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Vision - das Zeichen der Liebenden

Vision - das Zeichen der Liebenden

Titel: Vision - das Zeichen der Liebenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena , Javier Pelegrin
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kastanienbraunes Haar auf dem Kopfkissen, an die goldene Schlange auf ihrem Rücken… Wie gerne hätte er diese Schlange berührt. Wie schön es wäre, wenn Davids absurde Geschichte wahr wäre, wenn das Tattoo wirklich magische Eigenschaften hätte. Wenn es ihn für immer mit Jana verbinden würde. Und selbst wenn das Tattoo nicht magisch war, würde es ihn doch für den Rest seines Lebens daran erinnern, dass sie ihn durch diesen Knoten zumindest symbolisch an sich gebunden hatte. Jana… ihr nackter Körper… ihr Haar… die goldene Schlange… Jana…
    Plötzlich wurde er heftig gerüttelt.
    »Bist du eingeschlafen?«, fragte David. »Du kannst aufstehen, ich bin fertig!«
    Alex reckte sich und setzte sich ein wenig verlegen auf. Wie viel Zeit war vergangen? Er hatte keine Ahnung.
    »Komm her, zum Spiegel. Dann kannst du es besser sehen. Es ist ziemlich gut geworden, Alex.«
    David stand neben der Bank und sah ihn mit strahlenden Augen an. Auf seinen Lippen lag ein zurückhaltendes Lächeln. Er wirkte auf einmal viel jünger oder besser gesagt, so alt, wie er wirklich war. Jede Spur von Zynismus war aus seinen Zügen verschwunden, sein Gesicht leuchtete vor Begeisterung.
    Alex folgte ihm zu einem großen Spiegel, der über dem Waschbecken unmittelbar neben der Tür hing. Er nahm den Handspiegel, den David ihm reichte, stellte sich mit dem Rücken vor den großen Spiegel und betrachtete im Handspiegel seine Schulter.
    »Wow«, sagte er beeindruckt. »Ehrlich, David, es ist wunderschön geworden.«
    »Ich wusste, dass es dir gefallen würde. Ja. Ich bin auch zufrieden mit dem Ergebnis.«
    Im Flur waren leichte, schnelle Schritte zu hören. David und Alex sahen sich an.
    »Kann ich mir das T-Shirt schon anziehen oder muss ich noch warten?«, fragte Alex.
    »Nein, nein, zieh dich ruhig an. Ach, und zeig es Jana nicht gleich. Überrasch sie lieber damit.«
    Davids Begeisterung wirkte ansteckend. Geschickt streifte Alex sich das T-Shirt über den Kopf. Er fühlte sich seltsam verbunden mit Janas Bruder. David war wirklich ein Künstler, so viel stand fest.
    Da schoss ihm plötzlich ein beunruhigender Gedanke durch den Kopf: Was, wenn Jana mit der ganzen Sache gar nichts zu tun gehabt hatte? David war vorhin so scharf darauf gewesen, ihm dieses Tattoo zu machen – ohne abzuwarten, bis Jana wach war. Vielleicht stimmte es gar nicht, dass Jana eingeweiht war, vielleicht hatte sich ihr Bruder die ganze Geschichte nur ausgedacht, um Alex zu überreden. Und nachdem er nun das Resultat gesehen hatte, hätte er es sogar irgendwie verstehen können. Leute mit einer besonderen Begabung handelten manchmal egoistisch. Sie taten alles Mögliche, um ihr Talent zeigen zu können… Alex sah David ins Gesicht. Er lächelte zögerlich.
    »Es tut überhaupt nicht weh«, sagte er. »Darf es sofort nass werden? Oder erst in ein paar Tagen?«
    »Nein, nein, du kannst sofort duschen, wenn du willst. Kein Problem. Ach so, eins noch: Bis das Tattoo verheilt ist, solltest du die Person, an die du beim Tätowieren gedacht hast, besser nicht berühren.«
    Alex merkte an Davids Tonfall, dass dessen Stimmung umgeschlagen war. Er war wieder der Alte – düster, zynisch und misstrauisch.
    »Mensch, jetzt hör endlich auf mit diesen durchgedrehten Geschichten! Du hast doch erreicht, was du wolltest.« Auch Alex war ernst geworden. »Das nervt langsam ein bisschen…«
    David zuckte die Achseln. »Wie du meinst. Komm, ich zeige dir die Küche.«
    Als sie im Vorraum standen, fiel Alex noch etwas ein. »Was schulde ich dir eigentlich?«
    »Ach… gar nichts. Geht aufs Haus. Hier lang, nach rechts. Geh schon mal vor, ich räume hier schnell noch ein bisschen auf.«
    Angelockt vom Duft nach Kaffee und Toast, steuerte Alex auf die Tür zu, auf die David gedeutet hatte. Ohne anzuklopfen, trat er ein und überraschte Jana dabei, wie sie sich gerade bückte, um ein paar Tassen vom untersten Bord der Anrichte zu nehmen. Beim Geräusch der sich öffnenden Tür drehte sie sich um und lächelte. Sie trug Jeans und ein graues Shirt, das sich direkt unter der Brust kräuselte.
    »Guten Morgen. Schön, dass du hiergeblieben bist. Tut mir leid wegen gestern, ich musste kurzfristig weg. Aber David hat es dir erklärt, oder?«
    Alex nickte, während er verzweifelt versuchte, sich auf Janas Frage zu konzentrieren statt auf ihre tiefe, samtweiche Stimme, die in der nüchternen Helligkeit der Küche seltsam unpassend wirkte.
    »Ja, er hat mir von den Tattoos erzählt.

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