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Vision - das Zeichen der Liebenden

Vision - das Zeichen der Liebenden

Titel: Vision - das Zeichen der Liebenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena , Javier Pelegrin
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der Luft schweben. Urds Tanz wurde immer schneller und hemmungsloser, nun begannen auch die Konturen ihres Gesichts seltsam zu verschwimmen, sodass sie für Momente plötzlich drei Münder oder ein halbes Dutzend Augen hatte. Doch all diese Bemühungen blieben ohne Erfolg: Der Saphir bewegte sich keinen Millimeter weiter auf sie zu.
    Ein Ausdruck von abgrundtiefem Hass blitzte in Urds Augen auf, bevor ihre Züge wieder so starr und maskenhaft wirkten wie vorher. Dann begann sie zu singen.
    Zunächst war nur Urds monotone Stimme zu hören, dann setzten nacheinander auch ihre beiden Schwestern ein. Der seltsame, unverständliche Gesang ging mehr und mehr in das prasselnde Geräusch von sintflutartig herabstürzendem Regen über. Fassungslos beobachtete Alex, wie sich dieser Regen vor seinen Augen zu einer Gestalt zusammenballte und schließlich zu einem Hagelschauer von Formen und Farben wurde, die sich schnell zu einem dreidimensionalen Bild zusammenfügten, so lebendig, als wäre es real.
    Da war Erik, ein wenig älter und athletischer als jetzt und sehr viel blasser, was die Eleganz seiner Züge noch betonte. Er hielt Aranox mit beiden Händen umfasst und kämpfte gegen einen unsichtbaren Feind. Für einen Moment hob er den Blick und sah Alex an. Ein überraschter Schrei hallte durch den Raum. Das waren die Augen seines Freundes, wild und konzentriert, beeindruckender denn je.
    »Seht mal! Er trägt eine Krone!«, riefen mehrere Stimmen gleichzeitig.
    Tatsächlich, auf Eriks Kopf saß eine Krone. Sie loderte, als sei sie aus Feuer.
    Die Vision verschwand schlagartig, sobald Urds Gesang endete, und ließ Grabesstille im Saal zurück.
    »Er wird König.« Eilat fand als Erster die Sprache wieder. »Ober, dein Sohn wird den Thron der Medu besteigen.«
    Ober schien darüber allerdings nicht sehr erfreut. Er verzog das Gesicht und tauschte einen merkwürdigen Blick mit Erik. Alex stellte fest, dass sein Freund kreidebleich geworden war. Es machte nicht den Eindruck, als hätte Urds Vision ihn angenehm überrascht, eher im Gegenteil.
    Jana lachte höhnisch. »Wie könnt ihr so naiv sein?«, rief sie mit funkelnden Augen. »Sie versuchen, euch zu manipulieren!«
    »Willst du behaupten, meine Töchter hätten nicht die Wahrheit gezeigt?«, fragte Pertinax entrüstet.
    Jana drehte sich zu Urd um und sah ihr in die Augen. »Die Wahrheit hat viele Gesichter«, gab sie wütend zurück. »Sie hat euch eins davon gezeigt. Ich werde euch das andere zeigen.«
    Noch bevor sie zu Ende gesprochen hatte, begann ihr Kleid, sich in feine graue Asche aufzulösen. Die Flöckchen rieselten in einer trägen Spiralbewegung zu Boden, während sich ein Wirbel um Janas Füße bildete, der sich zunächst langsam, dann immer schneller ausbreitete, bis er alles verschlang. Benommen fand Alex sich plötzlich in dieser trüben Wolke wieder, die ihm in den Augen brannte und die Luft zum Atmen nahm. Als die Asche aufhörte zu kreisen und sich auf dem Boden absetzte, hatte er jedes Zeitgefühl verloren.
    Zu seinem Entsetzen stellte er fest, dass er inmitten von Schutt und verkohlten Ruinen stand, die sich kaum auf einem Skelett aus verbogenem Metall hielten. Inmitten der ganzen Verwüstung war nur noch ein Gegenstand klar erkennbar: Ein langer, zerborstener Tisch lag angekokelt mit den Beinen nach oben zwischen Bergen von Zementbrocken und Scherben – der Mahagonitisch, an dem sie alle gerade eben noch gesessen hatten.
    »Kämpft nur um das, was Urd euch gezeigt hat. Das ist es, was ihr damit erreichen werdet«, dröhnte Janas Stimme durch die Einöde, verzerrt durch ein Echo, das lange aus allen Richtungen zurückgeworfen wurde.
    Sie lag auf einem Berg Scherben auf dem Boden, splitternackt und mit geschlossenen Augen. Wieder begann die Asche zu kreisen, doch diesmal bewegte sich der Wirbel auf Jana zu, die Flöckchen ließen sich sanft auf ihrer Haut nieder, fügten sich nach und nach zu ihrem schwarzen Kleid zusammen. Zeitgleich flogen die Scherben zurück in die Fensterrahmen, die Stahlträger richteten sich wieder auf, die Wände wuchsen in schwindelerregendem Tempo nach oben und zum Schluss stand auch der Versammlungstisch wie zuvor glänzend und ohne einen Kratzer an seiner alten Stelle.
    Es war, als hätte es das albtraumhafte Szenario nie gegeben, das Jana in ihrer Vision heraufbeschworen hatte. Ihr Gesicht war grau vor Erschöpfung. Alex ließ den Blick über die Klanführer schweifen, die steif auf ihren Stühlen neben Ober saßen. Keinem von

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