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Virulent

Virulent

Titel: Virulent Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Sigler
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Schutt bedeckten und mit Schlaglöchern übersäten Straße stand.
    Perry machte einen Schritt nach vorn. Es war Zeit, die ganze Sache zu beenden. Eine Hand auf seiner Brust – Dew, der ihn zurückschob. Perry hätte Chelsea am liebsten erschossen, doch er würde Dews Vorgehensweise unterstützen.
    »Wir wollen verhandeln«, sagte Chelsea. »Meine Mommy braucht Hilfe.«
    »Sag deinen Leuten, dass sie die Waffen rauswerfen sollen. « Dew rief so laut, dass ihn die Männer im Gebäude hören konnten.
    Chelsea stand regungslos da, nur die weiße Fahne zuckte noch in ihrer kleinen Hand. Pistolen und Gewehre flogen aus den zerbrochenen Fenstern und landeten klappernd auf dem Bürgersteig. Zwei kamen aus dem Erdgeschoss und nur eine aus dem Stockwerk darüber. War das alles, was Odgen noch hatte? Drei Soldaten?

    Immer noch Schweigen.
    »Wo ist Colonel Odgen?«, fragte Dew.
    »Er wird jetzt herauskommen, mit meiner Mommy«, sagte Chelsea. »Sie ist krank, sie braucht Hilfe.«
    Perry hörte Nails’ bellende Stimme. »Kommandoeinheit eins, vorrücken!«
    Soldaten der Whiskey-Kompanie kamen aus ihrer Deckung, traten nach vorn und bildeten einen großen Halbkreis um Chelsea. Sie drehte sich um und ging ins Gebäude zurück. Perry wollte ihr ins Innere folgen, doch wieder lag Dews Hand auf seiner Brust und hielt ihn zurück. Chelsea war nicht mehr zu sehen. Nach wenigen Sekunden voller angespannten Wartens kam ein Mann heraus. Odgen. Er griff hinter sich und zog etwas durch die Tür. Etwas Großes, das wie ein zweibeiniges Flusspferd aussah. Grau. Es trug eine … Hose?
    Augenblick.
    Der Mann zog dieses Ding gar nicht.
    Dieses Ding … konnte laufen.
     
    Margaret sah, was für eine Abartigkeit aus dem Gebäude kam.
    »Scheiße nochmal«, sagte Clarence. »Was ist das denn?«
    Es war eine Frau. Eine zu aberwitzigen Dimensionen grauenhaft aufgeblähte Frau. Ihre Arme waren so sehr angeschwollen, dass sich die Haut ganz dünn und halb durchsichtig spannte wie bei einem Ballon – oder wie bei einer Wursthaut, die auf einem Grill brutzelte. Ihr Bauch wölbte sich wie bei einer Zeichentrickfigur. Ihre Brüste sahen massiv und missgebildet aus, wie Strandbälle. Ihr Gesicht war so sehr aufgebläht, dass ihre Augen nur noch aus langgezogenen, blinzelnden Schlitzen bestanden. Die Frau konnte nichts sehen, weshalb Odgen sie nach draußen führte.

    »Bleiben Sie, wo Sie sind!«, schrie Dew. »Odgen, stehenbleiben oder wir schießen!«
    Gewehre klickten, als die Soldaten ihre Gegner ins Visier nahmen. Odgen blieb stehen. Die Frau ebenfalls. Mit einer geschmeidigen, selbstsicheren Bewegung griff Odgen in seine Tasche, holte eine Handgranate heraus und zog den Sicherungsstift. Er presste die Granate in die aufgeblähten Fleischfalten der Frau.
    Dew feuerte. Odgens Kopf zuckte zur Seite, und dann fiel er leblos zu Boden.
    Zwei lange Sekunden folgten, eine unheilschwangere Pause. Margaret und die Soldaten starrten auf die obszön aufgeblähte Frau, die neben Colonel Charlie Odgens auf dem Boden liegender Leiche stand.
    Jemand fing an zu schießen.
    Plötzlich eröffneten ein Dutzend M4 das Feuer, und Kugeln schlugen in jene Monströsität, die einst die schöne Candice Jewell gewesen war. Mit jeder Kugel schoss ein grauer Strahl, der dem eines Miniaturfeuerlöschers glich, aus dem Körper heraus. Sie stolperte einen Schritt nach hinten, während sie mit grotesk fuchtelnden Armen das Gleichgewicht zu halten versuchte.
    Und dann ging die Handgranate hoch.
    Ein Knall, kein Blitz. Eine graue Wolke, durch die rote, fleischige Fetzen flogen.
    Die Wolke dehnte sich aus, quoll über Dew und die Männer hinweg, die zuvor Chelsea umringt hatten. Während sie sich ausbreitete, wurde sie dünner, wie eine lichtdurchlässige Kugel, die immer transparenter wurde. Die Soldaten drehten sich um, weil sie wegrennen wollten, doch die Wolke hüllte sie ein, bevor sie drei Schritte geschafft hatten. Sie trieb
über die Soldaten hinweg, als wolle sie unbedingt auch noch den nächsten Mann in der Reihe verschlingen. Und den übernächsten.
    Die Soldaten wurden langsamer und blieben schließlich stehen. Hände wurden hochgerissen an den Hals, an die Augen, an die Ohren. Sie kratzten sich. Sie verkrallten sich in ihr eigenes Fleisch. Sie schrien. Sie stürzten. Sie wanden sich und traten um sich.
    Die Wolke trieb über Margaret hinweg, und winzige Sporen bedeckten ihren luftdichten Schutzanzug.
    Tränen rollten ihr über das Gesicht. Das war es also, das war das

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