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Virus (German Edition)

Virus (German Edition)

Titel: Virus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristian Isringhaus
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erhalten.
    „Ich bin in meinem Hotelzimmer”,
antwortete Ashcroft.
    „Und es geht Ihnen gut?” Herforth
traute ihren Ohren nicht. Irgendetwas stimmte hier ganz gewaltig nicht. Wer
würde Jäger tasern, ohne anschließend Ashcroft anzugreifen?
    „Mir geht es bestens. Warum?”
    „Weil ihr Personenschutz
ausgeschaltet wurde”, erwiderte Herforth. „Haben Sie davon denn gar nichts
mitbekommen?”
    „Er wurde ausgeschaltet?”
Ashcroft klang überrascht. „Nichts von mitbekommen, nein. Er war allerdings
immer ein Stück von uns entfernt. Im Prinzip haben wir ihn fast überhaupt nicht
wahrgenommen.”
    Das machte natürlich Sinn.
Personenschützer waren geschult, so unauffällig wie möglich zu agieren und den
Objektpersonen alle erdenklichen Freiheiten zu garantieren.
    „Und Sie sind sich sicher, dass
es Ihnen gut geht?” vergewisserte Herforth sich noch einmal.
    „Mir geht es gut. Vielen Dank.”
    Herforth beendete das Gespräch.
Natürlich war es möglich, dass der Mörder zunächst Jäger ausgeschaltet hatte,
dann aber von einer Patrouille gestört worden war, bevor er Ashcroft und
Petersen hatte angreifen können. So musste es gewesen sein, doch irgendetwas
störte Herforth. Sie konnte nicht recht sagen, was es war, ein Gefühl, eine
Eingebung – irgendetwas stimmte nicht. Vielleicht sollte sie versuchen, ihre
Gedanken für einen Moment abzulenken, nicht zu verkrampft zu überlegen. Häufig
führte diese Methode sie zu einer Lösung.
    Sie erreichte die Außenbezirke
Rostocks und überlegte, was sie als nächstes tun sollte. Eigentlich konnte sie
schlafen gehen. Ihre Spezialisten arbeiteten alle an ihren Aufgaben und für
Herforth selbst gab es im Moment nicht allzu viel zu tun, doch sich ins Bett zu
legen, während ihre Mitarbeiter sich die Nacht um die Ohren schlugen, passte
nicht zu ihrem Charakter. Sie war eine strenge Chefin, aber im Stich lassen
würde sie ihre Mitarbeiter nie. Sie würde Präsenz zeigen, den Kollegen das
Gefühl geben, eine von ihnen zu sein. Das war das Mindeste, was sie im Moment
in Sachen Mitarbeitermotivation tun sollte.
    Und dann erinnerte sie sich ganz
plötzlich. Wie Schuppen fiel es ihr von den Augen, was am Gespräch mit Ashcroft
sie stutzig gemacht hatte. Wieder einmal hatte ihre Methode funktioniert. Man
musste nur die Gedanken freilassen, sie nicht mehr krampfhaft auf eine Sache
konzentrieren, und schon würden sie von ganz alleine alles herausrücken, was
sie zunächst unter Verschluss hielten.
    Es war der Mangel an Überraschung
und der Mangel an Angst in der Stimme der Amerikanerin gewesen, der Herforth
stutzig gemacht hatte. Immerhin wurde sie mit dem Tod bedroht. Hätte da die
Information, dass ihr Personenschutz ausgeschaltet wurde, nicht Panik bei ihr
auslösen müssen? Oder hätte sie nicht mindestens nach einem neuen Beschützer
fragen sollen?
    Das, zu diesem Schluss kam
Herforth, wären natürliche Reaktionen gewesen. Irgendetwas stimmte hier nicht.
    Sie tätigte einen Anruf und
ordnete an, dass ein weiterer Personenschützer vor Ashcrofts Hotelzimmer
postiert wurde. So würde sie früher oder später erfahren, ob die Virologin die
Wahrheit gesagt hatte oder nicht.

68.
    „Bist du noch dran?” fragte
Debbie nachdem sie ihr Gespräch mit Herforth auf ihrem Handy beendet hatte.
    „Bin noch bei dir”, klang die
Stimme ihres Assistenten aus dem Lautsprecher des Labortelefons. Debbie hatte
die Verbindung zu Bobby in Minneapolis nicht unterbrochen, als ihr Handy
geklingelt hatte.
    „Das BKA belügen, alle Achtung.”
Bobby pfiff durch die Zähne. „Deine Verwandlung zur CIA-Agentin ging aber ganz
schön schnell.” Offenbar hatte er über die Freisprecheinrichtung des
Labortelefons Teile von Debbies Gespräch mit Herforth gehört, und sich den Rest
aus dem zusammengereimt, was Debbie ihm zuvor erzählt hatte. Sie beschloss, nicht
weiter auf seine Sticheleien einzugehen. Es gab Wichtigeres im Moment.
    „Bobby, wir müssen den Mörder
fassen”, sagte sie mit düsterer Stimme. „Er ist geisteskrank und er verfügt
über einen gefährlichen Virus. Wir müssen ihn einfach fassen, Bobby. Wir müssen.”
    „Hast du eine Idee?”
    „Ich denke, die einzige
Möglichkeit, ihn zu fassen, ist über die Opfer. Wir müssen herausfinden, wer
das nächste Opfer sein wird, und hoffen, ihn dann auf frischer Tat zu ertappen.”
    „Richtig. Das Problem ist aber,
dass du von drei weiteren Opfern ausgehst, aber nur ein weiteres sicher
annimmst.”
    „Genau.”
    Eine Weile

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