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Virulent

Virulent

Titel: Virulent Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Sigler
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gesagt, dass so etwas physikalisch nicht hinhaut«,
erwiderte Murray. »Obwohl ich da längst nicht mehr mitkomme.«
    »Der Feind hat in biotechnologischer Hinsicht Dinge zustande gebracht, von denen wir noch nicht einmal ahnen, welche Tragweite sie haben – ganz zu schweigen davon, dass wir sie nachbauen könnten«, sagte Margaret. »Vielleicht ist es gar nicht so schwierig, etwas vor der NASA zu verstecken, wie wir das gerne hätten.«
    »Vielleicht«, sagte Murray. »Sie bekommen Ihren Zugang, aber nehmen Sie keinen direkten Kontakt mit Cheng auf, verstanden? Offensichtlich mag er Sie nicht, Margaret.«
    »Ich kann mir gar nicht vorstellen, warum«, sagte Margaret.
    Murray beendete die Verbindung.
    »Es ist großartig, dass wir die Daten bekommen«, sagte Amos. »Aber im Ernst, Margo, die CDC haben die Software, die auf einem der mächtigsten Supercomputer läuft, und sie haben genügend Systemanalytiker, um sich damit zu befassen. Ich weiß zwar, dass wir drei ein verflucht schlauer Haufen sind, aber was haben wir, das die nicht haben?«
    »Ganz einfach«, antwortete Margaret. »Wir haben einen Perry Dawsey, der seit Neuestem kooperiert.«

    34
Die Jugend einer Nation
    Die Zellen eines Kindes haben sich noch nicht so oft geteilt wie die eines Erwachsenen. Deshalb gibt es an den Telomeren von Kindern weniger Beschädigungen, Mutationen und Verkürzungen. Sie sind schlichtweg gesünder.
    Als die Ablesekugeln Chelseas Stammzellen in kleine, selbstständige Muskelfabriken umwandelten, produzierten diese Fabriken deshalb genau das, was sie produzieren sollten: gesunde, modifizierte Muskelfasern.
    Die Fasern suchten einander und wurden dann zu den Crawlern, die sich die Nervenbahnen hinauf bewegten.
    Schmerzen schossen durch den Körper des kleinen Mädchens, sie zuckte im Schlaf und wimmerte, und Tränen tropften aus ihren geschlossenen Augen. Wie die übrigen Neuinfizierten konnte sie trotz der Schmerzen schlafen.
    Da sie weder durch eine misslungene Produktion noch durch eine sich ausbreitende Apoptose behindert wurden, machten ihre Crawler sehr viel Zeit gut. Die Armee langsam kriechender Mikroorganismen folgte den afferenten Nerven von ihren Händen in ihre Arme und ihre Schultern und glitt schon bald darauf in ihre Wirbelsäule und ihr Rückenmark.
    Bis zu diesem Punkt war die Reise nicht leicht gewesen. Nerven verlaufen durch oder neben Muskeln, Adern, Knochen, Sehnen, Bändern und Knorpeln. Die Crawler bahnten sich einen Weg durch diese dichten Areale wie Forschungsreisende, die sich durch das dichte Unterholz des Dschungels kämpfen. Als sie jedoch die Wirbelsäule erreichten, war es, als träten sie aus diesem Dschungel heraus und direkt auf den
makellos glatten Asphalt eines Superhighways. Die Crawler ergossen sich zu Tausenden in ihre Wirbelsäule.
    Von dort aus war es nur noch ein Katzensprung bis in Chelsea Jewells Gehirn.
    35
Betrunkene Unterhaltung
    Dew war schon seit langer, langer Zeit nicht mehr so betrunken gewesen.
    Das letzte Mal war Malcolm, sein Partner bei ihm. Malcolm, der gestorben war, weil Martin Brewbaker ihm ein Hackbeil in den Magen gerammt hatte. Einer der Infizierten. Und jetzt betrank sich Dew zusammen mit einem Menschen, der wie Martin Brewbaker gewesen war.
    Doch Dawsey war nicht mehr infiziert.
    »Ich verrate dir etwas, Kumpel«, sagte Dew. »Ich verrate dir, dass ich zu meiner Zeit schon viele zähe Bastarde getroffen habe. Aber ich muss zugeben, dass du irgendwie der zäheste von allen sein könntest.«
    Perry lächelte mit seiner eingerissenen Lippe und hob die Flasche wie zum Gruß. Es waren nur noch ein, zwei Schluck darin.
    »Danke Mister Phillips«, sagte Perry und nahm einen Schluck. Er ließ noch ein wenig darin – vielleicht einen halben Schluck – und reichte Dew die Flasche. Dew griff danach und leerte sie.
    »Auf all das Gute, das mir das eingebracht hat«, sagte Perry.
Sein Lächeln verschwand, es war von Anfang an nicht echt gewesen. Er wirkte gehetzt. Dew kannte diesen Gesichtsausdruck schon länger, schon seit vielen Jahren. Er hatte ihn bei den jungen Männern seines Zuges gesehen. Nicht bei allen, und nicht ständig, sondern üblicherweise, nachdem sie einen Freund verloren hatten, oder wenn sie sich unter einem Mörserangriff zusammenkauerten, der mehrere Tage lang dauerte, oder wenn sie einen kleinen Jungen erschossen, der mit einer Handgranate direkt auf ihre Kameraden zurannte, oder wenn sie zum ersten Mal einem Mann das Messer in den Bauch rammten und ihm

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