Virus
dann hier auf weniger als einen Monat begrenzen?«
»Das ist genau der springende Punkt«, sagte Dubchek, und man spürte, daß seine Geduld erlahmte. »Der AIDS-Virus ist völlig anders als der, mit dem wir es hier offensichtlich zu tun haben. Es ist von entscheidender Bedeutung, daß dieser Punkt von den Medien verstanden wird und daß sie ihn der Öffentlichkeit vermitteln.«
»Haben Sie den neuen Virus schon isolieren können?« fragte ein weiterer Reporter.
»Noch nicht«, mußte Dubchek zugeben. »Aber wir rechnen nicht mit besonderen Schwierigkeiten. Um es zu wiederholen – auch deshalb nicht, weil es ein völlig anderer Virus ist als jener, der AIDS verursacht. Es sollte nicht länger als ungefähr eine Woche dauern, bis wir ihn isolieren können.«
»Wenn Sie aber den Virus noch gar nicht identifizieren konnten«, fuhr derselbe Reporter hartnäckig fort, »wie können Sie dann behaupten, daß er völlig anders sei als der AIDS-Virus?«
Dubchek starrte den Mann an, und Marissa konnte seine Frustration spüren. Dennoch sagte er ruhig: »Durch jahrelange Erfahrung wissen wir, daß stark voneinander abweichende Krankheitsbilder auch durch stark unterschiedliche Mikroorganismen ausgelöst werden. Das ist alles für heute, aber wir werden Sie auf dem laufenden halten. Vielen Dank dafür, daß Sie zu dieser frühen Stunde hergekommen sind.«
Wildes Getümmel brach im Raum aus, als jeder Reporter versuchte, noch Antworten auf weitere Fragen zu bekommen. Aber Dubchek kümmerte sich nicht darum und verließ mit seinen Kollegen den Raum. Marissa versuchte, sich durch die Menge zu drängen, doch es gelang ihr nicht. Draußen vor dem Konferenzzimmer hinderte der Polizist die Reporter daran, in den eigentlichen Krankenhausbereich vorzudringen. Nach Vorzeigen ihres CDC-Ausweises wurde Marissa durchgelassen, und sie erwischte Dubchek vor dem Aufzug.
»Da sind Sie ja!« rief Dr. Dubchek, und seine dunklen Augen leuchteten auf. Mit freundlicher Stimme stellte er Marissa den anderen Herren vor.
»Ich hatte keine Ahnung davon, daß Sie mit so vielen Leuten kommen würden«, sagte sie, als sie alle in den Aufzug traten.
»Wir hatten keine andere Wahl«, meinte Dr. Layne.
Dr. Abbott nickte: »Trotz Cyrills beruhigender Kommentare gerade auf der Pressekonferenz ist der Ausbruch dieser Krankheit eine außerordentlich ernste Angelegenheit. Das Auftreten des afrikanischen viralen hämorrhagischen Fiebers in einem der Industrieländer wurde von uns alptraumhaft befürchtet, seit diese Krankheit erstmals auftrat.«
»Wenn es sich herausstellt, daß es wirklich afrikanisches virales hämorrhagisches Fieber ist«, ergänzte Dr. Eckenstein.
»Ich bin davon überzeugt«, sagte Dr. Vreeland, »und der Affe wird sich als der Schuldige herausstellen.«
»Ich konnte noch keine Proben bei dem Tier entnehmen«, bekannte Marissa rasch.
»Schon in Ordnung«, beruhigte sie Dr. Dubchek. »Wir haben heute nacht das Tier getötet und entsprechende Proben ans Seuchenkontrollzentrum geschickt. Leber- und Milzgewebeproben sind viel besser als Blutproben.«
Sie kamen im fünften Stock an, wo bereits zwei Laboranten des CDC eifrig dabei waren, Proben für das mobile Vickers-Labor zusammenzutragen.
»Es tut mir leid wegen des Artikels in der Los Angeles Times«, sagte Marissa, sobald sie eine Gelegenheit hatte, mit Dr. Dubchek allein zu sprechen. »Der Reporter überfiel mich, als ich den ersten Schritt ins Krankenhaus getan hatte.«
»Lassen Sie’s gut sein«, sagte Dubchek. »Aber es solltenicht noch einmal passieren!« Er lächelte und zwinkerte ihr zu.
Marissa begriff nicht so recht den Grund für sein Lächeln und Zwinkern. »Warum haben Sie mich denn nicht gerufen, als sie angekommen waren?«
»Ich wußte ja, daß Sie erschöpft waren«, erläuterte Dr. Dubchek. »Es war auch wirklich nicht nötig. Den Großteil der Nacht waren wir ohnehin mit dem Aufbau des Speziallabors, der Sezierung des Affen und einer ersten allgemeinen Orientierung beschäftigt. Wir haben außerdem die Isolierungsmaßnahmen noch etwas verbessert. Jedenfalls kann man Ihnen gratulieren. Es war eine gute Leistung, wie Sie die Dinge hier angepackt haben. Im Moment ersaufe ich in organisatorischem Kleinkram«, fuhr Dubchek fort, »aber ich würde doch gerne erfahren, was Sie inzwischen feststellen konnten. Vielleicht könnten wir beide uns zum Abendessen zusammensetzen. Ich habe für Sie in dem Hotel, in dem wir wohnen, ein Zimmer reservieren lassen. Es ist
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