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Virus (German Edition)

Virus (German Edition)

Titel: Virus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristian Isringhaus
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betrifft – die gesamte Menschheit”,
eröffnete BKA-Chef Herbert Bruncke das Meeting.
    In aller Eile hatte sich eine
illustre Runde zusammengefunden, um die Optionen des Umgangs mit dem
Erpresserschreiben zu diskutieren. Die Regierungschefs sämtlicher G8-Staaten sowie
ranghohe Geheimdienstler und Sicherheitsverantwortliche aus allen acht Ländern
waren in einem der größeren Seminarräume des ‚Seeadlers’ zusammengekommen.
    Ein immenser Kreis von Tischen
bot jedem der nahezu vierzig Anwesenden Platz. Der Raum war Hauptbestandteil
eines etwas kleineren Trakts zwischen dem Hotel und dem walförmigen Kongresszentrum.
Weil drei seiner vier Wände aus Glas bestanden, hätte er einen fantastischen
Blick über die wunderschöne Dünenlandschaft von Petersdamm freigeben können,
doch um die Teleobjektive der enttäuscht vom Dorfkern an den Zaun
zurückkehrenden Reporter auszusperren, hatte man den Raum verdunkelt. Unzählige
in die Decke eingelassene Halogenleuchten erhellten ihn nun und wurden vom
schwarzen Granit des Fußbodens lustvoll reflektiert.
    Doch dafür hatte keiner der
Anwesenden an diesem Donnerstagnachmittag einen Blick. Schockiert lauschten sie
Brunckes Bericht den Erpresserbrief und auch den Virus betreffend, denn mit
Ausnahme der Amerikaner wusste bislang niemand etwas von dem Erreger.
    „Der Erpresser fordert
zweihundert Millionen Euro, die wir auf diverse Nummernkonten auf der ganzen
Welt übertragen sollen”, kam Bruncke zum Ende seiner Ausführungen. „Er sagt,
beim Ertönen der sechsten Posaune werde der Virus freigesetzt. Weltweit. Wir
wissen nicht, wie er das zu tun gedenkt, doch die Akribie seiner bisherigen
Planung deutet darauf hin, dass es ihm an Ideen selten mangelt.”
    „Warum informieren Sie uns erst
jetzt über den Virus?” fragte der russische Sicherheitschef sofort.
    „Bislang hat es sich um eine
interne Angelegenheit gehandelt”, erwiderte Bruncke. „Ein psychopathischer
Krimineller hat in unserem Land Verbrechen begangen. Das fällt in die
Zuständigkeit der deutschen Behörden.”
    „Wenn ein gefährlicher Virus in
der Nähe meines Präsidenten festgestellt wird, dann ist das meine Zuständigkeit”,
erwiderte der Russe unwirsch. Sein harter Akzent verstärkte den Ausdruck von
Rage in seiner Stimme wahrscheinlich noch über das von ihm beabsichtigte Maß
hinaus.
    „Es steht Ihnen frei”, warf Devon
Driver ein, „eigenständig zu ermitteln, was an Bedrohungen gegen Ihren
Präsidenten vorliegt. Solange Sie dabei nicht vergessen, die Souveränität
unserer Gastgeber zu respektieren.”
    „Wollen Sie damit sagen, Sie
wussten ebenfalls von dem Virus?” rief der Russe erbost. Inzwischen hatte sein
Gesicht ein nahezu ungesundes Maß an Farbe angenommen. Ein leises Raunen ging
durch den Saal. Offenbar schien niemand allzu erfreut darüber, dass die
Amerikaner über mehr Informationen verfügten als alle anderen.
    „Die CIA hat eigenständige
Ermittlungen durchgeführt”, erwiderte Driver. „Sie werden verstehen, dass ich
deren Ergebnisse nicht mit Ihnen teilen kann.”
    Soeben wollte der russische
Sicherheitschef eine Entgegnung giften, als Bruncke beschwichtigend die Hände
hob. „Bitte, meine Herren. Es hilft uns nicht weiter, uns jetzt gegenseitig zu
beschuldigen oder nachzuvollziehen, wer was wusste. Wichtig ist, was wir jetzt
wissen. Und das ist die Tatsache, dass wir erpresst werden.”
    „Was für Alternativen sehen Sie,
Herr Bruncke?” fragte der britische Premierminister.
    Bruncke atmete tief durch. Er
hatte diese Frage befürchtet, auf der anderen Seite aber auch gewusst, dass er
mit ihr konfrontiert werden würde.
    „Ich sehe keine Alternative”,
erwiderte er mit mattem Ton. „Natürlich werden wir unsere Ermittlungen mit
ungebremstem Einsatz fortführen, doch wir sollten uns darauf gefasst machen,
die Summe zu bezahlen.”
    „Woher wissen wir, dass Sie die
Wahrheit sagen?” erkundigte sich der Chef des japanischen Geheimdienstes.
    „Was genau meinen Sie damit?”
fragte Bruncke irritiert zurück.
    „Sie beweisen uns weder die
Existenz des Virus’ noch die eines Erpressers”, erklärte der Japaner,
„verlangen aber zweihundert Millionen Euro von uns.”
    Ein allgemeines Nicken ging durch
den Saal. Offenbar wurde auch dem Rest der Anwesenden erst jetzt klar, worauf
der Japaner hinauswollte.
    „Sie wollen implizieren, die
Bundesregierung würde die übrigen G8-Staaten um diesen Betrag betrügen?”
Ungläubige Entgeisterung machte sich in Bruncke

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