Virulent

Titel: Virulent Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Sigler

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gewisse Knöpfe zu drücken. Er zog ein Kleenex aus seiner Tasche und wischte sich den Schweiß von der Stirn.
    Vanessa sah überhaupt nicht wütend aus. Ihr Gesicht war fast ungerührt, doch sie konnte ihr stärkstes Gefühl nicht ganz verbergen – Befriedigung. Sie hatte gewonnen. Sie hatte seine Fehler bloßgelegt. Sie hatte dafür gesorgt, dass er vollkommen ausgerastet war. In ihren Augen sah er eine kristallklare Botschaft: Wenn er noch irgendeinen Rest seiner Karriere retten wollte, musste er nachgeben und alle ihre Vorschläge unterstützen.
    Murray räusperte sich. »Entschuldigen Sie, Mister President. «
    Gutierrez schenkte ihm ein typisches Politikerlächeln. »Das ist eine schwierige Situation. Wir sind alle sehr nervös.«
    »Hören Sie, Murray«, sagte Vanessa. »Ich bin kein Hippie, der Sie für einen Babyschlächter hält. Ich respektiere Ihre Dienste und Ihre Erfahrung, aber Sie stammen noch aus einer anderen Zeit. Das ist auch der Grund, warum heute wir im Amt sind. Weil Menschen wie Sie glauben, man dürfte die Bürgerrechte einfach so vergessen, wenn es im Augenblick passend erscheint.«

    Wieder spürte Murray, wie er wütend wurde, doch er wollte verdammt sein, wenn er noch einmal die Nerven verlor. Er hielt seinen Mund krampfhaft geschlossen. Ein unangenehmes Schweigen breitete sich im Oval Office aus. Gutierrez beendete es schließlich.
    »Wie gut könnten wir die Informationen darüber eindämmen, Murray? Würde irgendjemand davon erfahren, wenn wir sie schlüpfen lassen?«
    Verwirrt riss Vanessa ihren Kopf hin und her. Sie wollte etwas sagen, doch Gutierrez hob einen Finger und schnitt ihr schon vorher das Wort ab.
    »Wie gut können wir das eindämmen, Murray?«
    Eigentlich brauchte Murray jetzt nichts weiter zu tun, als Gutierrez von der Vorstellung abzubringen, die Dreiecke schlüpfen zu lassen. Eigentlich müsste er jetzt nichts weiter tun, als scheinbar auf Vanessas Position einzuschwenken, und schon würde sie einen Rückzieher machen.
    Aber noch immer wussten sie nicht, wo das nächste Tor errichtet werden würde. Dazu brauchten sie eine frisch geschlüpfte Kreatur. Dawsey würde dafür sorgen – er musste dafür sorgen.
    Und außerdem … hasste Murray Vanessa Colburn von ganzem Herzen.
    »Nun, Sir, ich will offen sein«, antwortete Murray. »Die Medien kennen bereits die Geschichte mit den fleischfressenden Bakterien. Wenn jemand daran stirbt…» Er hob die Arme. »So etwas passiert.«
    Vanessa schüttelte herablassend den Kopf. »Diese Dinge passieren nicht einfach so.«
    »Vanessa«, sagte Gutierrez, »tun Sie mir den Gefallen und halten Sie die Klappe.«

    Ihr Blick ähnelte dem, mit dem sie Murray wahrscheinlich bedacht hätte, hätte dieser seinen Schwanz aus der Hose geholt und sie gebeten, ihm einen zu blasen und dabei Sahne und Eiswürfel nicht zu vergessen.
    »Murray, auf einer Skala von eins bis zehn«, fragte Gutierrez, »wie wichtig ist es, dass wir erfahren, womit wir es zu tun haben?«
    »Von eins bis zehn? Wie wär’s mit vierhundertzweiunddreißig? Wir haben es hier mit einer Art Invasion zu tun. Ich glaube, die Zeit für Tee und Gebäck ist längst abgelaufen.«
    Er fixierte den Präsidenten mit festem Blick. John Gutierrez war erst seit einer Woche im Amt, und schon begann sein Idealismus zu bröckeln?
    Es gab nur einen Weg, um das herauszufinden, und der bestand darin, das Thema zu forcieren. Murray zog sein Handy aus der Tasche und hielt es hoch.
    »Mister President, bitte. Ich muss Ihre Entscheidung hören, denn schon bald wird unsere Diskussion gegenstandslos. Wenn Sie nichts sagen, ist das genauso, als würden Sie mich anweisen, das Schlüpfen zuzulassen. Wenn ich alter Mann Ihnen einen Rat geben darf, Sir, dann sollten Sie nicht zulassen, dass der Verzicht auf eine Entscheidung die Dinge für Sie entscheidet. Treffen Sie die Entscheidung und leben Sie damit.«
    Gutierrez starrte ins Nichts – oder er betrachtete etwas, das nicht in diesem Raum war.
    »Lassen wir sie schlüpfen«, sagte er.
    Murray tippte mit dem Daumen LASS ES LAUFEN in einer solchen Geschwindigkeit in sein Handy, dass ihn selbst Betty Jewell auf dem Höhepunkt ihrer SMS-Fingerfertigkeit bewundert hätte. Dann drückte er auf Senden.
    Vanessa schüttelte den Kopf. Sie sah aus wie jemand, der
einem geliebten Menschen etwas erklären möchte, das dieser einfach nicht begreifen will. »Mister President«, sagte sie. »John, ich … wir können das nicht machen.«
    Gutierrez lachte. Murray