Virulent
immer eine kleine Frau war und jemand von seiner Körpergröße ihr wehtun konnte. Ihr sehr wehtun konnte, wenn er wollte … oder wenn er die Selbstbeherrschung verlor.
Seine Nasenflügel bebten. Er erhob sich zu seiner vollen Größe von über einem Meter neunzig.
»Du hast mir einen Zahn abgebrochen«, sagte er. Er sprach leise, doch es lag keine Ruhe mehr in seiner Stimme. Es fehlte nur noch sehr wenig, und Agent Clarence Otto, ihr Geliebter – nein, ihr ehemaliger Geliebter –, hätte sie zusammengeschlagen.
»Lassen Sie’s, Otto«, sagte Dew.
Clarences Kopf schoss nach links. Er starrte Dew an. Einen Augenblick lang dachte Margaret, er würde seine Wut an Dew Phillips auslassen.
»Das ist ein Befehl«, sagte Dew leise.
Clarence starrte ihn noch ein paar Sekunden lang an, dann sah er wieder zu Margaret. Seine Augen waren voller Hass. Er drehte sich um und stieg aus dem Trailer.
»Sie müssen sich wieder in den Griff bekommen, Doktor Montoya«, sagte Dew. »Wir stecken hier in einer ziemlich üblen Situation, und Sie sind klug genug, um die größeren Zusammenhänge zu verstehen. Haben Sie hier irgendwo einen Erste-Hilfe-Koffer?«
»Wozu brauchen Sie einen beschissenen Erste-Hilfe-Koffer? «
Dew deutete auf ihre rechte Faust. »Weil Sie hier überall Ihr Blut verschmieren.«
Margaret fühlte die nasse Wärme, kurz bevor sie die Hand hob. Erst als sie die Verletzung sah, spürte sie den Schmerz. Ihr Ringfinger war am unteren Gelenk weit aufgerissen worden von einem abgebrochenen Stück Zahn, das sich zwischen die aufgerissene Haut und den Knochen geschoben hatte.
Mit der linken Hand öffnete sie einen Schrank und zog den Erste-Hilfe-Koffer aus Kunststoff heraus. Einhändig hob sie
den Deckel und suchte nach einer Nadel und Verbandsmaterial. Dew streckte seine linke Hand aus, die Handfläche nach oben gedreht.
»Ich brauche Ihre Hilfe nicht, Phillips.«
»Doch, die brauchen Sie.« Seine Hand wartete immer noch auf die ihre.
»Meine linke Hand ist in Ordnung«, sagte Margaret. »Ich würde sie mir gerne an Ihrem Zahn aufreißen, wenn Sie mich weiter drängen.«
»Clarence Otto ist ein Gentleman«, sagte Dew. »Ich nicht. Ich glaube fest an die gleichen Rechte für alle. Wenn Sie mich schlagen, werde ich dafür sorgen, dass Sie Blut spucken. Wenn ich Otto richtig einschätze, wird er mich deswegen angreifen, denn ich habe sein Mädchen geschlagen. Er ist größer als ich, also werde ich ihm das Knie in die Eier rammen und ihm wahrscheinlich den rechten Arm brechen müssen, um ihn am Boden zu halten.«
Margaret starrte ihn nur an. Dew sprach ruhig und langsam. Seine Stimme war sanft. Obwohl er über nichts anderes sprach als über Gewalt, gelang es dieser Stimme, sie zu beruhigen. Je kleiner ihre Wut wurde, umso größer wurden die Schmerzen in ihrer Hand.
»Möchten Sie wissen, wie ich seinen rechten Arm breche, Dokor Montoya?«
Bilder von Perry Dawsey erschienen vor ihrem geistigen Auge, Bilder dieses gewaltigen Mannes, der sich auf dem Boden eines Motels blutend zusammenkrümmte, nachdem Dew mit ihm fertig war. In ihrem Kopf verschmolzen Clarence Otto und Perry Dawsey.
Dew hielt ihr noch immer die linke Hand mit der Handfläche nach oben hin.
»Nein«, sagte sie, »das will ich nicht wissen.« Sie hob ihre blutige rechte Hand und senkte sie in seine Handfläche.
Er zog den Zahn aus ihrem Knöchel und legte ihn auf den Computertisch. »Otto will ihn vielleicht wieder«, sagte er. »Sagt man von Wissenschaftlern wie Ihnen nicht, dass sie über solchen Handgreiflichkeiten stehen?«
»Ich werde diese Frau nicht sterben lassen«, sagte Margaret. »Das, was gerade passiert ist, ändert nichts daran. Ich werde die Operation durchführen.«
»Nein, das werden Sie nicht.« Dew legte eine Schicht Gaze auf die Wunde, drückte kräftig zu und hielt ihre Hand fest. Margaret fauchte vor Schmerz. »Sie werden tun, was man Ihnen sagt, Doktor Montoya.«
Sie wollte protestieren, doch er drückte ihre Hand noch ein wenig fester.
Sie wollte protestieren, doch der Schmerz ließ sie nach Luft schnappen und schnitt ihr das Wort ab.
»Auf Befehl des Präsidenten sollen wir zulassen, dass die Dreiecke schlüpfen«, sagte Dew. »Wir können das nächste Tor nicht finden, und deshalb können wir uns nicht erlauben, eine Kreatur umzubringen, die diese Information möglicherweise besitzt.«
»Wir können doch nicht unsere eigenen Bürger opfern, verdammt nochmal.«
»Wachen Sie auf, Doktor Montoya. Amerika
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