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Virulent

Virulent

Titel: Virulent Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Sigler
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verdiente. Gerne hätte er Gutierrez den Scotch in Ruhe trinken lassen, doch jetzt war nicht der geeignete Augenblick für kleine Schlucke.
    »Mister President, wir brauchen eine Antwort«, sagte Murray. »Doctor Montoya will Bernadette Smith sofort operieren.«
    »Dann soll sie operieren«, sagte Vanessa. »Odgens Männer haben Ihnen den lebenden Wirt verschafft, den Sie unbedingt haben wollten, aber Dawsey spricht nicht mit den Dreiecken. Was den ganzen schönen Plan irgendwie wertlos macht.«
    Sie brauchte nur einen Satz, um zwei Dinge zu kombinieren: den Erfolg ihrer Idee, Odgen zu schicken, und die Unfähigkeit von Murrays Team, etwas daraus zu machen. Na gut, eigentlich waren es zwei Sätze, aber das änderte nichts an der Eleganz, mit der Vanessa Colburn dafür sorgte, dass man wie ein Idiot aussah.

    »Montoya hat immer noch die Möglichkeit, ein Dreieck zu sezieren, bevor es verwest«, sagte Vanessa. »Wir sind weiter als zuvor, selbst wenn Dawsey es nicht schafft, die Kommunikation aufrechtzuerhalten. Also wo ist das Problem?«
    »Das Problem, Miss Colburn, besteht darin, dass wir seit drei Monaten auch versuchen, eine dieser Kreaturen zu fangen. Jetzt können wir dieses Ziel erreichen.«
    Vanessa starrte ihn an. »Dieses Ziel erreichen? Was zum Teufel wollen Sie damit sagen, Murray? Dass wir diese Frau einfach sterben lassen sollen, damit wir uns einen der Nestlinge schnappen können?«
    »Diese Option gibt es.«
    »Das ist nur eine Option für einen verdammten Vampir«, sagte sie.
    Sie nannte ihn einen Vampir? Unbezahlbar. »Wir brauchen Informationen. Kriege werden nicht mit Waffen gewonnen. Sie werden mit Informationen gewonnen.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Das ist kein Krieg, Murray.«
    Es gab nicht mehr viel, das er sich von ihr noch bieten lassen würde. Auf diese Frau hörte der Präsident? Diese Frau entschied mit über das Schicksal der freien Welt?
    »Kein Krieg?«, sagte Murray. »Wie würden Sie es dann nennen? «
    »Es ist eine Krisensituation«, sagte Vanessa knapp. »Niemand, der noch bei Verstand ist, würde das einen Krieg nennen. «
    »Verdammte Scheiße, was wissen Sie schon vom Krieg? Hmm? Sie mit Ihrer beschissenen Ausbildung an einer Elite-Uni? Sie wollen mir sagen, was Krieg ist?«
    »Ruhig bleiben, Murray«, sagte Gutierrez.
    »Ich glaube nicht, dass ich das tun werde, Mister President«,
sagte Murray. Er hörte seine eigenen Worte, und er versuchte sich zurückzuhalten, doch er konnte es nicht mehr ertragen. »Miss Colburn, verraten Sie mir doch bitte in Ihrer unendlichen Weisheit, ob Sie wissen, wie es ist, wenn jemand auf Sie schießt.«
    »Das weiß ich in der Tat«, sagte sie. »Ich habe mir meine Ausbildung an einer Elite-Uni selbst verdient. Ich habe sie verdient, während wir ohne Geld, inmitten von Drogen und an jeder Ecke von Verbrechen umgeben aufwuchsen. Ich habe genügend Waffen gesehen, Murray. Ich habe Freunde sterben sehen.«
    Murray lachte ihr ins Gesicht. »Ach, tatsächlich? Sie sind also in einem miesen Viertel groß geworden, und das bedeutet, Sie wissen, was Krieg ist? Nachdem Sie gesehen haben, wie jemand gestorben ist, sind Sie dann wieder in Ihr Haus zurückgerannt und haben MTV eingeschaltet?«
    »Sie kennen mich nicht«, sagte Vanessa. »Sie wissen nicht, wie ich aufgewachsen bin.«
    »Na schön, dann verraten Sie’s mir. Wie viele Menschen haben Sie getötet?«
    Sie schwieg.
    »Keinen einzigen? Gut, von mir aus können wir den Punkt beiseitelassen. Aber wie oft haben Sie den Kopf eines Freundes gehalten, während er verblutete, ihm in die Augen gesehen und ihm versprochen dafür zu sorgen, dass seine Kinder gut aufwachsen werden? Nie? Nun, dann mussten Sie sich aber ganz gewiss schon die Hirnmasse eines Freundes aus dem verdammten Gesicht wischen, nicht wahr? Wie oft haben Sie sich in einem Reisfeld versteckt, während Ihr Blut in das schmutzige Wasser rann? Wie oft mussten Sie eine Zwölfjährige umbringen, weil sie mit einer Kalaschnikow auf Sie feuerte?
Hmm? Vielleicht klingt mieses Viertel jetzt nicht mehr so furchtbar schrecklich, oder doch?«
    »Murray!«, rief Gutierrez mit bellender Stimme. »Ihr Dienst für dieses Land ist wirklich nicht zu unterschätzen, aber jetzt reicht’s.«
    Murray bemerkte, dass er heftig atmete und schwitzte. Während der dreißig Jahre, in denen er unter sechs Präsidenten immer wieder in diesen Raum gekommen war, hatte er noch nie so sehr die Nerven verloren. Diese Frau verstand es wie niemand sonst, bei ihm auf

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