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Viscount und Verfuehrer

Titel: Viscount und Verfuehrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Hawkins
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musterte er das zerfetzte Papier neben seinem Ellbogen. „Dummköpfe.“
    „Ich weiß nicht, warum du die Zeitung überhaupt liest. Du regst dich doch sowieso nur darüber auf.“
    „Man muss auf dem Laufenden bleiben, das ist wichtig. Wir sind hier mitten auf dem Land.“ Empört blickte er auf seine gichtigen Beine. Laufen konnte er zwar noch, aber nur kurze Wege und nur mit Hilfe seines Stocks.
    Beth beugte sich vor und tätschelte ihm die Hand. „Großvater, ich sehe es nicht gern, wenn du dich so aufregst. Wir mögen nicht in London sein, aber wenn man dir zuhört, könnte man meinen, wir wären in einem Nonnenkloster begraben.“
    „Wir könnten auch genauso gut in einem Kloster leben“, versetzte er missmutig. „So abgeschieden, wie wir sind.“ „Ja.“ Beth seufzte und nahm eine traurige Pose ein. „Ich bin darüber wirklich sehr betrübt. Ich habe nichts weiter zu tun, als den Haushalt zu führen und die Dienstboten zu beaufsichtigen, und das in einem Haus voller Bücher, die man lesen, Pferde, die man reiten, Beete, die man bepflanzen, und Stickarbeiten, die man vollenden könnte, um nur einige der vielen Dinge zu nennen, mit denen man sich beschäftigen kann. Es ist wirklich eine Last, aber ich gebe mein Bestes.“ Er sah sie an. „Bist du jetzt fertig?“
    Sie zwinkerte ihm zu. „Nein. Ich habe auch noch dich und Charlotte zur Gesellschaft, und dafür bin ich sehr dankbar. “
    Obwohl er ihre Antwort offensichtlich missbilligte, konnte er seine Zuneigung nicht ganz verbergen. „Ich bin froh, dich bei mir zu haben, keine Frage, aber ich will nicht, dass du dich hier vergräbst und dein Leben verschwendest.“ Ihr Großvater zog sich das Tuch fester um die Schultern, und in seiner Miene spiegelten sich widerstreitende Gefühle. Seine Stirn war gerunzelt, die Lippen presste er zu einer dünnen Linie zusammen. Schließlich warf er ihr einen besorgten Blick zu. „Deswegen habe ich dich rufen lassen. Beth, du verdienst einen Ehemann, jemanden, der sich um dich kümmert, wenn ich nicht mehr bin.“
    Einen Augenblick lang konnte sie ihn nur anstarren. Auch wenn ihr Großvater dergleichen öfter einmal im Vorübergehen erwähnt hatte, hatte er es nie so direkt angesprochen. „Wie kommst du denn jetzt darauf?“
    Seine Miene verfinsterte sich, und er begann rastlos an der Decke zu zupfen, die über seinen Schoß gebreitet lag. „Ich habe in letzter Zeit viel nachgedacht. Ich habe nicht gut für dich gesorgt. Dein Vater hätte nicht gewollt, dass du hier verschimmelst.“
    „Ich verschimmele doch nicht! Ich bin hier vollkommen glücklich.“
    „Woher willst du wissen, ob du mit einem Ehemann nicht noch glücklicher wärst?“
    „Woher willst du wissen, ob du mit einer zweiten Ehefrau nicht noch glücklicher wärst?“
    Er runzelte die Stirn. „Das ist nicht dasselbe! Ich bin einundachtzig!“
    „Nun, ich bin fünfundzwanzig, und ich weiß genau, was ich will und wann. Es ist nicht nötig, dass du dich in mein Leben einmischst, vielen Dank.“
    Missmutig betrachtete er sie. „Du könntest es doch zumindest probieren.“
    Sie seufzte. „Vielleicht hast du recht. Soll ich heute die Bewerber prüfen? Eigentlich wollte ich ja zu einem Picknick gehen, aber das kann ich wohl auf morgen verschieben.“ „Versuch nicht, dich mit einem Witz hier herauszumogeln, junge Frau! Eigentlich hättest du an deinem siebzehnten Geburtstag debütieren müssen, aber dein Onkel Redmond war ja so dumm, ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt an irgendeiner albernen Kinderkrankheit dahinzuscheiden. Und dann folgte ihm auch noch Cousine Gertrude, und wir mussten schon wieder Trauer tragen.“
    „Wirklich unverschämt von den beiden, ich muss schon sagen. Wie ich sie hasse! “
    Ihr Großvater bedachte sie mit einem matten Blick. „Du bist ganz schön frech, was?“
    „Nur bei dir“, murmelte sie lächelnd.
    „Ha!“ Doch diesmal erwiderte er ihr Lächeln nicht. Stattdessen strich er stirnrunzelnd die Decke auf seinem Schoß glatt.
    Die Uhr tickte laut, und von draußen drang das laute Jubilieren der Vögel herein. Normalerweise wäre Beth damit zufrieden gewesen, still dazusitzen und den Tag zu genießen, doch nach Jamesons merkwürdigen Bemerkungen ertappte sie sich dabei, wie sie ihren Großvater unter den Wimpern hervor beobachtete.
    Er war tatsächlich etwas mehr in sich zusammengesunken als sonst, und auch die tiefen Augenringe konnte man nicht leugnen. Die größten Sorgen bereitete ihr indes der leichte Blaustich,

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