Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vision - das Zeichen der Liebenden

Vision - das Zeichen der Liebenden

Titel: Vision - das Zeichen der Liebenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena , Javier Pelegrin
Vom Netzwerk:
vor Eifersucht, Alex. Wie kannst du nur so dumm sein? Ich dachte wirklich, du wärst stärker.«
    »Lass mich in Ruhe. Das kannst du nicht verstehen.« Alex drehte sich auf die Seite. »Keiner von euch kann das. Ihr habt vergessen, wie Menschen zu empfinden.«
    »Ich will dir nur helfen…«
    »Dann geh weg. Ich will jetzt niemanden sehen. Ich will keine Vorwürfe hören. Und erst recht keinen Trost.«
    »Du willst allein sein, um dich in deinem Elend selbst zu bemitleiden. Das ist verständlich. Aber das lasse ich nicht zu.«
    Nieves Stimme klang genauso freundlich und verführerisch wie immer, doch zugleich schwang eine solche Entschiedenheit darin mit, dass Alex sich abrupt aufsetzte und gereizt zu ihr umdrehte. »Was stört dich denn daran?«, fragte er mit einem bitteren Lächeln. »Genau das habt ihr doch alle gewollt, oder? Dass ich die Medu hasse, dass ich alles tue, um sie zu vernichten. Ihr habt gewonnen. Ich hasse sie. Argo scheint übrigens ziemlich zufrieden mit meiner neuen Einstellung zu sein. Ich verstehe gar nicht, was du hast.«
    Nieve ließ sich am Fußende des Bettes nieder. Sie griff nach seiner Hand, aber Alex zog sie zurück. »Darüber haben wir doch schon mal geredet«, erklärte Nieve leise. »Ich will nicht ganz dasselbe wie die anderen. Aber darum geht es jetzt überhaupt nicht. Du bist gar nicht in der Lage, Entscheidungen zu treffen, Alex, jetzt weniger denn je. Hass ist ein schlechter Ratgeber, der schlechteste, den ein Mensch haben kann. Warte ein paar Tage, nimm dir Zeit, wieder zur Ruhe zu kommen, und triff dann eine Entscheidung. Aber nicht in einem Moment, in dem dein Hass zu stark ist, um noch klar denken zu können. Du würdest wie Arion enden und alles würde wieder von vorne beginnen.«
    Alex’ klare Augen blitzen vor Zorn auf. »Nein, würde es nicht«, sagte er kalt. »Denn ich werde sie ein für alle Mal beseitigen.«
    Seufzend erhob Nieve sich. »Auch wenn du das wirklich willst, solltest du auf mich hören«, sagte sie traurig. »Du musst zuerst deine Gefühle wieder beherrschen, erst dann kannst du handeln. Ich bitte dich nur, nichts zu überstürzen. Dann kannst du dich entscheiden, wie du willst. Versprichst du mir das?«
    Alex nickte wortlos.
    Einen Moment lang blieb Nieve zögernd an seinem Bett stehen, dann ging sie hinaus. Gut so, dachte Alex. Er wollte nicht, dass sie merkte, wie nah ihm ihre Worte gegangen waren. Nieve hatte recht: Wenn er sein Ziel erreichen wollte, musste er einen kühlen Kopf bewahren und sich zwingen, den richtigen Moment abzuwarten. Geduld – das war der Schlüssel. Er würde weiter trainieren und er würde immer stärker werden. Bis an seine Grenzen wollte er gehen und darüber hinaus, um gewappnet zu sein, wenn es so weit war. Er würde nicht mehr lange warten müssen.
    Bis zu seinem Geburtstag waren es noch drei Wochen. Sein Vater hatte gesagt, spätestens dann würde er sich in den letzten Wächter verwandeln. Bis dahin musste seine Entscheidung feststehen. So lange würde er jede einzelne Sekunde nutzen, um bis zum letzten Moment weiter von seinen Lehrern zu profitieren.
    Die Strategie ging auf. In den nächsten zwei Wochen gelang es Alex, sich voll und ganz auf den Unterricht zu konzentrieren und alles, was Heru, Nieve, Argo und Corvino ihm beibringen konnten, in sich aufzunehmen. Natürlich entging den vier Wächtern nicht, wie verändert ihr Schützling war, und so beobachteten sie ihn zunächst überrascht und besorgt über seinen plötzlichen Eifer, doch schon bald verwandelte sich ihre Besorgnis in Erleichterung und schließlich in Begeisterung. Denn Alex machte Riesenfortschritte. Keine Aufgabe war zu schwierig für ihn, alles, was er sich vornahm, gelang. Die Visionen, die er heraufbeschwor, wurden immer komplexer, seine akrobatischen Fähigkeiten im Kampf immer spektakulärer. Sogar Schmerz schien er nun mit derselben Gleichgültigkeit ertragen zu können wie Corvino. Jedes Mal wenn er seinen Lehrer bei einer besonders harten Übung beobachtete, tat er es ihm nach. Er bohrte sich Gegenstände in die Haut, bis er blutete, ging bei Minusgraden mitten in der Nacht nackt spazieren. Er kasteite sich ohne jeden Grund. Nur um sich auszutesten.
    Zunächst ohne dass er es merkte, veränderten sich auch seine Gefühle: Der anfängliche beißende Zorn wurde nach und nach von Traurigkeit abgelöst. Die Erinnerung daran, wie Erik Jana streichelte, tat zwar noch genauso weh wie am ersten Tag, aber seine Wut darüber verrauchte. Staunend

Weitere Kostenlose Bücher