Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Virulent

Virulent

Titel: Virulent Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Sigler
Vom Netzwerk:
all ihre Schuhe heraus. Sie stellte die Schuhe unter das Bett und schob das Kissen und die Decke in den Schrank. Dann schloss sie die Schranktür und legte sich hin – den Kopf auf das Kissen, den Körper auf die Decke. Sie schlief ein, bevor sie sich zudecken konnte.
    In Chelseas Kopf warteten 1715 Crawler an ihrer Schädelbasis. Wie eine einzige Einheit verströmten sie Enkephaline und Endorphine ins Blut, das in ihr Gehirn floss. Diese mächtigen natürlichen Opiate verteilten sich im Gehirn, dockten an opioiden Rezeptoren an und hinderten diese daran, irgendwelche Informationen zu empfangen, was besonders für Botschaften galt, die Schmerzen betrafen.
    In Anbetracht dessen, was noch geschehen würde, war dies das einzig Menschenfreundliche, was die Crawler jemals tun würden.
    Die Crawler breiteten sich nach oben aus und strömten wie ein Gas durch den Frontallappen. Nachdem sie sich verteilt hatten, lösten sie sich vollständig voneinander und verwandelten sich wieder in individuelle Muskelfasern, die in der Lage waren, sich auf eine neue Art und Weise und mit neuer Funktion zu verbinden.
    Die »Ich bin hier«-Signale setzten wieder ein, doch diesmal verbanden sich die Fasern an ihren jeweiligen Enden und bildeten lange Stränge. Diese Stränge kreuzten einander auf allen Achsen (in Höhe, Breite und Tiefe) und in allen Zwischenräumen, so dass eine Netzstruktur entstand, die sich durch ihren Frontallappen, ihren Parietallappen, ihren Hippocampus und besonders ihren Orbifrontallappen zog. An zahlreichen Stellen bildeten die Fasern dendritenartige Finger aus, die Chelseas Gehirnzellen mit der Netzstruktur verbanden.

    Innerhalb weniger Stunden verwandelten sich die 1715 Crawler in ein neuronales Netz, das sich durch diejenigen Teile von Chelseas Gehirn zog, die die höheren Funktionen kontrollierten. Funktionen wie Gedächtnis, Denken, Vernunft, Abstraktionsvermögen, Gefühle.
    Schließlich liefen die letzten Fasern im Zentrum von Chelseas Gehirn zusammen. Hätte man sie gesehen, hätte man geschworen, dass sie einander angriffen, einander zerfetzten. Doch die Fasern lebten nicht, und sie waren keine Individuen. Sie waren Teil einer größeren Funktionseinheit. Sie zerfetzten einander nicht. Sie ordneten sich neu an, bauten sich neu auf … verknüpften sich miteinander.
    Als sie fertig waren, bildeten sie eine Kugel von etwa eintausend Mikron Durchmesser. Ranken schoben sich aus der Kugel nach außen und verbanden sie mit dem neuronalen Netz aus umgewandelten Crawlern. Nachdem die Verbindungen hergestellt waren, tat die Kugel genau das, wozu sie entwickelt worden war.
    Sie sandte ein Signal aus.
    37
Streck die Hand aus und berühre jemanden
    Der Orbiter hatte das frühe Biofeedback der neuen Varietät genau beobachtet. Aufgrund des ursprünglich hohen Maßes an Apoptose hatte der Orbiter logischerweise angenommen, dass diese Einheit von Samen, die zur Entwicklung von Crawlern führen sollte, ein totaler Fehlschlag war. Wieder würden
die heranwachsenden Arbeiter für sich selbst sorgen und versuchen müssen, sich vor dem Hurensohn zu verstecken, solange sie an einem neuen Tor arbeiteten.
    Der Orbiter arbeitete bereits an einer weiteren Einheit, aus der sich neue Crawler mit einem veränderten Code entwickeln sollten. Das wäre die letzte Chance, die achtzehnte und abschließende Probe.
    Doch als er das Signal erhielt, gab er den modifizierten Code auf. Er konzentrierte seine ganze Rechenkraft auf die neue Situation.
    Dieses Signal, dieses einsame Signal, zeigte einen potenziellen Erfolg an. Es lieferte eine Stelle, über die man unmittelbar eindringen konnte. Und wenn es dem Orbiter gelang, klar genug zu kommunizieren, genügend Informationen zu sammeln und den Reprogrammierungscode in ausreichendem Umfang über die Signalkette zurückzuschicken, dann würde dieses einsame Signal zu einem Vektor.
    Der Orbiter schickte sein eigenes Signal ab und begann, Informationen zu sammeln.
    38
Fotos zum Schulabschluss
    »Daddy, wach auf.«
    Donalds ganzes Hirn schwamm in einem Meer aus unterdrücktem Schmerz. Sein Körper brannte. Es war, als läge jeder Zentimeter davon auf einem Grill, und seine linke Hand fühlte sich noch schlimmer an.

    »Daddy, wach auf!«
    Er wollte nicht aufwachen. Wenn er schlief, musste er das alles nicht fühlen.
    »Daddy, mei-in Gesicht! Mei-in Gesicht!«
    Schließlich drangen Bettys Stimme und die hysterische Dringlichkeit, die in dieser Stimme lag, zu ihm durch. Manche Wörter sprach sie

Weitere Kostenlose Bücher