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Virulent

Virulent

Titel: Virulent Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Sigler
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eine ziemlich armselige Version des üblichen BSL-4-Sicherheitsstandards, aber immerhin funktionierte sie.
    Clarence folgte dem Bürgersteig. Seine rechte Schulter blieb dabei dicht an der mit Graffiti bedeckten Backsteinwand, doch er berührte sie nicht. Sie hatte ihn davor gewarnt, über irgendetwas hinwegzustreifen oder auch nur gegen etwas
zu lehnen, sollte er in einer Schießerei Deckung suchen. Obwohl der Schutzanzug stabil war, konnte er reißen, wenn er über scharfkantiges Metall gezogen wurde.
    Hubschrauber schwebten über ihnen, Bordkanonen feuerten, Explosionen ließen den Boden vibrieren – der Krieg war nach Detroit gekommen.
    Vorsichtig spähte Clarence um die Ecke. Er hielt einige Sekunden lang Ausschau, dann ergriff er Margarets Hand und zog sie zu sich, damit sie alles selbst sehen konnte. Am Ende des Blocks stand auf der gegenüberliegenden Seite einer Kreuzung ein weiteres verlassenes Gebäude. Es war ein Eckhaus, dessen kaputte Eingangstür schief in Richtung der Kreuzung Franklin und Riopelle hing. Hellgrau, zwei Stockwerke, mit Brettern vernagelte Fenster; es sah wie ein altes Restaurant oder wie eine Bar aus, oder vielleicht auch wie ein Eckladen, der noch aus einem Jahrzehnt stammte, in dem es mehr bewohnte Häuser als verlassene Grundstücke gegeben hatte.
    »Die Soldaten haben die Geiseln dorthin gebracht«, sagte er.
    »Was ist da drin?«
    »Ich weiß es nicht. Als das Tor zerstört wurde, muss Odgen klar geworden sein, dass alles vorbei ist und dass er verloren hat. Also hat er so viele Geiseln wie möglich in das Gebäude geschleppt, damit wir keine beschissene Bombe auf seinen Arsch abwerfen können.«
    »Oder vielleicht versuchen sie, die Leute zu verändern? Sie zu infizieren?«
    »Vielleicht«, sagte Clarence. »Vielleicht ein paar von ihnen. Aber es ist sinnvoller, normale Menschen als Geiseln zu haben. Sonst gibt es nichts, womit sie verhandeln können.«

    »Was machen wir jetzt?«
    »Wir müssen Hilfe holen. Hör zu, behalte die Tür im Auge, durch die die Soldaten hineingegangen sind, und rühr dich nicht von der Stelle. Odgens Hauptquartier ist in die Luft geflogen. Das müssen unsere Jungs gewesen sein. Ich schleiche mich auf die andere Seite des Gebäudes – die Soldaten können mich von dort aus nicht sehen. Ich werde versuchen, unseren Jungs ein Zeichen zu geben und sie hierherzuholen.«
    Langsam drückte sich Clarence von der Ecke weg. Margaret blieb auf den Knien und sah ihm zu. Etwa alle zwanzig Sekunden fuhr ein Wagen durch den sich langsam legenden Staub; die Autos waren voller Leute, die nach Unterschlupf suchten. Wenn diese Menschen sie oder Clarence in ihren biologischen Schutzanzügen sahen, versuchten die Autos so schnell wie möglich zu verschwinden. Die Gesichter im Inneren sahen entsetzt aus, die Menschen standen unter Schock. Sie konnte nichts für diese Leute tun – jedenfalls nicht, ohne Aufsehen zu erregen und für die Schützen im Gebäude jenseits der Straße sichtbar zu werden. Sie betete stumm, dass alle Autos einfach weiterfuhren.
    Dann kam plötzlich aus der Richtung des Flusses ein Motorrad die Riopelle herauf. Es war eine gedrungene, laute amerikanische Maschine, die eine kleine Wolke des immer noch fallenden Staubs aufwirbelte. Ein Mann fuhr, und eine kleine Person saß hinter ihm.
    »Fahr weiter«, flüsterte Margaret. »Nicht anhalten. Fahr weiter.«
    Das Motorrad hielt direkt vor dem Gebäude mit den Geiseln.
    Margaret verkrampfte. Sie konnte diese Leute nicht hineingehen lassen. Die beiden stiegen vom Motorrad, und Margaret
sah, dass es sich bei der kleinen Person um ein junges Mädchen mit lockigen Haaren handelte.
    Blond.
    Chelsea Jewell.
    Und der Mann – Colonel Charlie Odgen in Straßenkleidung.
    Sie rannten in das Gebäude.
    Margaret duckte sich rasch hinter die Ecke, außer Sichtweite.
    Clarence kam bereits von der anderen Seite her zurück. Er hatte ein breites Lächeln im Gesicht, eine fast ungläubige Miene.
    Sie packte seinen Arm. »Ich habe gerade Chelsea Jewell gesehen. «
    Sein Lächeln wurde noch breiter. »Bist du sicher?«
    »Ja, ich bin sicher! Sie ist es. Warum lächelst du?«
    Jetzt lachte er sogar. »Ich weiß nicht. Zu viel Tod, zu viel Stress, und dann passiert endlich etwas Gutes, und ich kann nicht mehr aufhören zu grinsen. Sieh selbst nach. Du wirst nicht glauben, wer da kommt.«
    Margaret tauschte die Position mit ihm. Sie bewegte sich noch immer langsam und vorsichtig, als sie zur anderen Seite des Gebäudes ging

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