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Virtuosity - Liebe um jeden Preis

Virtuosity - Liebe um jeden Preis

Titel: Virtuosity - Liebe um jeden Preis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Martinez
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lieber eine seiner idiotischen Science-fiction-Serien reingezogen hätte.
    Im Gegensatz dazu kannte ich Jonathon Glenn kaum. Als ich noch klein war, hatte er mich manchmal besucht. Aber das war selten und gekünstelt gewesen. Wohl kaum unvergesslich.
    Ich kann mich dunkel an ein paar lahme Ausflüge erinnern, zum Beispiel an einen Spaziergang im Central Park, gefolgt von einem Besuch in irgendeinem Buchladen. Jetzt gab es so gut wie gar keinen Kontakt mehr. Er teilte seine Zeit zwischen London und Peking ein, oder wo er sonst gerade Geschäfte machte, und rief mich an meinen Geburtstagen an. Manchmal. Ich hatte ihn zuletzt vor vier Jahren gesehen und seit vorletztem Weihnachten nichts mehr von ihm gehört.
    Zitternd zog ich meinen Pullover fester um mich. Ich konnte es kaum abwarten, bis endlich Sommer war. Nur noch ein paar Wochen und es würde auch abends warm bleiben und der Guarneri-Wettbewerb wäre vorbei. Fast Sommer. Fast vorbei. Ich stand auf und ging zurück ins Haus.

Kapitel 3
    An diesem Abend lag ich wach im Bett und ließ mir immer wieder jede einzelne qualvolle Sekunde des Fiaskos im Rhapsody durch den Kopf gehen, bis ich Magenschmerzen bekam. Blöde Heidi, blödes Zitronenküchlein, blöder Jeremy King. Aber am blödesten war ich selbst gewesen. Es war zu heiß in meinem Zimmer, mein Nachthemd hatte sich vollkommen verdreht und die Bettdecke kratzte, sobald ich mich bewegte. Oder mich nicht bewegte. Vielleicht war es so in der Hölle: von Schlaflosigkeit befeuertes Elend.
    Der Wecker auf meinem Nachttisch zeigte 2:21, als ich schließlich aufgab, mich aus der Bettdecke schälte und an meinen Schreibtisch setzte. Ich warf meinen Computer an, der mit einem leisen Surren antwortete, und sah in meinem Postfach nach. Ganz oben befand sich eine ungelesene E-Mail. In der Betreffzeile stand fettgedruckt: Nett dich auch kennengelernt zu haben . Die Adresse des Absenders sagte mir nichts, [email protected] , aber sie sah nach Spam aus dem Ausland aus. Ich konnte darauf verzichten, dass meine Festplatte ein weiteres Mal gereinigt wurde und Clark mir einen Vortrag über das Öffnen unbekannter E-Mails hielt. Also markierte ich die E-Mail und ließ den Cursor schon über der Löschtaste schweben. Eine Sekunde und dann noch eine weitere Sekunde. Doch irgendetwas in meinem Gehirn drehte sich, wie ein Puzzleteil, das an die richtige Stelle geschoben wird. Wenn ich die Buchstaben auseinanderzog, ergab die Adresse einen Sinn. Yehudi Menuhin School. Das war die exklusivste Geigenakademie in England, vielleicht sogar in ganz Europa. Die Schule, die Jeremy besuchte. Mist.
    Ich öffnete die E-Mail.
    Carmen,
    normalerweise wäre es mir etwas peinlich, jemandem eine E-Mail zu schicken, den ich nicht kenne und dessen E-Mail-Adresse ich nicht persönlich bekommen habe, aber schließlich warst du diejenige, die heute auf mich gewartet hat. Wenn also einem von uns etwas peinlich sein müsste  …
    Übrigens ist die Sekretärin des CSO äußerst bereitwillig, jedem deine Kontaktdetails zu geben, der behauptet, ein Fan von dir zu sein.
    Ich würde zu gern wissen: Machst du Jagd auf alle Halbfinalisten oder nur auf die, die vielleicht gewinnen könnten? Ist Stalking vor einem Wettbewerb eine amerikanische Gepflogenheit? Sollte ich es auch tun oder reicht diese E-Mail schon?
    Ich habe immer gedacht, Tonleitern und Passagen langsam zu üben ist die beste Vorbereitung auf einen Wettbewerb, aber vielleicht würde ich meine Zeit konstruktiver nutzen, wenn ich mich mit einem Fernglas in die Büsche schlage. Hat es sich bei dir schon bezahlt gemacht?
    Jeremy King
    PS Viel Glück!
    Ich las die E-Mail sechs Mal. Beim ersten Lesen registrierte ich Schock, nichts als Schock. Beim zweiten Scham. Beim dritten Scham. Beim vierten Scham mit einem Schimmer Wut. Beim fünften und sechsten Durchgang wuchs die Wut zur Raserei und ich wusste, dass ich das Endstadium erreicht hatte, als ich am liebsten die Faust durch den Bildschirm gejagt hätte.
    Mit zitternden Händen klickte ich auf den Antwortknopf. Ich musste nicht darüber nachdenken, was ich schreiben sollte. Es stellte sich heraus, dass mich meine Wut besonders wortgewandt machte oder zumindest extra produktiv. Offensichtlich hatte Jeremy Kinglänger nicht zu hören bekommen, was für ein unwichtiges Würstchen er war – vielleicht hatte man es ihm noch nie gesagt – und ich war diejenige, die das gerne übernahm. Ich würde ihm und der Menschheit keinen Gefallen tun, wenn ich

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