neue Bude für die Treibstoffzellen zu bauen, die sie mit dem Kranwagen der Kirche aus Phoenix herbringen.« Buddy schaute immer wieder Chevette an. Sie hatte einen Sonnenhut aus Stroh mit einer großen, weichen Krempe 424
    auf, der Subletts Mutter gehörte, und eine dieser wirklich seltsamen Sonnenbrillen alter Damen, mit einem zitronengelben Rahmen und Gläsern, die sich an der Seite nach oben bogen. Chevette versuchte ihn anzulächeln, aber es schien nichts zu nützen.
    »Ihr seid Freunde von Joel, stimmt's?« Buddy hatte eine Frisur, die knapp an einer Glatze vorbeischrammte, ein Ding im Mund, das seine Zähne kräftigen sollte, und einen Adamsapfel, der etwa ein Drittel so groß war wie sein Kopf. Sie beobachtete, wie er auf und ab hüpfte.
    »Aus L.A.?«
    »Ganz recht«, sagte Rydell.
    »D-da möcht ich auch mal hin«, sagte Buddy.
    »Gut«, sagte Rydell. »Das ist ein Schritt in die richtige Richtung, glaub mir. Jetzt wartest du draußen, wie ich's dir gesagt habe, und sagst Chevette hier Bescheid, wenn jemand kommt.«
    Buddy verließ sein winziges Schlafzimmer und
    machte die Tür hinter sich zu. Chevette hatte nicht den Eindruck, daß hier überhaupt ein Junge in Buddys Alter lebte. Zu ordentlich, und dann diese Poster von Jesus und Fallen. Er tat ihr leid. Es war eng und heiß, und sie vermißte die Klimaanlage von Subletts Mutter. Sie nahm den Hut ab.
    »Okay.« Rydell nahm den Plastikhelm zur Hand. »Du setzt dich hier aufs Bett und ziehst den Stecker raus, wenn wir gestört werden.« Buddy hatte das Ding schon für sie angeschlossen. Rydell hockte sich auf den Boden 425
    und setzte den Helm auf, so daß sie seine Augen nicht sehen konnte. Dann zog er einen dieser Handschuhe an, mit denen man wählte und Sachen da drin rumbewegte.
    Sie sah zu, wie sein Zeigefinger in diesem Handschuh etwas auf eine nicht vorhandene Unterlage tippte. Dann hörte sie zu, wie er mit dem Computer der Telefongesellschaft sprach und Angaben über die Dauer des Gesprächs und die Gebühren verlangte, wenn er fertig war. Dann kam seine Hand wieder hoch. »Jetzt geht's los«, sagte er und begann, die Nummer zu tippen, die Lowell ihm gegeben hatte, wie er behauptete. Sein Finger stieß ins Leere. Als er fertig war, machte er eine Faust, wackelte damit herum und ließ die behandschuhte Hand dann in den Schoß sinken.
    Er saß ein paar Sekunden lang nur da, und der Helm schwang hin und her, als würde er sich etwas anschauen; dann hörte er auf, sich zu bewegen.
    »Okay«, sagte er in einem irgendwie komischen Ton, doch nicht zu ihr, »aber ist denn jemand hier?«
    Chevette merkte, wie sich ihre Nackenhaare
    sträubten.
    »Oh«, sagte er, und der Helm drehte sich, »du meine Güte ...«
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Die Republik der Sehnsucht
    Rydell hatte die Traumwände gemocht, als er noch
    auf der High-School war. Es waren von den Japanern konzessionierte Läden, die an diversen Orten aufgemacht wurden, hauptsächlich in älteren
    Einkaufszentren; manche befanden sich in ehemaligen Kinos, andere in alten Kaufhäusern. Einmal war er in einem Laden gewesen, den sie in eine alte Bowlingbahn eingebaut hatten; er war sehr lang und schmal gewesen, und alles verzerrte sich irgendwie, wenn man zu schnell vorging.
    Es gab viele verschiedene Möglichkeiten, in den
    Dingern zu spielen. In Knoxville waren Schießereien am beliebtesten gewesen, bei denen man Waffen bekam und

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