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Virus (German Edition)

Virus (German Edition)

Titel: Virus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristian Isringhaus
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einbeziehen.”
    Driver griff nach einem
Textmarker und markierte sämtliche Forscher aus Staaten der Europäischen Union.
Das Ergebnis war für den Moment äußerst befriedigend, zumindest, wenn man
voraussetzte, dass die letzte Annahme die EU betreffend korrekt war. Denn übrig
blieben exakt vier Wissenschaftler aus nur drei Ländern. Weiter würde man nicht
mehr eingrenzen können, doch bereits jetzt hatte man die Anzahl der zu
überprüfenden Länder signifikant gesenkt.
     Jetzt galt es, für jedes dieser
drei Länder, für Russland, Nigeria und Trinidad und Tobago, nach Anhaltspunkten
zu suchen, die möglicherweise auf ein Vertuschen von Sekundärinfektionen
hindeuteten. Driver betraute seine Agenten mit den Rechercheaufgaben und
stellte Holger und Debbie ein Computerterminal zur Verfügung, um eigene
Nachforschungen anzustellen.
    Die Wahl des Landes, über das die
beiden recherchieren würden, fiel leicht, schließlich sprach keiner von ihnen
Russisch oder Spanisch. Das würden die hochqualifizierten CIA-Mitarbeiter
übernehmen müssen. In Nigeria hingegen war Englisch Amtssprache, auch wenn Yoruba
mit über dreißig Millionen Menschen über die größte Sprechergemeinde aller
afrikanischen Sprachen verfügte und das sogenannte Nigerian Pigeon English,
wenn gesprochen, nur schwer verständlich war. Zum Glück bezog sich diese
Recherche mehr auf das geschriebene als das gesprochene Wort.
    Nahezu eine halbe Stunde lasen
sich Debbie und Holger durch das Internet und nigerianische Zeitungen, doch
außer einer Meldung über zwei SARS-Todesfälle Mitte Mai 2003 konnten sie nichts
finden. Langsam keimte in Debbie der Verdacht auf, dass die CIA über weit
ergiebigere Informationsquellen als das Internet verfügte und Driver sie mehr
zu Zwecken einer Beschäftigungstherapie an den Computer gesetzt hatte.
Prinzipiell war daran nichts auszusetzen, solange die Spezialisten die
Informationen beschafften, doch befriedigend war es nicht. Debbie wollte
helfen, sie wollte mitwirken, und der Mangel an Informationen aus dem Internet
gab ihr ein Gefühl von Nutzlosigkeit.
    Ein Seufzer von Holger als
Reaktion auf ein weiteres unbefriedigendes Suchergebnis von Google verriet ihr,
dass es ihm nicht anders ging. Doch dann kam schließlich Bewegung in die Sache.
Der erste Agent meldete sich mit Ergebnissen.
    „Ich denke, Russland können wir
ausschließen”, sagte er, nachdem er zusammen mit Debbie, Holger und Driver am
Konferenztisch Platz genommen hatte. „Die Russen haben einen SARS-Fall
gemeldet. Sie sind sehr offen mit dem Fall umgegangen und haben in jeder
Hinsicht mit der Weltgesundheitsorganisation kooperiert. Auch ist ein Arzt der
WHO nach Russland gereist, um den Patienten zu untersuchen.”
    „Es würde sich also die Frage
stellen”, hakte Driver ein, „warum ein Land, das auf der einen Seite völlig
offen mit einer Erkrankung umgeht und sich kooperativ zeigt, auf der anderen
Seite etwas verschweigen sollte. Es würde keinen Sinn machen.”
    „Exakt”, erwiderte der Agent.
„Also habe ich nach weiteren Hinweisen gesucht. Nichts deutet auf eine
Vertuschung hin.”
    Ein weiterer Agent setzte sich zu
ihnen an den Tisch.
    „Was hast du, Vasguez?” fragte
Driver.
    „Ich habe alle möglichen Quellen
durchforstet”, antwortete der Angesprochene. „Es gibt nicht das geringste
Indiz, das Trinidad und Tobago je auch nur das Entfernteste mit SARS zu tun
gehabt hätten. Keine Fälle, keine Verdachtsfälle, keine Landsleute im Ausland
erkrankt, keine Ausländer in Trinidad und Tobago erkrankt – nichts. Absolut
nichts.”
    „Ich hab’ was”, rief plötzlich
einer der Agenten aus einer der dunkleren Ecken des nur durch die flimmernden
Monitore illuminierten Raums. Debbie, Holger und Driver sprangen auf und eilten
zu ihm.
    „Was ist es?” fragte Driver
aufgeregt.
    „Nigeria hat am 12. Mai 2003,
also vor exakt sechs Jahren, zwei SARS-Verdachtsfälle gemeldet.”
    „Das haben wir auch gesehen”,
sagte Debbie frustriert. War das etwa alles? Deshalb machte der hier so einen
Alarm?
    „Das ist aber noch nicht alles”,
bat der Agent wieder um Aufmerksamkeit. „Zwei Tage später zog das nigerianische
Gesundheitsministerium die Meldung zurück. Es habe sich um einen Irrtum
gehandelt. Diese Meldung ist nie an die Presse gegangen. Ich musste mich in den
WHO-Computer einhacken, um das rauszufinden.”
    „Mit welcher Begründung wurde die
Meldung zurückgezogen?” fragte Holger.
    „Sie sagten, man habe sich
geirrt, der

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