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Visionen Der Nacht: Der Tödliche Bann

Visionen Der Nacht: Der Tödliche Bann

Titel: Visionen Der Nacht: Der Tödliche Bann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa J. Smith
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sehen«, schnappte Gabriel. »Renny, das ist es. Ab hier braucht man einen Sicherheitsausweis. «
    Das Gerät an der Wand kam Kaitlyn bekannt vor. Es sah aus wie ein Kartenautomat an der Tankstelle, der den Betrag fürs Benzin automatisch abbucht.
    »Ja, magnetisch«, murmelte Renny. Er schob mit dem Zeigefinger die Brille auf der Nase ein wenig zurück und fuhr mit der anderen Hand über das Lesegerät. »Guckt jemand?«, fragte er.
    »Nein, aber mach schnell«, erwiderte Gabriel.
    Renny strich immer wieder über das Gerät. Sein Gesicht war in Falten gelegt wie das eines Äffchens. Kaitlyn biss sich auf die Lippen und beobachtete das Foyer mit den Aufzügen, aus dem sie gerade gekommen waren. Sollte jemand aus dem Fahrstuhl steigen, würde er sie sehen.
    »Na bitte, Baby«, flüsterte Renny plötzlich. Der rechte Türflügel sprang auf.
    Renny beherrschte also Telekinese, dachte Kaitlyn. Er konnte mit dem Geist Gegenstände bewegen, auch den kleinen Mechanismus im Lesegerät.
    Genau wie Lewis, dachte Kaitlyn. Ob das wohl eine Spezialität schmächtiger Jungs ist?
    Sie gingen durch die Tür, die sich hinter ihnen schloss. Gabriel führte sie rasch weiter durch den Korridor. Links zweigten weitere Flure ab, rechts sahen sie die
Arbeitskabinen der Sekretärinnen, auf deren Schreibtischen Computer standen. Dahinter befanden sich Bürotüren mit Messingschildchen. Auf einem las Kaitlyn EINSATZZENTRALE. In einer Anwaltskanzlei ist es womöglich aufregender, als ich dachte, schoss es ihr durch den Kopf. Als sie wieder vor einer verschlossenen Tür standen, wiederholte Renny seinen Trick, und sie gelangten in einen weiteren Flur.
    Je weiter sie in fremdes Territorium vordrangen, desto größer wurde Kaitlyns Angst. Wenn man sie hier schnappte, hatten sie einiges zu erklären. Joyce hatte ihnen keinerlei Ratschlag für diesen Fall mit auf den Weg gegeben. Kaitlyn beschlich das ungute Gefühl, dass sie von Gabriel den Einsatz seiner Kräfte erwartete.
    »Wonach suchen wir eigentlich?«, flüsterte Kaitlyn Gabriel zu. »Ich meine, haben die hier die Mona Lisa hängen oder so etwas?«
    »Halt deinen dummen Mund. Wenn jemand durch einen der Flure kommt, kann er uns hören.«
    Kaitlyn verstummte fassungslos. Noch nie hatte Gabriel in diesem Ton mit ihr gesprochen. Als Renny und Frost ihren gefährlichen Unfug getrieben hatten, hatte er kein Wort darüber verloren.
    Sie blinzelte ihre Tränen weg und biss die Zähne zusammen, entschlossen, kein Wort mehr zu sagen, komme, was wolle.

    »Das ist es«, sagte Gabriel schließlich. Auf dem Namensschild an der Tür stand E. Marshall Winston. »Abgeschlossen«, sagte Gabriel. »Renny, mach sie auf. Alle anderen, haltet Wache. Wenn uns hier jemand sieht, ist alles aus.«

KAPITEL NEUN
    Kaitlyn starrte in den Flur, bis ihr rote Punkte vor den Augen tanzten. Ihre weiße Seidenbluse war bereits durchgeschwitzt. Dann hörte sie ein Schnappen, und die Tür öffnete sich.
    »Frost, du passt weiter auf. Renny, komm mit.«
    Kaitlyn war sich ziemlich sicher, dass auch sie Schmiere stehen sollte, doch Gabriel konnte sich offenbar nicht dazu herablassen, sie darum zu bitten. Deshalb folgte sie Renny in das dunkle Büro. Gabriel öffnete die Jalousien und ließ das Tageslicht herein.
    »Joyce sagt, dass Mr Z es irgendwo im Aktenschrank vermutet. Ich schätze, das ist er.« Er ging zu einem Schubladenschrank aus Holz. »Abgeschlossen.«
    Renny kümmerte sich darum, während Gabriel mit einer Stiftlampe leuchtete. Kaitlyns Herz pochte schnell und hart. Sie war Zeugin eines Verbrechens, eines schweren Verbrechens. Und wenn sie geschnappt wurden, war sie so schuldig wie jeder der anderen.
    Renny trat einen Schritt zurück, und Gabriel zog die oberste Schublade aus. Er durchsuchte sie leise, schloss sie und versuchte es mit der nächsten.

    In der Hängeregistratur befanden sich grüne, sauber beschriftete Hängemappen. Kaitlyn las im Licht der Stiftlampe die Etiketten: Taggart & Altshuld – Neuorganisation. Star Systematics – Fusion. Slater Inc. – Liquidation. TCW – Refinanzierung.
    »Ja!«, flüsterte Gabriel. Er zog die dicke Hängemappe mit der Aufschrift TCW heraus.
    Darin befanden sich mehrere Aktenmappen, die Gabriel flink durchging. Es waren weiße, mit Schreibmaschinenschrift beschriebene Blätter, und einige wenige Broschüren, deren Papier so dünn war wie die Seiten einer Bibel.
    Kaitlyn fühlte sich merkwürdig erleichtert. Es kam ihr nicht so schlimm vor, Papiere zu stehlen, auch

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