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Virulent

Virulent

Titel: Virulent Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Sigler
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würde niemals auch nur zwanzig werden, Mann. Dein Leben ist am Arsch, zugegeben, aber du hast bisher schon fast ein Jahrzehnt mehr gehabt, als Marty hatte. Und er ist weitaus friedlicher gegangen als die meisten, Kumpel. Ich habe Leute sterben sehen, während sie noch versuchten, sich die Därme in ihren Bauch zurückzuschieben. Ich habe Leute weinen und betteln sehen, während ihnen jemand immer wieder ein Bajonett in die Brust gerammt hat. Dein Leben ist am Arsch? Na und? Wenigstens lebst du. Man spielt die Karten aus, die man bekommen hat. Du kannst entweder ein Mann sein oder nicht.«
    Dew stand auf. Er brauchte zwei Versuche dazu. Perry sagte nichts. Dew schwankte ein wenig, als er auf den großen Mann herabsah.
    »Ich muss etwas wissen, mein Junge.«
    »Okay«, sagte Perry.
    »Als du Baum und Milner ausgeschaltet hast, hast du ihnen nicht die Waffen abgenommen. Warum?«
    »Ich habe sie nicht gebraucht.«
    »Bullshit«, sagte Dew. »Du bist reingegangen, um die Infizierten umzubringen. Nach allem, was du wissen konntest, waren das Leute, die regelmäßig ihre Beiträge an die NRA zahlten. Vielleicht macht es dir nichts aus, umgebracht zu werden, aber ich kenne Typen wie dich. Das Spiel war in vollem Gang, und du wolltest verhindern, dass das Tor sich öffnete. Du wolltest nicht verlieren. Hab ich Recht?«
    Perry sah zu Boden, sein blondes Haar hing herab. »Ich wollte sie aufhalten. Mehr als alles andere«, sagte er leise. »Sie haben mir so viel genommen, aber ich … ich kann immer noch gewinnen. Wenn es ihnen nicht gelingt, das zu tun, wozu sie
hierher geschickt wurden – ganz egal, ob sie nichts weiter als Abschaum sind oder nicht –, dann rate mal, was passiert. Ich gewinne. Scheiß auf sie, ich gewinne.«
    Dew nickte. »Ich weiß genau, wovon du sprichst. Du kannst dir nicht vorstellen, wie sehr ich diese kleinen Scheißer aufhalten will. Aber du hast keine der Schusswaffen an dich genommen, und das bedeutet, dass du denen eine Chance gelassen hast, dich zu schlagen. Warum?«
    Perry saß schweigend und regungslos da. Dew wartete. Manchmal führt Schweigen weiter als alle Worte auf der Welt.
    »Du wirst mich für verrückt halten«, sagte Perry.
    »Ich glaube bereits, dass du durchgeknallter bist als ein Zimmer voller Charlie Mansons. Also, raus damit.«
    »Ich … ich kann Bill immer noch hören.«
    Das hatte Dew nicht erwartet. Der junge Mann war wirklich völlig durcheinander.
    »Du meinst, wie du deinen Vater gehört hast? Als du noch infiziert warst?«
    Perry nickte. »Ja. So ungefähr. Bill sagt mir immer wieder, dass ich mich erschießen soll.«
    »Dass du dich erschießen sollst.«
    »Hmm. Ja. Also, ich will keine Schusswaffe bei mir haben, weil … weil ich vielleicht auf ihn hören würde.«
    »Wenn du dich wirklich umbringen willst, brauchst du keine Pistole.«
    Perry hob den Kopf. »Ja, aber bei jedem anderen Mittel brauchst du wenigstens ein kleines bisschen Vorbereitungszeit. Zeit um nachzudenken. Zeit genug, um vielleicht wieder zur Vernunft zu kommen. Aber mit einer Pistole? Man denkt an die Sache, richtet den Lauf auf sich und drückt ab. Dazu braucht man wie lange? Zwei Sekunden?«

    Dew nickte. Genau so hatte er es selbst geplant für den Fall, dass er jene seltsamen juckenden Geschwüre auf seiner Haut entdecken sollte. War es nicht besser, eine Kugel zu schlucken, als Perrys Martyrium durchzumachen?
    »Ja«, sagte Dew. »Zwei Sekunden. Wenn überhaupt.«
    »Deshalb habe ich ihre Waffen nicht angerührt.«
    Dew Phillips war kein Psychologe, und obwohl er so betrunken war, dass er kaum stehen konnte, verfügte er noch immer über all den gesunden Menschenverstand, den ihm seine Mutter mitgegeben hatte. Perry hatte Selbstmordgedanken, aber er war klug genug, sich von jener einen Sache fernzuhalten, die diese Gedanken augenblicklich in Realität verwandeln konnte.
    »Dawsey, hast du jemals eine Waffe abgefeuert?«
    Perry schüttelte den Kopf.
    »Du solltest ein wenig schlafen. Dein Leben ist, was es ist. Ab morgen werden wir dafür sorgen, dass du dir nicht mehr selbst leidtust.«
    36
So sieht das Gehirn unter Einfluss der Crawler aus
    Chelsea Jewell erwachte. Sie wischte sich den Schweiß aus dem Gesicht und stieg aus dem Bett. Sie griff nach ihrem Kissen und zog das Deckbett von der Matratze.
    Es war möglich, dass Mommy hereinkommen würde, während sie schlief. Vielleicht kam sie, um sie zu bestrafen. Chelsea musste sich verstecken.

    Sie öffnete die Falttür des Schranks und zog

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