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Virulent

Virulent

Titel: Virulent Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Sigler
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hörte den Schmerz in diesem Lachen. »Vanessa, Sie schrecken vor etwas zurück? Ich hätte nie gedacht, dass ich das jemals erleben würde. Ich habe immer gewusst, dass ich Menschen früher oder später würde in den Tod schicken müssen. Manchmal habe ich mir selbst etwas vorgemacht, habe mir die Hoffnung erlaubt, dass meine Regierung vielleicht Glück hätte und wir nicht für mit der Flagge drapierte Särge verantwortlich sein würden. Soldaten in den Tod zu schicken ist schwierig. Aber Sterben gehört zum Job eines Soldaten. Das haben diese Männer begriffen, als Sie sich gemeldet haben. Wissen Sie, was noch schwieriger ist? Zu begreifen, dass es eine Amerikanerin namens Bernadette Smith gibt, achtundzwanzig Jahre alt und dreifache Mutter, eine Christin, die freiwillig in ihrer Kirche arbeitet und die ich wissentlich den grauenhaftesten Tod sterben lassen werde, den man sich vorstellen kann.«
    Wieder schüttelte Vanessa den Kopf. »Mister President, ich bestehe da – «
    Er schlug mit der rechten Faust auf den Schreibtisch. »Sie bestehen auf etwas? Sie bestehen auf etwas? Wer ist hier der verdammte Präsident?«
    »Das sind Sie, John«, sagte sie leise.
    »Für Sie immer noch Mister President«, sagte Gutierrez.
    Vanessa ließ den Kopf hängen. »Das sind Sie, Mister President. «
    »Wissen Sie, warum ich Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika bin, Vanessa?«
    Sie schüttelte den Kopf.

    »Erstens deshalb, weil ich genügend Grips habe, um Leute wie Sie zu engagieren und auf sie zu hören. Und zweitens deshalb, weil ich genügend Grips habe, um zu wissen, wann ich nicht auf Leute wie Sie hören darf. Und jetzt gehen Sie.«
    Vanessa blickte zu Murray und dann zum Präsidenten. Murray fragte sich, ob sie in Tränen ausbrechen würde.
    Sie öffnete den Mund, um etwas zu sagen, schloss ihn und öffnete ihn wieder. »Sie … Sie wollen, dass wir gehen?«
    »Nein«, sagte Gutierrez. »Nur Sie. Ich muss mit Murray reden. «
    Wieder sah sie zweimal hin, zuerst zu Murray und dann zu Gutierrez, der sie seinerseits mit reglosem Gesicht anstarrte.
    Vanessa Colburn stand auf und verließ das Oval Office so schnell, dass sie fast rannte. Die Tür schloss sich hinter ihr. Schweigen breitete sich aus.
    »Was ist mit Montoyas Wetterbericht?«, fragte Gutierrez. »Haben Sie Glück gehabt bei der Suche nach diesem unsichtbaren Satelliten?«
    »Noch nicht«, sagte Murray. »Aber wir haben jede Menge Leute auf die Sache angesetzt, Sir. Wir versuchen, mögliche Positionen vorauszuberechnen. Wir sind zuversichtlich, schon bald etwas zu finden.«
    Gutierrez nickte langsam. Er hatte die Frage nach dem Satelliten mit fast flüchtig hingeworfenen Worten gestellt.
    Murray wartete ruhig. Er ließ sich nicht zum ersten Mal auf diesen Tanz ein.
    »Mache ich das Richtige?«, fragte Gutierrez schließlich. Sein ungerührter Gesichtsausdruck verschwand. Murray konnte den Schmerz und die Unentschlossenheit im Gesicht dieses Mannes sehen. »Murray, geben Sie mir eine ehrliche Antwort. Sie machen das doch nun schon eine lange Zeit, nicht wahr?«
    »Ja, Mister President.«
    »Also, mache ich das Richtige, wenn ich diese Frau sterben lasse?«
    »Ich entscheide nicht über Richtig und Falsch. Das machen Sie, Sir. Ich gebe Ihnen nur die Informationen, mit deren Hilfe Sie eine Entscheidung treffen können, und dann führe ich diese Entscheidung aus.«
    »Verstehe. Und hilft dieser gewaltige Bockmist, den Sie da von sich geben, Ihnen nachts beim Einschlafen?«
    »Nein, Sir«, sagte Murray. »Aber ein oder zwei Schlaftabletten helfen auf jeden Fall.«
    Gutierrez lehnte sich in seinem Sessel zurück. Er leerte seinen Scotch und setzte das Glas dann so heftig ab, dass einer der Eiswürfel herausssprang und über den Schreibtisch schlitterte. Murray ging zum Servierwagen, holte die Flasche Macallan und schenkte dem Präsidenten einen Doppelten ein.
    »Wenn Ihnen das ein Trost ist, Mister President: Es macht mich sehr stolz und sehr zuversichtlich, dass Ihnen diese Entscheidung so schwerfällt. Ich habe fünf Präsidenten vor Ihnen gedient. Bei einigen habe ich miterlebt, dass ihnen Entscheidungen wie diese zu … zu leicht fielen.«
    Gutierrez starrte Murray einen Augenblick lang an. Dann hob er das Glas, als trinke er ihm zu. »Danke, Murray. Und jetzt kümmern Sie sich darum.«
    »Ja, Mister President«, sagte Murray und ging.

    76
Eine Art Box-Gymnastik
    Margaret ging im Computerraum auf und ab, was gar nicht so einfach war, wenn man bedachte,

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