Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vision - das Zeichen der Liebenden

Vision - das Zeichen der Liebenden

Titel: Vision - das Zeichen der Liebenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena , Javier Pelegrin
Vom Netzwerk:
Halsansatz bis zum unteren Ende der Wirbelsäule ein Tattoo, eine lange, gewundene Schlange, die bis in die kleinsten Details ausgearbeitet war, mit Tausenden perfekt ausgeführter Schuppen, in denen sich das spärliche Licht fing, das durch die geschlossenen Fensterläden drang.
    Wie gelähmt starrte Alex auf dieses Tattoo. Das endlos lange Reptil funkelte auf Janas heller Haut in goldenen Wellen, die fast lebendig wirkten. Der Tanz der Sonne auf den Schuppen veränderte sie von einem Moment zum anderen. Es sah aus, als würde die Schlange sich bewegen. Alex presste eine Hand auf die Augen, um sich von diesem Anblick loszureißen. Rückwärts tastete er sich bis zur Türklinke und stolperte hinaus, wobei er mehr Lärm machte, als ihm lieb war.
    Im Vorraum, an die Wand mit dem Bild gelehnt, stand David und beobachtete ihn. »Was machst du denn? Ich hab dir doch gesagt, die Tür neben dem Bild. Schon vergessen?«
    Alex starrte Janas Bruder an, während er sanft die Tür zu Janas Zimmer hinter sich zuzog. »Du hast gesagt, die Tür gegenüber!«
    Davids unbewegte Miene löste sich auf, er grinste spöttisch.
    »Bist du sicher? Tja, vielleicht hast du recht. Kann sein, dass ich mich versprochen habe. Das Studio ist jedenfalls hier.«
    Er öffnete die Tür zu seiner Rechten und trat ein. Alex folgte ihm, noch völlig benommen von dem, was er gerade eben gesehen hatte. Die nackte Jana auf dem Bett. Und dieses seltsame, so lebendig wirkende Tattoo. David zog die Rollläden vor den Fenstern hoch. Warum hatte er ihn ins Zimmer seiner Schwester geschickt?
    Licht flutete in den Raum. Er war groß, die Front bestand komplett aus Glas und zwischen mehreren Regalen, zwei Staffeleien, Zeichentischen und einer Art Massagebank standen unzählige – ziemlich welke und verstaubte – Pflanzen herum. Die Bank war mit rotem Leder überzogen, am Kopfende entdeckte er einen Hocker und ein paar unterschiedlich hohe Tischchen, auf dem sich mehrere Sets mit Nadeln und viele kleine Farbfläschchen befanden.
    »Sollen wir sie nicht aufwecken?« Alex stand noch immer in der Tür, während David schon einen schwarzen Kittel von einem Haken genommen hatte und hineinschlüpfte.
    »Jana? Keine Ahnung, wenn du unbedingt willst… Ist aber eigentlich nicht nötig. Als sie heute Nacht zurückkam, habe ich ihr von deinem Tattoo erzählt. Sie war todmüde, aber sie hatte gleich ein Motiv für dich im Kopf. Sie wollte es unbedingt noch zeichnen, bevor sie ins Bett ging, um es nicht wieder zu vergessen. Sie muss ziemlich lange hier gesessen haben. Aber sie hat es fertig gemacht. Es ist ein ganz besonderes Tattoo… Ein keltischer Liebesknoten.«
    David hielt Alex ein Blatt Wachspapier mit einer sauberen Zeichnung hin. Sie bestand aus drei dunklen, ineinander verflochtenen Kreisen, der mittlere etwas größer als die beiden seitlichen. In der Mitte wurden die Kreise von drei raffiniert miteinander verbundenen elfenbeinfarbenen Halbkreisen zusammengehalten.
    Solche Stammessymbole, die von einem der ältesten Völker Europas überliefert waren, hatte Alex vorher schon mal gesehen, doch Janas Entwurf kam ihm komplexer und schöner vor.
    »Ich dachte, sie müsste mit dem Kunden eine Weile allein sein, um ein ganz individuelles Motiv zu entwerfen«, sagte er ein bisschen enttäuscht.
    »Normalerweise schon. Aber dich kennt sie offenbar gut genug.«
    Wieder musste Alex an Jana denken, wie sie nackt im Bett gelegen hatte, mit der schlafenden goldenen Schlange auf dem Rücken. In diesem Moment hätte er alles darum gegeben, diese Schlange noch einmal zu sehen. Schnell konzentrierte er sich auf etwas anderes.
    »Wollen wir nicht erst frühstücken, bevor wir anfangen? Vielleicht wacht Jana in der Zwischenzeit ja auf.«
    David ging zu einem der Tischchen, zog eine Schublade unter der Tischplatte auf und holte einige Farbfläschchen heraus. Dann prüfte er verschiedene Nadeln, indem er sie gegen die Sonne hielt. Alle waren in durchsichtiges Zellophan eingeschweißt. »Was ist los? Hast du Angst?«, fragte er, während er sich für eine bestimmte Nadel entschied.
    Die Frage überrumpelte Alex.
    »Sollte ich denn Angst haben?«
    David richtete seine blaugrünen Augen auf ihn. »Das Tattoo ist magisch. Bist du eigentlich gar nicht neugierig darauf, was es bewirkt?«
    »Doch, na klar. Ich hoffe, es verwandelt mich nicht in eine Kröte oder so.«
    »Nein, keine Sorge. So was würde Jana dir nicht antun.«
    Jetzt war Alex doch neugierig geworden. Natürlich hatte er

Weitere Kostenlose Bücher