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Virtuelles Licht

Virtuelles Licht

Titel: Virtuelles Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gibson
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Geld.«
    Orlowsky lachte. Swobodow zuckte die Achseln.
    »Was wissen Sie, Warbaby?« Wieder zurück zum
    Geschäftlichen.
    »Mr. Blix ist tot aufgefunden worden, im Morrisey.
    Ermordet.«
    »Profis«, sagte Orlowsky. »Sie wollen, wir gehen von so ein idiotisches ethnisches Aspekt aus, Sie verstehn?«
    Swobodow schielte zu Warbaby hinüber. »Das
    wissen wir nicht«, sagte er.
    »Die Zunge«, sagte Orlowsky entschieden. »Gibt der Sache Farbe. Soll uns auf falsche Spur bringen. Sie denken, wir denken Latin Kings.«
    Swobodow zog an seiner Zigarette und blies Rauch
    in die ungefähre Richtung der Kellnerin. »Was wissen Sie, Warbaby?«
    »Hans Rutger Blix, dreiundvierzig, eingebürgerter Costaricaner.« Es hätten die einleitenden Worte bei einer Beerdigung sein können.
    »Meine haarige Arsch«, sagte Swobodow um seine
    Marlboro herum.
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    »Warbaby«, sagte Orlowsky, »wir wissen, Sie haben an der Sache gearbeitet, bevor man diesem Arschloch die Kehle durchgeschnitten hat.«
    »Arschloch«, tadelte Warbaby, als ob der Tote
    vielleicht ein enger persönlicher Freund, ein Logenbruder oder so was gewesen wäre. »Der Mann ist tot, das ist alles. Ist er deshalb ein Arschloch?«
    Swobodow saß da und paffte seine Zigarette. Er
    drückte sie auf dem Teller vor sich aus, neben dem mit Käse überbackenen Thunfischsandwich, das er nicht angerührt hatte. »Arschloch. Glauben Sie mir.«
    Warbaby seufzte. »Hatte der Mann eine Jacke,
    Arkady?«
    »Wenn Sie wollen seine Jacke«, sagte Swobodow,
    »dann erzählen Sie uns, was Sie für ihn tun sollten. Wir wissen, er hat mit Ihnen gesprochen.«
    »Wir haben nie miteinander geredet.«
    »Okay«, sagte Swobodow. »Er hat mit IntenSecure
    gesprochen. Sie sind Unabhängiger.«
    »Absolut«, sagte Warbaby.
    »Warum hat er sich an IntenSecure gewandt?«
    »Weil er was verloren hatte.«
    »Was?«
    »Was Persönliches.«
    Swobodow seufzte. »Lucius. Bitte.«
    »Eine Sonnenbrille.«
    Swobodow und Orlowsky wechselten einen Blick
    und sahen dann wieder Warbaby an. »IntenSecure holt 169
    Lucius Warbaby, weil dieser Kerl seine Sonnenbrille verliert?«
    »Vielleicht war sie teuer«, meinte Freddie leise. Er betrachtete sein Bild im Spiegel hinter dem Tresen.
    Orlowsky verschränkte seine behaarten Finger und
    ließ die Knöchel knacken.
    »Er dachte, er hätte sie vielleicht bei einer Party verloren«, erklärte Warbaby. »Eventuell hat sie sogar jemand gestohlen.«
    »Was für Party?« Swobodow rutschte auf seinem
    Hocker herum, und Rydell hörte die verborgene
    Panzerung knarren.
    »Einer Party im Morrisey.«
    »Wessen Party?« Orlowsky, über die Gläser hinweg.
    »Mr. Cody Harwoods Party«, antwortete Warbaby.
    »Harwood«, murmelte Swobodow, »Harwood ...«
    »Klingelt's bei ›Pawlow‹?« sagte Freddie zu
    niemandem im besonderen.
    Swobodow grunzte. »Geld.«
    »Ist in den Marlboros auch nicht drin«, sagte
    Warbaby. »Mr. Blix ist zu Mr. Harwoods Party
    gegangen, hat ein paar Drinks zu sich genommen ...«
    »Hatte Blutalkoholspiegel, da brauchte man gar nicht einbalsamieren«, bemerkte Orlowsky.
    »Er hat ein paar Drinks zu sich genommen. Und er
    hatte dieses Ding in seiner Jackentasche. Am nächsten Morgen war es weg. Er hat den Wachdienst im 170
    Morrisey angerufen. Die haben bei IntenSecure
    angerufen. IntenSecure hat mich angerufen ...«
    »Sein Telefon ist weg«, sagte Swobodow. »Haben
    sie mitgenommen. Nichts mehr da, was ihn mit
    irgendwem in Verbindung bringt. Kein Terminkalender, kein Notebook, nichts.«
    »Profis«, intonierte Orlowsky.
    »Die Brille«, sagte Swobodow. »Was für eine
    Brille?«
    »Eine Sonnenbrille.«
    »Wir haben diese gefunden.« Swobodow holte etwas
    aus der Seitentasche seines Londoner Nebels. Einen durchsichtigen Beutel mit Reißverschluß für Beweismittel. Er hielt ihn hoch. Rydell sah schwarze Plastikscherben. »Billiger Videorecorder. In den Teppich getreten.«
    »Wissen Sie, was er damit gesehen hat?« fragte
    Warbaby.
    Jetzt war Orlowsky an der Reihe. Er brachte einen zweiten Beutel für Beweismittel zum Vorschein, diesmal innen aus seiner schwarzen Weste. »Haben nach Software gesucht, konnten nicht finden. Dann haben wir ihn geröntgt. Jemand hat ihm das in den Hals gesteckt.«
    Ein schwarzes Rechteck. Der Aufkleber abgenutzt und fleckig. »Aber bevor sie ihn aufgeschlitzt haben.«
    »Was ist das?« fragte Warbaby.
    »McDonna«, sagte Swobodow.
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    »Hm?« Freddie beugte sich über Warbaby, um sich
    das Ding anzusehen.

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