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Virulent

Virulent

Titel: Virulent Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Sigler
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von hier verschwinden«, sagte Dew. »Ihr Auftrag lautet, Margaret zu beschützen, und ich will nicht, dass sie hier ist.«
    Clarence schüttelte den Kopf. »Aber Dew – «
    »Ich kann Ihren abgebrochenen Zahn sehen. Sie sollten einfach die Schnauze halten. Sie haben Ihre Befehle. Hätten Sie etwas dagegen, wenn wir hier weitermachen und die beschissene Welt retten? Perry, du gehst mit ihnen.«

    Perry Dawsey lachte tatsächlich. Ein makaberes Lachen, das ihm in einer Küche mit drei Leichen hätte über die Lippen kommen können.
    »Leck mich, Dewie«, sagte er. »Chelsea und ich müssen uns unterhalten.«
    Dew drehte sich um und legte den Kopf in den Nacken, um Perry direkt in die Augen zu sehen. Perrys schmutziges blondes Haar hing vor seinem mit Straßendreck und rötlichem Staub verschmierten Gesicht herab.
    »Du gehst jetzt sofort, Dawsey, das ist ein Befehl.«
    »Wie oft muss ich es dir noch sagen, alter Mann?«, erwiderte Perry. »Ich bin kein Soldat, und deine Befehle gehen mir am Arsch vorbei. Ich werde mir dieses Mädchen schnappen. Wenn du mich stoppen willst, musst du auf mich schießen, und diesmal schieße ich zurück. Mit deiner eigenen Waffe.«
    Perry runzelte die Stirn und hob seine Pistole. Er richtete sie nicht auf Dew, es war eher eine Geste, die für sich selbst sprechen sollte.
    »Sir!« Ein riesiger Schwarzer, der fast so groß war wie Perry, kam auf Dew zugerannt. »Sir, jemand hält eine weiße Fahne aus der Eingangstür.«
    »Was?«, rief Dew. »Sehen wir zu, dass wir diese Sache zu Ende bringen. Nails, die Hälfte Ihrer Männer soll die Fenster im ersten Obergeschoss ins Visier nehmen, die andere Hälfte das Erdgeschoss. Ich will keine Geiseln umbringen, aber ich bin auch nicht in der Stimmung, auf mich schießen zu lassen.«
    »Verstanden«, sagte Nails und fing an, mit bellender Stimme die Befehle weiterzugeben. Margaret hatte noch nie einen so lauten Menschen gehört.
    Dew sah Perry an. »Ich vermute mal, wenn ich dir sage, dass du hierbleiben sollst, wirst du mich einfach ignorieren.«
    Perry nickte.
    Dew seufzte. »Na schön. Scheiß drauf. Los geht’s.«
     
    Perrys langsame Atemzüge zeichneten sich in der kalten Luft ab und wurden von einer vom Fluss kommenden Brise davongetragen. Der Helm auf seinem Kopf fühlte sich kalt an, doch die kugelsichere Weste bewahrte seine Körperwärme und sorgte dafür, dass er trotz der eisigen Temperaturen schwitzte. Er umfasste seine .45er mit festem Griff und folgte Dew um die Ecke. Dew hielt den Lauf seines M4 auf den Boden gerichtet. Noch immer flogen Kampfflugzeuge über ihre Köpfe; die Motoren dröhnten über das ganze Stadtgebiet hinweg. Irgendwo in der Ferne brannte das Renaissance Center noch immer wie eine große, von schwarzem Qualm umgebene Fackel. Eine dichte Rauchsäule schraubte sich in den Himmel und trieb über die Innenstadt von Detroit. Über dem ganzen Viertel schwebten Hubschrauber, die wahrscheinlich darauf warteten, ob sich noch mehr von Odgens Männern zeigen würden.
    Perry und Dew gingen auf das Gebäude an der Straßenecke zu. Die Eingangstür war einen Spalt weit geöffnet; es war gerade genügend Platz, um einen Stock mit einem weißen Hemd herauszustrecken und damit auf und ab zu wedeln.
    Überall sah er Männer der Whiskey-Kompanie, die ihre Waffen auf die offene Tür und die Fenster gerichtet hatten. Falls jemand aus dem Inneren des Gebäudes heraus das Feuer eröffnen würde, wäre ein sofortiges Blutbad die Folge.
    Dew blieb sechs Meter vor der Tür stehen. Auch Perry blieb stehen, einen Schritt schräg links hinter ihm.
    »Wir hören«, sagte Dew.
    Die Tür öffnete sich, und Chelsea Jewell trat mit der Fahne in den Händen ins Freie.

    Wäre es irgendjemand anderes gewesen – ein Soldat, ein Erwachsener –, hätte ein Schütze, den es in den Fingern juckte, möglicherweise trotz der weißen Fahne das Feuer eröffnet. Doch der Anblick einer Siebenjährigen mit hübschen blonden Locken und einem unschuldigen Gesicht sorgte dafür, dass die Finger von den Abzügen wegglitten – wenn auch nicht allzu weit weg.
    Für alle anderen sah sie unschuldig aus, doch Perrys Blick drang tiefer. Er erkannte einen Alptraum, etwas Dunkles und Selbstgefälliges. Jemanden, der mit Freuden alles zerstörte, wenn sie nicht bekam, was sie wollte. Egal was er tun oder wie weit er gehen müsste – Chelsea Jewell würde diesen Ort niemals lebend verlassen.
    Sie trat drei Meter von der Tür weg, sodass sie schließlich auf der von

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