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Vision - das Zeichen der Liebenden

Vision - das Zeichen der Liebenden

Titel: Vision - das Zeichen der Liebenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena , Javier Pelegrin
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Das Ganze klingt für mich ein bisschen… seltsam, wenn ich ehrlich bin. Er hat behauptet, eure Tattoos wären magisch.«
    Jana stellte zwei Tassen aus feinem eierschalenfarbenem Porzellan und mit winzigen goldgrünen Kleeblättern direkt unter dem Rand auf die Arbeitsfläche aus Marmor.
    »Ich weiß, es klingt unglaublich. Aber wir sind nicht verrückt. Wir versuchen, in die Leute hineinzusehen, verstehst du? Wir versuchen, ihr Wesen zu erfassen. Davon lassen wir uns inspirieren und entwerfen ein Motiv, das wiederum den Betreffenden inspiriert. So, als würde man einen spirituellen Kreis schließen. Aber ich weiß. Nicht alle Leute sind offen für solche Dinge.«
    Alex sah sie aufmerksam an. Er war davon ausgegangen, dass Jana Davids Geschichten genauso haarsträubend fand wie er, dass sie ihm eine plausible Erklärung für die verwirrenden Ereignisse der letzten Stunden liefern würde. Aber da hatte er sich wohl getäuscht. Doch das war es nicht, was ihn am meisten irritierte. Es war der bewusst geheimnisvolle Tonfall, in dem sie mit ihm sprach.
    »Ich glaube dir nicht«, sagte er nur.
    Jana nahm die Espressokanne vom Herd und drehte sich zu ihm um.
    »Du hältst uns für Schwindler?«, fragte sie kühl.
    Alex überlegte einen Moment, bevor er antwortete.
    »Das sollte kein Urteil sein. Ich sage nur, dass ich die ganze Sache mit dem spirituellen Kreis nicht glaube. Auch wenn es sehr schön klingt.«
    In Janas Augen blitzte eine Spur Herausforderung auf, die im bleichen Licht der Küche sofort wieder verschwunden war.
    »Na ja, zum Glück denken nicht alle so wie du. Der Kunde von heute Nacht hat für das Motiv, das ich für ihn entworfen habe, einen vierstelligen Betrag bezahlt. Ich kann dir den Scheck zeigen, wenn du mir auch das nicht glaubst.«
    »Vielleicht hat er dich nicht nur für den Entwurf bezahlt.«
    Jana verteilte sorgfältig den Kaffee auf beide Tassen, ehe sie ihn wieder ansah.
    »Was meinst du damit?«
    »Vielleicht wollte er einfach nur eine Weile mit dir allein sein. Wie alt war er?«
    Jana lächelte.
    »Keine Ahnung. Mitte dreißig. Börsenmakler oder so was, hat Geld ohne Ende. Das ist schon das zweite Tattoo, das wir für ihn entworfen haben.«
    »Und warum musste es mitten in der Nacht sein? Warum ist er nicht zumindest hierher gekommen?«
    Alex nahm die Tasse, die Jana ihm hinhielt, entgegen, während sie gleichzeitig mit der anderen Hand einen Becher Milch in die Mikrowelle stellte.
    »Es musste bei ihm zu Hause sein, damit es wirkt«, erklärte sie und klang auf einmal müde. »So ist das nun mal mit der Magie. Alles hat seine Zeit. Und alles hat seinen Ort. Das ist das oberste Gebot.«
    Sie warteten stumm, bis die Mikrowelle piepste. In der Zwischenzeit zog Jana zwei Bambus-Sets aus einer Schublade der Anrichte und legte sie auf den Tisch. Dann steckte sie zwei Scheiben Brot in den Toaster und biss in eine dritte, die bereits mit Butter und Marmelade bestrichen auf der Arbeitsplatte lag.
    Verlegen und verstimmt setzten sie sich an den Tisch, zwischen sich den dampfenden Kaffee. Alex hätte sich ohrfeigen können. Warum hatte er nicht einfach die Klappe gehalten? Schließlich waren Jana und David zwei Waisen, die irgendwie über die Runden zu kommen versuchten.
    »Tut mir leid«, sagte er. »Ehrlich gesagt verstehe ich nichts von Tattoos und von Magie. Aber das mit dem nächtlichen Kunden und so… Ich bin wohl einfach eifersüchtig.«
    Jana hob den Kopf.
    »Schon okay, Entschuldigung angenommen.« Ein warmes Lächeln erhellte ihr Gesicht. Stumm sahen sie sich an.
    In dem Moment sprang der Toast aus dem Toaster und durchbrach den magischen Augenblick. Jana stand sofort auf. Sie nahm die Brotscheiben und legte sie auf einen Teller. Als sie an den Tisch zurückkehrte, strich sie Alex sanft über den Nacken.
    Ein scharfer Schmerz schoss seinen Rücken hinab, ein Brennen, als hätte ihn eine Feuerqualle mit ihren Nesseln berührt. Er schrie auf.
    Jana zuckte zurück, als wäre auch sie getroffen worden. »Alex… Alex, was hast du?«
    Langsam ließ der Schmerz etwas nach. Nur die Stelle, wo das Tattoo war, brannte weiter wie Feuer.
    Alex brauchte mehrere Minuten, bis er sich wieder so weit im Griff hatte, dass er den Mund zu einem kleinen Lächeln verziehen konnte. Er wollte Jana so gerne beruhigen, aber er zitterte noch immer am ganzen Körper und ihm war speiübel.
    »Vielleicht ist das die Strafe«, brachte er mühsam hervor. »Weil ich es nicht glauben wollte. David hat mich gewarnt. Aber

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