Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Visionen Der Nacht: Der Tödliche Bann

Visionen Der Nacht: Der Tödliche Bann

Titel: Visionen Der Nacht: Der Tödliche Bann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa J. Smith
Vom Netzwerk:
Unternehmensgruppe, nicht wahr?«

    Die beiden Männer blickten erst Frost, dann einander überrascht an.
    »Wir sehen uns nur ein bisschen um. Ich will in ein paar Jahren vielleicht hier einsteigen. Das hier sind meine Freunde. Mein Onkel sagte, es wäre in Ordnung. Er hat mir seinen Sicherheitspass gegeben.«
    »Ihr Onkel?«, fragte einer der Männer, nicht mehr so scharf wie zuvor, sondern eher verwirrt.
    »Mr Morshower. Er ist Seniorpartner – aber Sie kennen ihn natürlich, er kennt Sie ja auch. Sie können ihn gern zu Hause anrufen und das überprüfen. Er wird Ihnen bestätigen, dass alles in Ordnung ist.«
    »Oh, Sam«, sagte einer der beiden jungen Männer schwach. Komisch, dass Kaitlyn plötzlich auffiel, wie jung sie waren. »Ich meine, Mr Morshower.« Er warf seinem Kollegen einen wissenden Blick zu und sagte dann: »Wir wollen ihn lieber nicht stören.«
    »Nein, nein. Ich bestehe darauf«, sagte Frost. »Bitte, rufen sie ihn an.« Sie hob sogar den Hörer vom Telefon auf einem der Sekretärinnentische ab.
    »Das geht schon in Ordnung«, sagte der zweite junge Mann. Er sah unglücklich aus. Zum ersten Mal nahm Kaitlyn die beiden als Menschen wahr. Einer hatte braunes Haar, der andere schwarzes, doch beide trugen ein weißes Hemd und eine gestreifte Krawatte, die auch zu dieser Uhrzeit noch fest am Hals saß. Beide waren blass und wirkten irgendwie mitgenommen.

    »Wirklich?«, fragte Frost und klang fast enttäuscht. Sie legte den Hörer wieder auf. Die beiden Männer lächelten sie schief und gezwungen an.
    »Finden Sie wieder hinaus?«, fragten sie, und Frost bejahte ihre Frage. Kaitlyn wagte nicht, etwas zu sagen, schaffte es aber immerhin, die beiden im Vorbeigehen noch anzulächeln. Sie gingen durch den Gang zurück zu den Fahrstühlen.
    Kaitlyn wurde es wieder eng um die Brust, doch diesmal kam der Druck von innen. Sie hätte am liebsten laut gelacht und hatte größte Mühe, sich zu beherrschen, bis sie im Aufzug waren.
    Dort lachten sie alle aus vollem Hals, wieherten, bogen sich, gingen fast in die Knie vor Gelächter.
    Renny setzte sich tatsächlich auf den Hosenboden und trommelte mit den Fersen auf den Boden des Aufzugs. Sie waren völlig von Sinnen. Kaitlyn hätte Frost fast geküsst.
    »Wie hast du das nur gemacht?«, fragte sie. »Hat Joyce dir das gesagt?«
    »Nein, nein.« Frost schüttelte ungeduldig den Kopf mit dem aschblonden Haar. »Ich habe es von ihnen. Mir würde schon ein Zipfel Kleidung oder einer dieser protzigen Silberfüller reichen, die sie in der Tasche hatten.«
    »Das waren Montblanc-Füller. Und die waren nicht aus Silber, sondern aus Platin«, verbesserte sie Gabriel. Der Aufzug hielt, und sie rissen sich zusammen. Frost
schwebte zu dem Wachmann im roten Mantel, weil sie sich noch abmelden wollte, doch Gabriel stupste sie vor sich her auf die Straße. Der Wachmann sah ihnen nach und folgte ihnen noch bis zur Eingangstür.
    »Gib Gas«, forderte Kait Gabriel auf, als sie alle in Joyce’ Auto saßen.
    »Man bezeichnet es als Psychometrie«, erklärte Frost, nachdem sie sich von einem erneuten Anfall wilden Gekichers erholt hatte. Gabriel steuerte das Auto rasant durch die Straßen von San Francisco.
    Kaitlyn hatte von Psychometrie gehört. Man erfuhr die gesamte Geschichte eines Menschen, wenn man nur einen Gegenstand von ihm berührte. »Aber warum hast du dir Mr Morshower ausgesucht?«
    »Weil ich wusste, dass sie Angst vor ihm haben. Sie sollten einem seiner Klienten heute bis Geschäftsschluss eine Kuriersendung schicken, ich glaube, eine Fusionsvereinbarung, aber sie haben es vermasselt.«
    Frost spulte die Worte herunter, ohne zu zögern, doch Kaitlyn merkte, dass sie das Interesse daran schon verloren hatte. Auch die Fantasie und die Vernunft, die sie in der Krise bewiesen hatte, schmolzen dahin, und ihre diffuse Art kehrte zurück. Es war, als bediene sie sich ihrer Intelligenz wie eines Werkzeugs, das sie wegwarf, wenn sie es nicht mehr brauchte.
    Das dämpfte Kaitlyns Hochstimmung. Das Gefühl, eine feindliche Welt grandios überlistet zu haben,
schwand dahin. Eine Zeit lang hatte sie die Vorstellung fasziniert, aber nun …
    In Wahrheit sind wir alle Ganoven, dachte sie, innerlich seufzend.
    Und sie fürchtete sich vor Frosts Kräften. Jemand, der mit nur einer Berührung so viel über einen anderen in Erfahrung bringen konnte, war gefährlich. Frost hatte Kaitlyn berührt, als sie neben ihr auf dem Rücksitz im Auto gesessen hatte. Hatte sie etwas über sie

Weitere Kostenlose Bücher