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Vision - das Zeichen der Liebenden

Vision - das Zeichen der Liebenden

Titel: Vision - das Zeichen der Liebenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena , Javier Pelegrin
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wiederholte sie überrascht. »Wir haben dir doch noch gar nicht alles beigebracht, was du wissen musst…«
    »Ja, sofort«, drängte Alex. »Ich muss herausfinden, was mit Jana und meinem Freund los ist. Ganz egal, was sie getan haben, ich will es verstehen!«
    »Gut.« Nieve nickte. »Wenn es das ist, was du wirklich willst, helfe ich dir.«

Viertes Buch – Der leere Thron
    Kapitel 1
    Jana lag auf der Pritsche und starrte an die Deckenbalken, ohne sie wirklich zu sehen. Sie war in einer kleinen Zelle im oberen Teil der Festung eingesperrt, um den rechten Knöchel ein Fußeisen, das mit einer Kette in der Wand verankert war.
    Beinahe wäre es ihr gelungen, das vorbereitete Fluchtportal zu öffnen. Sie war bereits vollkommen darauf konzentriert gewesen, hatte darauf vertraut, dass sie die Zauberformel zu Ende sprechen konnte, bevor Obers Ghuls sie fanden…
    Sie schloss die Augen und wälzte sich auf der Matratze hin und her, bis sie den Zug der Kette am Unterschenkel spürte. Mit beiden Händen tastete sie unter der Decke die schweren Eisenglieder ab, aber da war nicht der kleinste Riss. Entmutigt ließ sie das harte Metall auf ihre Knie fallen. Es war eiskalt. Der Temperaturunterschied zwischen der Kette und ihrer eigenen Haut, die vor Fieber glühte, ließ sie erschauern.
    Wie dumm sie gewesen war! Sie hatte einen unverzeihlichen Verrat begangen und sich anschließend auch noch schnappen lassen und jetzt, wo Ober sie mehr denn je hasste, war sie ihm hilflos ausgeliefert. Wegen ihr war Erik schwer verletzt oder vielleicht schon tot. Sie war ihren Leuten in den Rücken gefallen, indem sie ihren Feinden Zugang zur Machtzentrale der Medu verschafft hatte. Und wofür das alles? Ober war nach wie vor der Boss und sie selbst war weiter denn je von ihrem Ziel entfernt.
    Mit zitternder Hand strich sie sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Sie hatte alle enttäuscht: ihre Mutter, die bei dem Versuch gestorben war, mehr aus ihrem Klan zu machen. Die Agmar, die nach dem Tod von Pertinax’ Töchtern mehr denn je ihre Anführerin gebraucht hätten. Bestimmt hatte es bereits Ausschreitungen gegen den Klan gegeben, Racheaktionen, grausame Vergeltungsmaßnahmen. Auch David, der als Einziger an sie geglaubt hatte, wusste mittlerweile wahrscheinlich, dass er sich in ihr getäuscht hatte. Und schließlich hatte sie auch Alex gegenüber versagt.
    Als Jana sich auf die andere Seite drehte, verhedderte sich die Kette in ihrem Kleid. Sie drückte das Gesicht ins Kissen und vergrub den Kopf unter den Armen. Zum ersten Mal seit vielen Jahren weinte sie. So elend hatte sie sich seit dem Tod ihrer Mutter nicht mehr gefühlt.
    Vielleicht war Alex entkommen, genauso wahrscheinlich war jedoch, dass er tot war. Von ihrem Versteck aus hatte sie gesehen, wie Garo ihm nachgerannt war. Sie wusste, wie gnadenlos der Ghul sein konnte. Dennoch regte sich noch ein Funke Hoffnung in ihr: Vielleicht war es den Wächtern ja gelungen, Alex zur Flucht zu verhelfen. Wobei sie nicht sicher war, ob dieser Gedanke sie wirklich beruhigte oder ob er nicht noch beängstigender war als alles andere. Denn was würde geschehen, wenn ihre Feinde herausfanden, dass Alex nicht der Letzte war? Sie würden ganz sicher nicht lange zögern, ihn aus dem Weg zu schaffen, wenn er in ihren Augen nicht nützlich war. Oder wenn er sich doch als der Letzte entpuppte? Dann würden sie ihn zwingen, sich wie einer von ihnen zu verhalten, obwohl er ganz andere Vorstellungen hatte. Sie wollte gar nicht daran denken, was das bedeuten konnte… auf jeden Fall nichts Gutes.
    Dabei hätte alles ganz anders laufen können. Sie hätte alles haben können, wenn sie auf Erik gehört hätte, der sie liebte – mit einer finsteren, unbezwingbaren Leidenschaft, die ihr fast unheimlich war. Sie konnte einfach nicht vergessen, wie Obers Sohn sich im Kampf mit seinem Vater vor sie gestellt hatte, um sie zu beschützen. Er hätte sein Leben für sie gegeben und sie war unfähig gewesen, im richtigen Moment darauf zu reagieren.
    Jetzt, auf diesem harten, kalten Lager, wurde ihr klar, dass sie all das, wovon die Agmar immer geträumt hatten, ganz einfach hätte erreichen können: die Führung aller Klane, die absolute Macht, die bisher in den Händen der Drakul gelegen hatte – Erik wäre der Schlüssel dazu gewesen. Nach ein paar Jahren hätten sie geheiratet und ihre Kinder wären Obers Nachfolger geworden. Gab es einen besseren Weg, die eigenen Leute zu schützen und den Klan zu

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