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Virtuelles Licht

Virtuelles Licht

Titel: Virtuelles Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gibson
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fiel es ihm schwer, sich bei der Augenbewegung zu konzentrieren. Und wenn es ihm doch einmal gelang, bei Bagley etwas Brauchbares aufzuschnappen, hatte er es 164
    nach einer SSS-Sitzung meistens schon wieder
    vergessen. SSS war wie das Spielen mit Traumwänden, aber mit Waffen, und zwar mit echten.
    Wenn SSS die Trefferquote berechnete, zerrte es
    einen direkt in die Eintrittswunden rein, die eigenen oder die des anderen, und verkündete, ob der Verlierer verblutet war oder einen hydrostatischen Schock erlitten hatte. Es gab Leute, die nach ein paar SSS-Sitzungen ausgewachsene posttraumatische Krisen hatten, aber Rydell kam immer mit diesem selbstgefälligen Grinsen raus. Es lag nicht daran, daß er gewalttätig war oder daß ihm der Anblick von Blut nichts ausmachte; es war einfach so ein Rausch. Und es war nicht real. Deshalb hatte er nicht gelernt, diese offizielle Voodoo-Nummer abzuziehen und Leute mit seinen Augen zu behexen.
    Aber dieser Lieutenant Swobodow, der hatte das voll drauf, und sein Partner, Lieutenant Orlowsky, verfügte über eine eigene Version, die fast genauso wirksam war, und er tat es über die abgesägten Gläser hinweg. Der Kerl sah sowieso schon wie ein Werwolf aus, was ganz hilfreich war.**
    Rydell fuhr fort, das Erscheinungsbild der
    Mordkommission von San Francisco zu überprüfen.
    Dazu schienen alte braune Regenmäntel über
    kugelsicheren schwarzen Westen über weißen Hemden und Krawatten zu gehören. Die Hemden waren Button-Down Oxfords, und die Krawatten waren solche gestreiften Dinger, die immer den Anschein erweckten, 165
    als ob man zu einem Club gehörte oder so. Hosen mit Aufschlägen und wahre Kindersärge von Lloyds-Schuhen aus gekrispeltem Leder mit angenagelten Vibramsohlen. So ungefähr die einzigen Leute, die solche Hemden, Krawatten und Schuhe trugen, waren Immigranten, Leute, die es so amerikanisch wie möglich haben wollten. Aber mit einer kugelsicheren Weste und einem abgenutzten Londoner Nebel drüber sagte das schon was aus, fand er. Der stromlinienförmige Plastikkolben einer H&K war auch nicht unbedingt häßlich, und Rydell sah einen aus Swobodows offener Weste lugen. Er konnte sich nicht an die Nummer des Modells erinnern, aber es schien das mit dem Magazin über dem Lauf zu sein. Verschoß Vollmantelgeschosse, die wie Wachsstifte aussahen; die Plastiktreibladung lag um Metallpfeile herum, die großen Nägeln ähnelten.
    »Wenn wir wüßten, was Sie schon wissen, Warbaby, vielleicht macht alles leichter.« Swobodow ließ den Blick durch das kleine Lokal schweifen und holte ein Päckchen Marlboros aus seinem Regenmantel.
    »Das ist in diesem Staat verboten, Kamerad«, sagte die Kellnerin, froh über eine Gelegenheit, jemandem mit dem Gesetz zu drohen. Sie hatte einen wahren Wust von Haaren. Dies war einer der Läden, in denen man aß, wenn man einen wirklich beschissenen Industriejob hatte und dort in der Nachtschicht arbeitete.
    Wenn einem das Glück treu blieb, bekam man diese
    Kellnerin noch obendrein, dachte Rydell.
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    Swobodow fixierte sie mit einem Bullenblick von ein paar tausend negativen Volt, zog ein schwarzes Plastiketui mit seiner Dienstmarke drin aus der
    kugelsicheren Weste, klappte es in ihre Richtung auf und ließ es an der Nylonschnur an seine Brust zurückfallen.
    Rydell bemerkte das Klicken, als es aufschlug;
    irgendeine zusätzliche Panzerung unter dem weißen Hemd.
    »Die beiden Mormonen von der Highway Patrol, die
    hier reinkommen — zeigen Sie denen das Ding«, sagte sie.
    Swobodow steckte sich die Zigarette zwischen die
    Lippen.
    Warbabys Faust kam mit einem Goldklumpen von
    der Größe einer Handgranate nach oben.
    Er zündete dem Russen damit die Zigarette an.
    »Wozu haben Sie das, Warbaby?« fragte
    Swobodow mit einem Blick auf das Feuerzeug.
    »Rauchen Sie irgendwas?«
    »Alles außer diesen chinesischen Marlboros,
    Arkady.« So weinerlich wie immer. »Die sind voller Glaswolle.«
    »Ist amerikanische Marke«, beharrte Swobodow,
    »von Produkteur lizensiert.«
    »In diesem Land ist seit sechs Jahren keine Zigarette mehr legal produziert worden«, sagte Warbaby, der das ebenso traurig zu finden schien wie alles andere.
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    »Marlbor-ro«, sagte Swobodow, nahm die
    Zigarette aus dem Mund und zeigte auf die Beschriftung vor dem Filter. »Als wir noch Kinder waren, Warbaby, sie war für uns Geld.«
    »Arkady«, sagte Warbaby, als ob es ihn enorme
    Geduld kosten würde, »als wir noch Kinder waren, Mann, da war Geld für uns

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