Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Virus (German Edition)

Virus (German Edition)

Titel: Virus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristian Isringhaus
Vom Netzwerk:
telefonisch mitteilen können, aber
ich dachte, ich schaue mal persönlich rein. Ist irgendwie netter.” Er lachte.
    Wegmann hingegen stand der Sinn
überhaupt nicht nach Lachen. Nichts? Was hatten diese Stümper denn den ganzen
Tag gemacht?
    „Was meinen Sie mit ‚nichts’?”
fragte er ernst.
    „Es stimmt nicht ganz. Lediglich
mit dem eigentlichen Brand sind wir nicht weiter”, antwortete Löscher schnell
und mit in Wegmanns Augen unangemessener Fröhlichkeit. „Wir konnten bisher
keinen Brandbeschleuniger nachweisen und wissen deshalb nicht, warum sich das
Feuer so schnell ausgebreitet hat. Wir bleiben aber am Ball. Die Ursache ist
natürlich der Blitz, das ist klar wie Kloßbrühe. Aber mit eben dem haben wir so
unsere Probleme.”
    Probleme waren nicht gut, das
Wort ‚Problem’ hatte Wegmann eigentlich in diesem Gespräch überhaupt nicht
hören wollen.
    „Was für Probleme gibt es denn
mit dem Blitz?” fragte er scharf. Er hoffte, durch einen energischen Tonfall
die Fröhlichkeit in Löschers Stimme in Sachlichkeit umwandeln zu können.
    „Nun ja, wie soll ich das sagen?
… Es gab einfach keinen.” Löscher lachte laut auf.
    Wegmann schnitt mit zorniger
Stimme in das Lachen. Dieser mondgesichtige Blödmann kostete ihn den letzten
Nerv. „Was soll das heißen, es gab keinen?”
    Löschers Lachen brach ab.
Offenbar zeigte Wegmanns Tonfall Wirkung, denn die Stimme des
Brandursachenermittlers nahm ein sachlicheres Timbre an, als er antwortete.
„Jeder Blitz, der irgendwo in Deutschland einschlägt, wird nach Zeitpunkt und
Stärke mit einer örtlichen Genauigkeit von einhundert Metern erfasst. Und zum
Todeszeitpunkt des Professors wurde am Kongresszentrum kein Blitz erfasst.”
    Wegmann traute seinen Ohren
nicht. Unzählige Zeugen hatten von dem Blitz berichtet, unter ihnen Beamte des
BKA und Agenten des BND. Es hatte einen Blitz gegeben. Und nun wollte ihm
dieser inkompetente Möchtegernclown das Leben schwer machen.
    „Vielleicht waren Ihre tollen
Blitzerfassungsgeräte defekt oder falsch kalibriert?” schlug er vor.
    „Das ist leider ausgeschlossen”,
antwortete Löscher. „Blitze werden durch Störungen von Radiowellen auf nicht
genutzten Frequenzen erfasst. Aber die Radiowellen wurden registriert. Nur eben
nicht gestört. Zudem wurde nur achtzig Sekunden nach dem Tod des Professors ein
Blitz in einer Entfernung von hundertsiebzig Metern erfasst. Ist auf dem
Golfplatz eingeschlagen. Wenn die Geräte kaputt gewesen wären, hätte…”
    Wegmann ließ ihn nicht
weiterreden.
    „Was sagen Sie da?” fiel er ihm
ins Wort. „Sie haben einen Blitz erfasst, der fast zur gleichen Zeit fast am
gleichen Ort eingeschlagen ist, und behaupten, es habe keinen Blitz gegeben?”
    „Nun ja, es hat eben keinen
gegeben, der mit dem Todeszeitpunkt und -ort des Professors übereinstimmt”,
erwiderte Löscher defensiv.
    „Natürlich hat es den gegeben”,
rief Wegmann. Wut klang in seinen Worten mit und er hatte größte Mühe, seine
Lautstärke zu kontrollieren. „Haben Sie schon mal was von Messungenauigkeiten
gehört?”
    „Die gibt es natürlich”, gestand
Löscher ein. Er war sichtlich darauf bedacht, Wegmann nicht weiter zu reizen.
„Deshalb sind die Messungen ja auch nur auf einhundert Meter genau. Das ist
allerdings eine fast nicht nötige Absicherung, denn normalerweise sind sie
recht präzise. Hier aber haben wir eine Abweichung von einhundertundsiebzig
Metern. Siebzig Prozent über der Toleranzgrenze. Ganz zu schweigen von der
zeitlichen Abweichung. Wir können so gut wie ausschließen, dass unser Blitz
auch Ihrer ist.”
    „So gut wie!” lachte Wegmann auf.
„Hören Sie, wir haben einen Blitz, den Zeugen gesehen haben, und wir haben
einen, der zeit- und ortsnah gemessen wurde. Jetzt zählen Sie gefälligst eins
und eins zusammen.” Er machte eine kurze Pause und fuhr dann in einem leisen
und bedrohlichen Tonfall fort: „Ich will in Ihrem Bericht lesen, dass der
gemessene Blitz es war, der den Professor getötet hat. Wir haben ziemlich viele
Drogen und nicht registrierte Schusswaffen in unserer Asservatenkammer. Wollen
Sie, dass meine Kollegen davon etwas in Ihrem Auto finden?”

16.
    Inzwischen war es kurz vor neun
und Holger war noch immer der einzige Gast im ‚Dorfkrug’. Außer
Bierbestellungen in regelmäßigen Intervallen hatte er kein weiteres Wort mehr
zu Hagen gesprochen und dieser hatte es ebenfalls recht schnell aufgegeben,
Holger weitere Fragen zu stellen.
    Stattdessen hatte

Weitere Kostenlose Bücher