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Virus

Virus

Titel: Virus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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mit der Krankheit angesteckt hatten und andere nicht. Außerdem mußte Marissa Dr. Richters Frau anrufen. Mit Hilfe von Miß Cavanagh und der Ehefrau mußte es möglich sein, einen halbwegs kompletten Zeitplan für alles zu erstellen, was Dr. Richter während der beiden letzten Wochen vor Ausbruch seiner Krankheit gemacht hatte.
    Sie kehrte in den fünften Stock zurück und rannte dort nahezu in Dr. Navarre hinein, der so müde aussah, wie sie sich fühlte. »Dr. Richters Befinden verschlechtert sich«, sagte er. »Er verliert überall Blut: an Einstichstellen, am Zahnfleisch, im Darm- und Genitalbereich. Er steht kurz vor einem Nierenversagen, und sein Blutdruck ist am Boden. Das Interferon, das wir ihm gegeben haben, zeigt keinerlei Wirkung, und niemand von uns weiß, was man noch tun könnte.«
    »Und wie geht es Helen Townsend?« fragte Marissa.
    »Ebenfalls schlechter«, antwortete Dr. Navarre. »Auch bei ihr treten Blutungen auf.« Er ließ sich schwer auf einen Stuhl fallen.
    Marissa zögerte eine Minute und griff dann nach dem Telefon. Ein weiteres Mal bat sie um die Vermittlung eines R-Gesprächs mit Atlanta und hoffte dabei, Dr. Dubchek sei schon unterwegs. Aber das war nicht der Fall, und er kam an den Apparat. »Die Dinge stehen hier ziemlich schlecht«, mußte Marissa ihm mitteilen. »Zwei Patienten zeigen eindeutige hämorrhagische Symptome. Klinisch sieht es mehrund mehr nach viralem hämorrhagischem Fieber aus, und niemand hier weiß im Augenblick, was man für diese Leute tun könnte.«
    »Da ist leider wenig zu machen«, gab Dr. Dubchek zurück. »Man kann es mit Mitteln zur Blutgerinnung probieren, ansonsten allgemeine Stützungsmaßnahmen – das ist schon alles. Sobald wir eine genaue Diagnose haben, können wir vielleicht ein Hyperimmunserum einsetzen – falls wir eines haben. In diesem Sinn arbeiten wir ja mit den Proben, die Sie uns geschickt haben; Tad beschäftigt sich gerade damit.«
    »Und wann werden Sie kommen?« fragte Marissa.
    »Sehr bald«, antwortete Dr. Dubchek. »Unser mobiles Vickers-Labor ist schon hergerichtet.«
     
    *
     
    Marissa fuhr erschrocken auf – sie war eingeschlafen, aber glücklicherweise war niemand in das kleine Zimmer hinter dem Schwesternzimmer gekommen. Doch ein Blick auf die Uhr zeigte ihr, daß es Viertel nach zehn war und sie nicht mehr als fünf oder zehn Minuten geschlafen hatte.
    Als sie aufstand, fühlte sie sich benommen. Ihr Kopf schmerzte, und sie hatte einen rauhen Hals. Sie betete darum, daß es sich dabei um die Folgen ihrer Erschöpfung und nicht um die Anzeichen eines beginnenden viralen hämorrhagischen Fiebers handeln möge.
    Es war ein turbulenter Abend gewesen. Vier weitere Fälle waren in die Notaufnahme gekommen, und alle hatten über starke Kopfschmerzen, hohes Fieber und Erbrechen geklagt. Einer hatte bereits Anzeichen für Blutungen. Alle diese Neuzugänge waren Familienangehörige bisheriger Patienten, was den Zwang zu strengster Quarantäne unterstrich. Der Virus war nun schon in der dritten Generation. Marissa hatte Virusproben gemacht und sie einem Nachtflugfrachter nach Atlanta mitgegeben.
    Sie fühlte, daß sie am Ende ihrer Kräfte war, und beschloß, nun in ihr Hotel zu fahren. Sie wollte gerade gehen, als die Stationsschwester ihr meldete, Dr. Richters Frau sei gekommen und wolle sie sprechen. Marissa hätte es als grausam empfunden, sie jetzt abzuweisen, und begrüßte sie im Besucherzimmer.
    Anna Richter, eine gutgekleidete, attraktive Dame Ende Dreißig, bemühte sich sehr darum, die Tagesabläufe ihres Gatten während der beiden letzten Wochen zu rekonstruieren, war aber außerordentlich erregt und besorgt nicht nur im Hinblick auf ihren Mann, sondern auch was das Schicksal ihrer beiden kleinen Kinder betraf. Marissa zögerte daher, sie wegen bestimmter Details zu sehr zu drängen. Mrs. Richter versprach, am folgenden Tag eine noch genauere Übersicht abzuliefern. Marissa begleitete sie zum BMW ihres Mannes und bestieg dann ihren eigenen Wagen. Im Tropic Motel fiel sie sofort in ihr Bett.

 
KAPITEL 3
     
22. Januar
     
    Als Marissa am nächsten Morgen in der Richter-Klinik ankam, war sie überrascht vom Anblick einiger Fernsehaufnahmewagen, die vor dem Klinikeingang standen und deren Übertragungsantennen in den Morgenhimmel ragten. Als sie in die Tiefgarage fahren wollte, hielt ein Polizist sie an, und sie mußte erst ihren Ausweis vom Seuchenkontrollzentrum vorweisen.
    »Quarantäne«, erläuterte der Polizist knapp

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