Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Virus (German Edition)

Virus (German Edition)

Titel: Virus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristian Isringhaus
Vom Netzwerk:
herrschte Stille.
Debbie konzentrierte sich auf ihre Untersuchungen, und Bobby schien in Gedanken
versunken. Schließlich setzte er erneut an, langsam, offenbar seine Gedanken
immer noch ordnend.
    „Du gehst davon aus, dass der
Mörder sich seine Opfer aus Ländern aussucht, die während der 2003er Epidemie
Sekundärinfektionen aufwiesen, richtig?”
    „Richtig.”
    „Weil das auf alle bisherigen
Opfer zutrifft und eine Botschaft in sich zu tragen scheint. Besonders
angesichts des Virusfunds in Sams Leiche. Es ergibt einen Sinn.”
    „Richtig”, Debbie hatte keinen
blassen Schimmer, worauf Bobby hinaus wollte, doch ein Teil ihrer Konzentration
war schließlich auch auf ihre Untersuchungen fixiert.
    „Und du gehst davon aus, dass die
Opfer Virologen oder Epidemiologen sein müssen. Es trifft bislang zu und es
macht Sinn die Botschaft des Mörders betreffend”, fuhr Bobby fort.
    „Richtig.”
    „Des Weiteren gehst du davon aus,
dass die Opfer Teilnehmer des G8-Gipfels sein müssen, richtig?”
    „Richtig. Das trifft ebenfalls
auf alle bisherigen Opfer zu.”
    „Aber genau hier liegt das
Problem”, erwiderte Bobby. „Nur weil es auf die bisherigen Opfer zutrifft,
heißt das nicht, dass dem auch weiterhin so sein muss. Denn es trägt keine
Aussage in sich, es ergibt keinen tieferen Sinn. Der Verweis des Mörders auf
die SARS-Epidemie von 2003 funktioniert in jedem Fall, ob die Opfer nun
Gipfelteilnehmer sind oder nicht.”
    Debbie musste einen Moment
darüber nachdenken. Prinzipiell hatte Bobby Recht. Aber ein Problem blieb
bestehen.
    „Wenn das Opfer kein
Gipfelteilnehmer ist”, wandte sie schließlich ein, „wie kann der Mörder es dann
hier umbringen?”
    „Vielleicht hat er es schon im
Vorfeld des Gipfels gekidnappt, um ihm dann während des Gipfels ein
medienwirksames Ableben zu bescheren.”
    Debbie durchlief binnen weniger
Augenblicke ein Wechselbad der Gefühle. Ein kurzer Stoß von Euphorie durchfuhr
sie, als Bobby seine Theorie nannte. Natürlich, das war die Lösung. Warum hatte
sie nur immer geglaubt, es müsse sich um Gipfelteilnehmer handeln? Sie war stets
davon ausgegangen, dass die zukünftigen Opfer erst freiwillig zum Ort ihrer
Ermordung kommen mussten, um dann dort umgebracht zu werden. Doch das war
natürlich Unsinn. Genauso gut konnte der Mörder sie auch einfach herbringen.
Wenn der Berg nicht zum Propheten kam, musste der Prophet eben zum Berg gehen.
    Doch unmittelbar auf diesen
kurzen Moment großer Euphorie folgte tiefe Ernüchterung.
    „Shit!” entfuhr es Debbie.
    „Was ist?” fragte Bobby.
    „Wenn die nächsten Opfer bereits gekidnappt
sind, dann ist es unmöglich herauszufinden, wo sie sich gerade aufhalten. Sie
können nicht geschützt werden, und der Mörder wird nicht beim Versuch, sie
umzubringen, festgenommen werden können.”
    „Das stimmt natürlich, daran habe
ich nicht gedacht”, gab Bobby zu.
    „Das einzige Opfer, das noch als
Köder für die Bestie herhalten kann, bin ich.” Ernüchterung dämpfte Debbies
Stimme ebenso wie ihre Stimmung.
    „Aber du hast einen
entscheidenden Vorteil”, versuchte Bobby, ihr Mut zu machen.
    „Und der wäre?”
    „Der Mörder weiß weder, dass du mit
ihm rechnest, noch dass du unter dem Schutz der CIA stehst.”
    „Das stimmt.” Ein klein wenig
Erleichterung machte sich in ihr breit, ein winziges bisschen. Mehr war
angesichts der Gesamtumstände nicht drin. „Danke, Bobby. Du hast mir sehr
geholfen. Ich muss jetzt ins Bett. Schönen Feierabend.”
    Sie wollte gerade die Taste
drücken, um das Gespräch zu beenden, als Bobby noch einmal dazwischenfuhr.
    „Moment, Debbie. Mir ist noch
eine Kleinigkeit eingefallen”, rief er.
    „Was denn noch?”
    „Ich habe mich gefragt, wo der
Mörder den Virus herhaben könnte. SARS-Viren kauft man nicht bei Walmart.”
    Darüber hatte Debbie sich noch
gar keine Gedanken gemacht. Aber die Frage war berechtigt. Wo kriegte man
SARS-Viren her? Eigentlich nirgends.
    „Worauf willst du hinaus?” fragte
sie.
    „Ich will darauf hinaus, dass der
Mörder die Viren unter Umständen selbst gezüchtet haben könnte”, erwiderte
Bobby.
    „Aber dafür müsste er Virologe
sein”, gab Debbie zu bedenken. „Viren sind etwas anderes als Urzeitkrebse. Man
gießt nicht einfach Wasser drüber und gut ist.”
    „Richtig. Und das ist es, was mir
Angst macht. Wenn ein Virologe den Virus gezüchtet hat, dann könnte er
theoretisch auch ein wenig an dessen RNA rumgespielt und das Genom

Weitere Kostenlose Bücher