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Virulent

Virulent

Titel: Virulent Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Sigler
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mit der Hand den Mund zuhielten, während er starb.
    »Ich bin also ein zäher Bursche«, sagte Perry. »Scheiße, das muss gefeiert werden. Was hat es mir denn gebracht, dass ich so zäh bin? Mein Schwanz ist ruiniert, Mann. Sie haben ihn mir zwar wieder angenäht, aber sie wissen nicht, ob ich jemals wieder einen Steifen bekommen werde. Sie haben gesagt, dass ich vielleicht für den Rest meines Lebens impotent sein werde. Ich kann auf jeden Fall keine Kinder zeugen.«
    »Na schön, dann wirst du eben keine Kinder zeugen, was soll’s? Ich werde nie einen Sohn haben.«
    »Du hast eine Tochter«, sagte Perry.
    Dew nickte. »Stimmt. Und ich liebe sie mehr als mein Leben. Da hast du natürlich Recht. Aber weißt du, was? Sie hasst Angeln. Sie war nicht einmal bereit, auch nur ein einziges Mal mit mir zu gehen, um zu sehen, wie es ist. Sie hat Fische im Fernsehen gesehen und fand, sie sahen schleimig aus. Ich bin nie mit meinem Kind Angeln gegangen. Und ich werde es auch nicht mit irgendwelchen Enkeln machen, denn sie wird keine Kinder bekommen. Meine Familie wird mit mir erlöschen, genau wie bei dir.«

    »Warum wird sie keine Kinder bekommen?«
    »Sie ist eine Lesbe.«
    »Kein Scheiß?«
    »Kein Scheiß«, sagte Dew. »Ich glaube nicht, dass sie und ihre Partnerin ein paar liebe Kleine in die Welt setzen werden, wenn du verstehst, was ich meine. Ich liebe sie so, wie sie ist, und übrigens, wenn du noch einmal das Wort Lesbe benutzt, trete ich dir in die Eier.«
    »Ich habe nicht Lesbe gesagt, Mister Phillips. Das warst du.«
    »Ich?«
    »Ja.«
    »Oh«, sagte Dew. »Dann hör wenigstens auf, mich Mister Phillips zu nennen, verdammt nochmal.«
    »Ja, Sir.«
    »Und lass diese Sir -Scheiße. Ich muss arbeiten, um mir meinen Lebensunterhalt zu verdienen. Nenn mich Dew. Aber nicht Dewie. Das hasse ich.«
    »Okay, Dew«, sagte Perry. Seine Stimme war tiefer als sonst. Wieder hatte er die Ellbogen auf die Oberschenkel gestützt und ließ den Kopf hängen. Sein zerzaustes Haar hing herab wie ein blonder Vorhang, der die Bühne seines Gesichts verbarg.
    Dew fiel auf, dass er gerade gedroht hatte, Perry in die Eier zu treten. Wahrscheinlich war das nicht gerade das Sensibelste, das man zu jemandem sagen konnte, der sich mit einer Geflügelschere Big Jim und die beiden Zwillinge abgeschnitten hatte. Dew holte tief Luft. Er durfte nicht vergessen nachzudenken, bevor er sprach.
    »Weißt du was, Kumpel?«, sagte Dew.
    Perry zuckte mit den Schultern, ohne den Kopf zu heben.

    »Irgendwie habe ich dein Gejammer satt.«
    Jetzt hob Perry den Kopf. Zwar nur ein kleines Stück, aber doch so weit, dass die blauen Augen durch den blonden Vorhang blicken konnten.
    »Gejammer?«, sagte Perry mit zischender Stimme. »Wie wär’s, wenn du dir deine Dinger abschneidest, zweimal angeschossen wirst und eine zweiwöchige experimentelle Behandlung durchmachst, die sich anfühlt, als wanderten kleine, brennende Männchen unter deiner Haut umher, die alle wichtigen Teile, wie zum Beispiel dein Gehirn, mit Flammen bepissen? Und während du meinen kleinen Teil des Paradieses besichtigst, trifft ein Team von Spezialisten ein, das dir deinen Jimmy wieder annäht, natürlich ohne deine Eier, denn es gab da gewisse Tentakel, die durch sie hindurch gewachsen sind. Und dann hörst du dir an, wie dir diese verfickten Spezialisten erzählen, dass dein Schwanz vielleicht noch eine Chance von zehn Prozent hat, wieder zu funktionieren. Wie wär’s, wenn du all das tun würdest, Dew, damit du mir danach erzählen kannst, wie sehr ich jammere.«
    »Oh, du aaaaaarmes Baby.«
    Perrys Augen verrieten ein anderes Gefühl – Scham. Oder vielleicht war es auch nur Schmerz. Den Schmerz zu hören, wie jemand, den man respektiert, sagt, man sei wertlos.
    »Hör zu, Kumpel, das nervt«, fuhr Dew fort. »Aber der springende Punkt ist, dass du aufhören musst, dir selbst leidzutun. «
    »Ich denke, ich habe ein goldenes Ticket, wenn es darum geht, mir selbst leidzutun«, sagte Perry. »Ich glaube, ich gehe über ›Los‹, und kassiere die zwei Hunderter, denn wenn ich nicht das Recht habe, mir selbst leidzutun, wer denn dann, verdammt nochmal?«

    »Wie wär’s mir Marty Alvarez?«
    Perrys Augen wurden schmal vor Verwirrung. »Wer, zum Teufel, ist denn das?«
    »Ein junger Mann, mit dem ich in Vietnam gedient habe.«
    »Oh, ich bitte dich«, sagte Perry. »Kriegsgeschichten.«
    »Ja, Kriegsgeschichten. Hör einfach nur zu, okay?«
    Dew ließ den Satz in der Luft

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