Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Virus

Virus

Titel: Virus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
Vom Netzwerk:
Lesebrille, deren Bügelenden mit einem Goldkettchen verbunden waren, das sich um ihren Nacken schlang.
    Marissa stellte sich vor und fügte an: »Es ist sehr wichtig, daß ich herausbekomme, wie Dr. Richter an seine Krankheit kam. Zu diesem Zweck müßte ich wissen, wie seine Tage in den letzten ein bis zwei Wochen vor seiner Erkrankung abgelaufen sind. Könnten Sie das für mich zusammenstellen? Ich werde dann seine Frau bitten, es auch zu tun.«
    »Ich denke schon«, sagte Miß Cavanagh.
    »Ist irgend etwas außerhalb des üblichen Ablaufs geschehen, an das Sie sich erinnern können?«
    »In welcher Art denn?« fragte Miß Cavanagh mit ausdruckslosem Gesicht.
    »Nun, zum Beispiel, daß er von einem Affen gebissen oder in der Garage überfallen wurde!« antwortete Marissa nicht ohne Schärfe.
    »Nun ja, zu diesen Vorfällen ist es tatsächlich gekommen«, sagte Miß Cavanagh.
    »Das ist mir bereits bekannt«, erwiderte Marissa. »Wie sieht es mit weiteren ungewöhnlichen oder auffälligen Vorkommnissen aus?«
    »Im Augenblick fällt mir nichts weiter ein. Doch halt, er ließ seinen Wagen ausbeulen.«
    »Nun, das ist ja schon was«, ermunterte Marissa sie. »Denken Sie bitte weiter nach. Und noch etwas: Haben Sie sich um die Organisation seines Afrikaaufenthalts gekümmert?«
    »Ja, natürlich.«
    »Und um dieses Treffen da in San Diego auch?«
    »Genauso.«
    »Ich hätte gern die Telefonnummern der Firmen gehabt, die das finanziert haben. Es wäre nett, wenn Sie sie mir heraussuchen könnten. Außerdem brauche ich eine Liste aller Patienten, die bei Dr. Richter während der beiden letzten Wochen vor seiner Erkrankung in Behandlung waren. Ach, da fällt mir ein: Kennen Sie Helen Townsend?«
    Miß Cavanagh nahm die Brille von der Nase und ließ sie am Kettchen baumeln. Sie seufzte mißbilligend. »Hat Helen Townsend dieselbe Krankheit wie Dr. Richter?«
    »Wir nehmen es an«, antwortete Marissa und beobachtete dabei Miß Cavanaghs Gesicht. Die Empfangsdame wußte irgend etwas über Helen Townsend, aber sie kämpfte sichtlich noch mit sich, ob sie darüber reden solle, und spielte verlegen auf den Tasten ihrer Schreibmaschine herum.
    »War Helen Townsend eine Patientin von Dr. Richter?« hakte Marissa nach.
    Miß Cavanagh blickte auf: »Nein, sie war seine Geliebte. Ich habe ihn vor ihr gewarnt. Na und sehen Sie – jetzt hat sie ihm diese Krankheit aufgehängt. Er hätte auf mich hören sollen.«
    »Wissen Sie zufällig, ob er sie kurz vor Ausbruch seiner Erkrankung getroffen hat?«
    »Ja, am Tag zuvor.«
    Marissa starrte die Frau an. Helen Townsend hatte keineswegs Dr. Richter angesteckt; es war genau umgekehrt. Aber sie sagte nichts weiter. Es paßte nun alles zusammen. Jetzt konnte sie alle bisher bekannten Fälle auf Dr. Richter zurückführen. Unter epidemiologischen Gesichtspunkten war das von ganz außerordentlicher Bedeutung. Das hieß nämlich, daß Dr. Richter der Ausgangsfall war und daß er, und eben nur er, mit der bisher unbekannten Erregerquelle in Berührung gekommen sein mußte. Nun war es noch wichtiger für sie, auf die Minute genau die Tagesabläufe Dr. Richters zu rekonstruieren.
    Marissa bat also Miß Cavanagh, sofort mit der Zusammenstellung der Zeitpläne ihres Chefs für die beiden letzten Wochen zu beginnen. Sie sagte, daß sie zurückkommen würde, aber über die Krankenhauszentrale auch ausgerufen werden könne, falls das notwendig sei.
    »Darf ich Sie etwas fragen?« sagte Miß Cavanagh schüchtern.
    »Aber sicher«, gab Marissa zurück, eine Hand schon auf der Türklinke.
    »Besteht die Möglichkeit, daß ich das auch bekomme?«
    Marissa hatte den Gedanken unterdrückt, weil sie die Frau nicht verängstigen wollte, aber sie konnte nicht lügen. Angesichts der Umstände mußte Miß Cavanagh zur Gruppe der Primärkontaktpersonen gezählt werden.
    »Es ist nicht auszuschließen«, gab sie also zu. »Wir werden Sie bitten müssen, während der nächsten Woche einigeIhrer Aktivitäten einzuschränken, und ich empfehle Ihnen, zweimal täglich Ihre Temperatur zu messen. Persönlich glaube ich allerdings, daß Sie gesund bleiben, nachdem Sie bisher noch keinerlei Symptome gezeigt haben.«
    Wieder im Krankenhausbau zurück, kämpfte Marissa ihre eigene aufkeimende Furcht und die beginnende Müdigkeit nieder. Es gab einfach noch zuviel für sie zu tun. Sie mußte nochmals die Patientenunterlagen genau durchgehen. Sie hoffte einen Grund dafür zu finden, warum einige von Dr. Richters Patienten sich

Weitere Kostenlose Bücher