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Virus (German Edition)

Virus (German Edition)

Titel: Virus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristian Isringhaus
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dass die neue Strategie, die der Virus verwendet, um
Zellen zu penetrieren, weniger effektiv ist als die alte. Ich schätze, wir
müssen sogar vom Gegenteil ausgehen.”
    Holger starrte sie einen Moment
lang entgeistert an.
    „Du meinst also, der neue Virus
ist erstens unter Umständen noch aggressiver als der alte und zweitens immun
gegen den einzigen bislang bekannten Impfstoff”, fasste er ihre Worte zusammen.
    „Exakt”, stimmte Debbie ihm zu. „Effektiver,
aggressiver, nenn es wie du willst. Auf jeden Fall scheißgefährlich.”

69.
    Als sie um viertel vor fünf
morgens von einem CIA-Agenten zurück in den eingezäunten Bereich gebracht
wurden, wusste Holger, ohne dass einer von ihnen ein Wort darüber verloren
hätte, dass er die Nacht nicht alleine verbringen würde. Es war eine Art
stillen Verständnisses. Nichts würde passieren, er würde auf der Couch
schlafen, doch in jedem Falle würde er nicht alleine sein.
    Während der Geheimdienstler
Arrangements für den Schutz des Gebäudes traf, führte Holger Debbie in seine
Wohnung. Er war heilfroh, dass sie ihn nicht alleine ließ. Der Weg zurück in
die reale Welt war steinig und mit Debbie an seiner Seite weit leichter zu
begehen.
    Holger hatte kaum begonnen, sich
die Couch im Wohnzimmer für die Nacht herzurichten, als Debbie ihn an die Hand
nahm und ins Schlafzimmer führte. Nachdem sie sich hingelegt hatten, gab sie
ihm einen Kuss auf die Wange und schlief augenblicklich in seinem Arm ein.
    Er selbst konnte noch nicht
schlafen, viel zu aufregend war der Tag gewesen. Zudem hatte er am Morgen weit
länger als Debbie geschlafen und später im Labor auch noch ein wenig. Doch es
störte Holger nicht, wach zu liegen. Viel zu sehr genoss er Debbies Nähe, ihre
Wärme, die Geborgenheit, die sie ihm gab. Welches Glück dieser Welt hatte sie
zu ihm geführt?
    Er musste an ihre erste Begegnung
denken und daran, wie sehr sie sich gegenseitig verabscheut hatten. Viel war
passiert in den letzten siebzehn Stunden. Er würde Debbie beschützen, würde nicht
zulassen, dass jemand dem einzigen Menschen, der ihm etwas bedeutete, etwas
antat.
    Nicht noch einmal.

70.
    Thomas Heinze, Doktor der
Virologie und politischer Berater der Kanzlerin, war nicht unzufrieden mit dem
bisherigen Verlauf des Gipfels. Die Morde hatten für ein weltweites
Medieninteresse gesorgt, das in der Geschichte der G8 ohne Beispiel blieb. Rund
um die Uhr wurde inzwischen von dem Gipfel berichtet, und da die mysteriösen
Umstände der Verbrechen und die verschwiegene Informationspolitik der Polizei
nicht ausreichend Stoff boten, wurden mehr und mehr auch Gipfelinhalte in die Reportagen
mit einbezogen.
    Besser hätte es fast nicht laufen
können. Dies war sein Gipfel, und sein Gipfel war ein Hit.
    Am frühen Morgen war eine Anfrage
im Beraterteam der Kanzlerin eingegangen, ob jemand von ihnen einem Meeting der
Sicherheitsverantwortlichen die Morde betreffend beiwohnen wolle. Während die
meisten Helfer der Regierungschefin dieser lästigen Zeitverschwendung aus dem
Weg zu gehen versuchten, hatte Heinze sich freiwillig gemeldet. Es konnte
schließlich nicht schaden, ein wenig über die Ermittlungsstände zu erfahren.
    Und so saß Heinze nun um acht Uhr
morgens in einem Konferenzraum des Hotels ‚Seeadler’, um zu erfahren, wie weit
die polizeilichen Ermittlungen fortgeschritten waren. Mit ihm am Tisch befanden
sich BKA-Chef Herbert Bruncke, BND-Direktor Klaus Martens und Generalmajor
Ernst von Glagow. Alle drei kannte Heinze von offiziellen Empfängen. Zudem war
die leitende Ermittlerin des BKA anwesend, die ihm als Milla Herforth
vorgestellt wurde. Heinze mochte sie nicht, sie war ihm auf den ersten Blick
unsympathisch.
    Kaffee wurde aus bereitstehenden
Thermoskannen eingeschenkt, und man ging schnell in medias res.
    Zur Eröffnung des Meetings tat
Herforth kund, es gebe keine Neuigkeiten. Toll. Und dafür hatte man ihn
herbestellt? Doch etwas war seltsam an Herforths Aussage – oder vielmehr an der
Reaktion, die sie bei den übrigen Anwesenden auslöste. Denn – Heinze konnte es
nicht anders beschreiben – die Gesichter der drei Männer zeigten eine Mischung
aus Entsetzen und Erleichterung. Wie war das möglich?
    Herforth schien seinen fragenden
Blick erkannt zu haben, denn sie erklärte sich sogleich. Man habe mit einem
weiteren Mord in der letzten Nacht gerechnet, bislang aber keine Leiche
gefunden. Zudem habe niemand einen Posaunenton wahrgenommen. Einerseits sei es
natürlich erfreulich,

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