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Visionen Der Nacht: Der Geheime Bund

Visionen Der Nacht: Der Geheime Bund

Titel: Visionen Der Nacht: Der Geheime Bund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa J. Smith
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sicherer. Lewis war tatendurstig genug, um seine Kamera herauszuholen und ein Bild zu machen.
    »Für die Nachwelt«, erklärte er.
    »Wir sollten uns hier besser nicht aufführen wie Touristen«, ermahnte ihn Anna sanft.
    »Wenn uns jemand zu nahe kommt, kann er was erleben«, sagte Gabriel. Seine Gedanken waren noch
immer ein schwarzer Klumpen, durchzogen von roten Zacken – Reste seiner Auseinandersetzung mit Rob.
    »Weißt du«, sagte Kait zu ihm, »ich wollte dich schon die ganze Zeit fragen. Mr. Z hat gesagt, du könntest mit niemandem in Verbindung treten, solange du ein stabiles Netz mit uns unterhältst. Aber du hast es mit dem Polizisten getan, und vorher auch schon mit Mr. Z und Joyce.«
    Gabriel zuckte die Schultern. »Der Alte hat sich eben getäuscht«, sagte er kurz angebunden.
    Wieder spürte Kaitlyn Beklemmung in sich aufsteigen. Gabriel verbarg etwas vor ihnen. Nur ihm gelang das dermaßen mühelos.
    Doch trotz seiner Schutzmauern spürte sie etwas Merkwürdiges. Etwas, das sich in der letzten Nacht verändert hatte.
    Der Kristall, dachte sie. Mr. Zetes hatte Gabriel dem riesigen Kristall ausgesetzt, einem monströsen Gebilde mit zackigen Auswüchsen, das unvorstellbare übernatürliche Energie in sich barg.
    Hatte der Kristall womöglich etwas in Gabriel verändert, für immer?
    »Gabriel, wie geht es eigentlich deiner Stirn?«
    Seine Hand fuhr unwillkürlich zu der Stelle über den Augen, doch er ließ sie gleich wieder sinken. »Gut«, sagte er. »Warum?«
    »Ich wollte es mir nur mal ansehen.« Ehe er es verhindern
konnte, schob sie sein schwarzes Haar zur Seite. Und dort, mitten auf der Stirn, war er, ein kleiner Fleck auf der blassen Haut. Es war nicht die Art Verletzung, die man als Folge eines Schnittes erwartet hätte. Vielmehr sah es aus wie eine Narbe oder ein Muttermal – ein halbmondförmiger Schatten.
    »Genau über deinem dritten Auge«, flüsterte Kaitlyn überrascht, da packte Gabriel sie schon am Handgelenk und drückte fest zu. Sie und er standen reglos da. Seine grauen Augen durchbohrten sie. Sein Blick war angsteinflößend, bedrohlich und fremd. Sie hatte diesen Ausdruck noch nie an ihm gesehen.
    Das dritte Auge, dort, wo die übersinnlichen Kräfte saßen. Und bei Gabriel waren diese Kräfte gewachsen, seit er mit dem Kristall in Berührung gekommen war.
    Er war mental immer der Stärkste von den fünf gewesen. Bei dem Gedanken, was aus ihm werden würde, wenn er noch stärker wurde, fröstelte Kaitlyn.
    »Was ist denn mit euch los?«, wollte Lewis wissen, der sich nach Kait und Gabriel umgedreht hatte. Auch Rob blickte zurück, die Augenbrauen misstrauisch zusammengezogen.
    Da rief Anna, die am weitesten vorausgegangen war: »Ich sehe eine Telefonzelle! «
    Gabriel ließ Kaits Handgelenk los, schleuderte es fast weg, und lief hinter Anna her.

    Lass gut sein, sagte sich Kaitlyn. Für den Moment zumindest. Jetzt konzentrieren wir uns darauf zu überleben.
    In einer wahren Flut von Diazes fanden sie im Telefonbuch Marisols Adresse. Lewis hatte noch nie vom Ironwood Boulevard gehört, in der die Familie wohnte, doch an der Tankstelle hing eine Karte, auf der sie nachsehen konnten. Als sie am Haus der Familie Diaz ankamen, war es fast halb zehn. Kaitlyn war heiß, sie hatte Durst und einen Bärenhunger. Lewis zufolge war das Haus ein Pueblo, also der Nachbau eines indianischen Hauses. Der Putz war in einem bräunlichen Rosé getüncht. Auf ihr Klingeln reagierte niemand.
    »Sie sind nicht zu Hause«, sagte Kaitlyn verzweifelt. »Es war dumm von mir. Wahrscheinlich sind sie im Krankenhaus bei Marisol. Joyce hat ja gesagt, dass sie viel Zeit an ihrem Bett verbringen.«
    »Wir warten. Oder wir kommen wieder«, sagte Rob entschlossen. Seine gute Laune war ungetrübt. Sie waren gerade auf dem Weg zur Garage, um sich in den Schatten zu setzen, als ein Junge, etwas älter als sie selbst, um die Ecke des Hauses schlenderte.
    Er hatte kein Hemd an, und der schlanke, sehnige Körper wirkte durchtrainiert. Kait hätte es nie gewagt, ihn auf der Straße anzusprechen. Doch er hatte lockiges Haar, das im morgendlichen Licht wie Mahagoniholz
schimmerte, und volle Lippen, die ihm einen mürrischen Gesichtsausdruck verliehen.
    Mit anderen Worten, dachte Kaitlyn, er sieht aus wie Marisol.
    Den Bruchteil einer Sekunde starrten sie einander an. Er ärgerte sich wohl über die Eindringlinge und wollte sie schon von seinem Grund und Boden vertreiben. Rob und Gabriel nahmen unwillkürlich eine

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