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Virus (German Edition)

Virus (German Edition)

Titel: Virus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristian Isringhaus
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breit.
    „Ohne einen Beweis für die Existenz
des Virus’ wird Italien nicht zahlen”, sagte der italienische Ministerpräsident
bestimmt und verschränkte wie zur Bekräftigung seine Arme vor der Brust.
Leichte Ernüchterung machte sich in Bruncke breit. Derartige Probleme hatte er
nicht erwartet,  und derartige Anschuldigungen zu hören, versetzte ihn in Wut.
    „Selbstverständlich steht es
jedem von Ihnen frei, eigene Experten die Leichen untersuchen zu lassen”, sagte
er so besänftigend wie ob seiner aufkommenden Rage möglich. „Sie werden den
mutierten Virus in den drei ersten Opfern finden, wahrscheinlich auch im
vierten. Von Monsieur Trébor werden Sie sich wahrscheinlich eine Erlaubnis
einholen müssen, immerhin lebt er noch. Die Echtheit des Erpresserschreibens zu
verifizieren, ist uns leider nicht möglich. Immerhin wissen wir selbst nicht,
ob es sich nicht um einen Trittbrettfahrer handeln könnte, der hier ganz
spontan die Idee hatte, die Morde für eine Erpressung zu nutzen. Einzig das
Vorhandensein der unzähligen Nummernkonten auf dem ganzen Erdball lässt darauf
schließen, dass die Erpressung von langer Hand geplant wurde und nicht einem
spontanen Einfall entspringt.”
    Totenstille löste Brunckes Worte
ab und dieser konnte durchaus nachvollziehen, dass das Gesagte nach
Verarbeitung verlangte. Immerhin verlangte er von jedem der übrigen Staaten die
Zahlung von fünfundzwanzig Millionen Euro, ohne mit Sicherheit sagen zu können,
dass eine wirkliche Bedrohung vorlag. Was, wenn der Erpresser bluffte?
Möglicherweise handelte es sich um eine leere Drohung – zwar mit einem höchst
realen Virus, aber ohne eine reale Chance, diesen effektiv zu verbreiten.
    Driver war es schließlich, der
Bruncke zu Hilfe kam. „Ich kann Existenz und Gefährlichkeit des Virus’
bestätigen. Und ich kann bestätigen, dass der Virus in den drei ersten Opfern
der Serientat vorgefunden wurde.”
    Ein wenig Misstrauens schwand von
den Gesichtern der meisten Anwesenden, während sich die Mienen der russischen
Vertreter nach der Aussage des Amerikaners weiter verfinsterten.
    „Angenommen wir würden uns bereit
erklären, den Forderungen nachzukommen”, setzte schließlich der französische Staatspräsident
an, „wie würden Sie dann verfahren? Was genau würde mit unserem Geld passieren?”
    Bruncke atmete erleichtert auf.
Endlich bekam er die Gelegenheit, wieder sachlich über Optionen und Strategien
zu diskutieren. Das Misstrauen der Russen und Japaner hatte in keiner Weise zur
Klärung der Situation beigetragen. Er schätzte den französischen
Staatspräsidenten für dessen ausgeprägtes Gespür für Diplomatie, auch wenn dieser
gelegentlich ein wenig zu tief ins Glas guckte.
    „Unser größtes Problem und
gleichzeitig der genialste Schachzug des Erpressers ist die schwammige Angabe
bezüglich des Zeitpunkts”, antwortete Bruncke. „Er sagt, der Virus werde beim
Ertönen der sechsten Posaune freigesetzt. Wir haben keinerlei Indiz darauf,
wann das sein könnte. Bislang waren die zeitlichen Abstände zwischen den
einzelnen Morden völlig arbiträr. Das bedeutet, dass wir ab der fünften Posaune
jederzeit mit der sechsten rechnen müssen. Dementsprechend müssen wir nach dem
fünften Mord zu zahlen beginnen. Wir werden langsam und mit kleinen Beträgen
anfangen. Auf diese Weise zeigen wir dem Erpresser unseren guten Willen und
machen ihn hungrig auf mehr. So wird er, sollte die sechste Posaune vor Eingang
der kompletten Summe ertönen, trotzdem den Virus nicht freisetzen.”
    Bruncke machte eine Pause und
blickte in die Gesichter seiner Zuhörer. Die meisten schienen, ihren Mienen
nach zu urteilen, seine Vorschläge für vernünftig zu halten, auch wenn einige
sich alle Mühe gaben, ihre Gedanken hinter der steinernen Fassade eines
Pokerface zu verstecken.
    „Indes”, ging er zum heiklen
Punkt der Zusammenarbeit über, „haben wir mehr Zeit, zu ermitteln. Die
Bundesregierung und ihre Behörden sind bereit, was die Ermittlungen und die
finanziellen Transaktionen anbelangt, absolute Transparenz zu praktizieren.
Allerdings erwarten wir das im Gegenzug auch von jedem von Ihnen. Alleingänge
einzelner Länder”, hierbei warf er einen kurzen, aber vielsagenden Blick zu Driver,
„können die Ermittlungen nur behindern.”
    „Ich denke, ich spreche für alle
hier im Saal”, erwiderte Driver, „wenn ich sage, dass niemand einen Alleingang
für nötig befinden wird, solange Sie uns keine Informationen

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