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Visionen Der Nacht: Der Tödliche Bann

Visionen Der Nacht: Der Tödliche Bann

Titel: Visionen Der Nacht: Der Tödliche Bann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa J. Smith
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gefliesten Mosaikboden zu den Fahrstühlen. Die Türen waren aus Messing, das ein Mann in Jeans gerade polierte. Kaitlyn starrte ihre hübschen braunen Amalfi-Schuhe an, während sie auf den Fahrstuhl warteten. Es schien Ewigkeiten zu dauern.
    Im Aufzug drückte Gabriel den großen schwarzen Knopf für das sechzehnte Stockwerk. Der Aufzug setzte sich langsam und quietschend in Bewegung.

    Renny kicherte, und Frost brach in wildes Gegacker aus.
    »Wisst ihr, was ich als Namen eingetragen habe?«, fragte Renny und bollerte gegen die Aufzugtür. »Jimi Hendrix. Und als Firma habe ich ›Gauner, Schwindler & Spitzbube‹ angegeben. Capito? Gauner, Schwindler und Spitzbube als Namen für Anwälte!«
    »Und ich habe ›Bin ein Pseudonym‹ geschrieben«, kicherte Frost.
    Kaitlyns Herz machte erst einen Hopser und begann dann wild zu rasen. Sie starrte die beiden angewidert an. Eigentlich sahen sie völlig normal aus: Frosts Haare waren elegant am Hinterkopf aufgesteckt, und sie trug in jedem Ohr nur einen Ohrring. Renny wäre auch als Buchhalter durchgegangen. Doch im Herzen waren die beiden noch immer komplett verrückt.
    »Habt ihr nicht alle Tassen im Schrank?«, fauchte sie. »Wenn sich der Wachmann den Zettel ansieht, oder … oh Gott, wenn der Nächste, der unterschreibt, einen Blick darauf wirft, dann sind wir alle tot. Tot. Was habt ihr euch nur dabei gedacht?«
    Renny winkte nur ab, völlig entkräftet nach dem wilden Gelächter. Frost grinste höhnisch.
    Kait sah Gabriel an. Es war ein Reflex – sie suchte Bestätigung. Doch sie hätte es besser wissen müssen. Falls er so entsetzt war wie sie, ließ er es sich jedenfalls nicht anmerken. Er zuckte nur mit den Schultern und warf ihr ein kurzes spöttisches Lächeln zu.

    »Guter Witz«, sagte er zu Renny.
    »Ich wusste doch, dass wenigstens du Sinn für Humor hast«, schnurrte Frost und fuhr mit einem ihrer silbern lackierten Fingernägel über Gabriels grauen Anzugärmel, bis hinauf zum weißen Hemdkragen. Dort spielte sie mit dem schwarzen Haar hinter seinem Ohr.
    Kaitlyn starrte sie mit zusammengekniffenen Augen wütend an. Dann fixierte sie, innerlich kochend, die Aufzugknöpfe. Sie konnte dem Job schon jetzt nichts abgewinnen. Noch immer wusste sie nicht, was sie eigentlich vorhatten. Was konnte man in einer Anwaltskanzlei schon erbeuten? Sie wusste nicht einmal, welche übersinnlichen Kräfte Frost und Renny eigentlich besaßen. Und dann musste sie auch noch befürchten, dass ihnen womöglich noch mehr Blödsinn einfiel.
    Die Aufzugtüren öffneten sich.
    »Netter Schuppen«, sagte Renny kichernd. Gabriel sah sich anerkennend um. Die Wände waren mit einem edlen, rötlich goldenen Holz vertäfelt, der Boden war mit dunkelgrünem Marmor belegt. Hinter Glastüren befand sich eine Art Konferenzraum.
    Gabriel warf einen Blick auf den Plan, den Joyce ihm gegeben hatte. »Wir müssen nach rechts.«
    Sie kamen an Toiletten vorbei – deren Türen schon luxuriös wirkten – und betraten dann einen Gang mit dunkelgrünem Teppichboden. Vor einer Flügeltür blieben sie stehen. Die Türflügel waren groß und schwer. Sie
sahen aus, als seien sie aus Metall, doch als Kaitlyn sie berührte, spürte sie, dass es Holz war. Die Tür war verschlossen.
    »Das ist es«, sagte Gabriel. »Okay, Renny.«
    Doch Renny war nicht mehr da. Frost, die ein paar Schritte hinter Gabriel stand, erklärte: »Er musste mal für kleine Jungs.« Sie hatte offenbar Mühe, nicht in Gelächter auszubrechen.
    Kaitlyn ballte die Fäuste. Sie hatte die Schmierereien im Institut gesehen und konnte sich gut vorstellen, was er auf der Toilette anstellte. »Und jetzt?«, knurrte sie Gabriel an. »Holst du ihn, oder soll ich?«
    Gabriel ignorierte sie, doch sie spürte, dass er die Zähne zusammenbiss. Gabriel wollte gerade los, als Renny mit Unschuldsmiene aus der Toilette kam.
    »Ich könnte mir denken«, sagte Gabriel, ohne Kait anzusehen, »dass du froh bist, wenn wir das hier vermasseln. Immerhin bist du ja nicht so richtig eine von uns … oder etwa doch?«
    Kaitlyn lief es kalt den Rücken herunter. »Auch wenn du mir das nicht abnimmst: Genauso ist es«, erwiderte sie, um einen aufrichtigen Tonfall bemüht. »Ich stehle zwar wirklich nicht gern, aber ich lasse mich auch nicht gerne schnappen und ins Gefängnis werfen.« Und mit Blick auf Renny, der großspurig durch den Gang auf sie zuflanierte, fügte sie leise hinzu: »Ich weiß nicht einmal, warum wir den dabeihaben.«

    »Das wird du gleich

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