Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Visionen Der Nacht: Der Tödliche Bann

Visionen Der Nacht: Der Tödliche Bann

Titel: Visionen Der Nacht: Der Tödliche Bann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa J. Smith
Vom Netzwerk:
liebte. So wollte sie ihn sich einprägen …
    »Kait, ist alles in Ordnung?«, flüsterte er. Er legte ihr die Hände um das Gesicht und sah ihr fragend in die Augen.
    »Ja. Ich will nur … nah bei dir sein.«
    Du hast mich verändert, dachte sie. Du hast mir nicht nur gezeigt, dass Jungs nicht alle nur Abschaum sind. Du hast mir auch beigebracht, das große Ganze zusehen. Du hast mir eine Vision gegeben.
    Oh, Rob, ich liebe dich.
    »Ich liebe dich, Kait«, flüsterte er zurück.
    Das bedeutete, dass Schluss sein musste. Sie verlor die
Kontrolle über sich. Er las ihre Gedanken. Widerstrebend löste sich Kaitlyn aus seiner Umarmung.
    »Du hast es selbst gesagt. Wir brauchen unseren Schlaf«, erklärte sie.
    Er zögerte und verzog das Gesicht. Dann nickte er. »Bis morgen früh.«
    »Schlaf gut, Rob.«
    Du bist so gut, Rob, dachte sie, als sich die Tür hinter ihm schloss. Und so fürsorglich. Du würdest es niemals zulassen …
    Auf dem Tisch lag ein Stadtplan von Oakland. Sie hatten ihn gekauft, um wieder zu Marisols Familie zu finden. Kaitlyn steckte ihn und all ihr anderes Hab und Gut – Kleider, die sie mit dem Geld der Gemeinschaft gekauft hatte, und ihre Malsachen – in die Reisetasche. Vielleicht konnte sie die Tasche im Bad lassen. Ja, und über ihre Kleider konnte sie einen Schlafanzug ziehen …
    »Brauchst du etwas?«, fragte Anna hinter ihr. Kaitlyn erstarrte schuldbewusst.

KAPITEL DREI
    Leere deinen Geist!, ermahnte sich Kaitlyn.
    Anna hatte sie erwischt, bei Gedanken, die sie misstrauisch machen mussten – falls sie zugehört hatte. Dabei hing an diesem Abend alles davon ab, dass Anna nicht misstrauisch wurde.
    »Ich überlege mir gerade, was ich morgen anziehe«, sagte Kait leichthin und kramte in ihrer Tasche. »Nicht, dass ich große Auswahl hätte. Ich komme mir langsam vor wie ein Einsiedler.«
    »Du meinst, immer dieselben alten Lumpen zum Anziehen? Da fehlt dann nur noch der Bart, was?« Anna lachte, und Kait spürte, wie sich der Knoten in ihrem Magen lockerte. »Na ja, Marisol würde uns bestimmt etwas leihen, wenn sie wüsste, in welcher Notlage wir sind. Sollen wir mal nachsehen?« Anna öffnete den Kleiderschrank. »Wow! Die hat einen echten Modetick. Ich wette, hier finden wir beide etwas, das uns passt.«
    Ich liebe dich, dachte Kaitlyn, während Anna ein langes schmales Baumwollkleid aus dem Schrank holte und sagte: »Das sieht nach dir aus, Kait.« Ich liebe dich und Lewis fast so sehr wie Rob. Ihr seid alle so anständig –
und genau deshalb wird er euch besiegen, wenn ihr nicht aufpasst.
    Sie zwang ihre Gedanken in eine andere Richtung und blickte sich im Zimmer um. Marisols Zimmer war wie Marisol selbst – ein unberechenbarer Mischmasch – sauber und unordentlich, alt und neu. Da war zum Beispiel der große Mahagonischreibtisch, dessen seidige rötliche Oberfläche zerkratzt und fettverschmiert war, als hätte eine liebevolle Großmutter ihn einer nachlässigen Enkelin geschenkt, die auf der Tischplatte Parfüm mischte und ihren CD-Player aufstellte. Oder der Minirock aus Leder, der lässig über einem Wäschekorb hing – genau unter dem Bildnis der Jungfrau Maria.
    Eine teure Sonnenbrille lugte unter der Tagesdecke des Bettes hervor. Kait nahm sie in die Hand und drückte gedankenverloren den goldverzierten Bügel gerade.
    »Wie wäre es damit?«, fragte Anna. Kaitlyn stieß einen leisen Pfiff durch die Zähne. Es war ein sehr aufreizendes, sehr weibliches Kleid: Das enge Oberteil aus Stretchstoff reichte bis knapp über die Hüfte, wo es in einen rauschenden Chiffonrock überging. Winzige Goldclips hielten die Flügelärmel. Ein mutiges schwarzes Kleid, das die Trägerin schlank wie eine Statue aussehen ließ.
    »Für dich?«, fragte Kait.
    »Nein, für dich, du Blödi. Die Jungs wüssten gar nicht, wo ihnen der Kopf steht.« Anna hängte das Kleid wieder in den Schrank. »Na ja, wenn ich so darüber nachdenke,
brauchst du das gar nicht. Du hast ja schon zwei im Schlepptau.«
    »Das Kleid erspart mir aber vielleicht eine Menge Ärger«, sagte Kait hastig und nahm es wieder aus dem Schrank. Stretchmaterial und Chiffon knitterten nicht, und sie würde jede erdenkliche Waffe gut gebrauchen können, wenn sie ihren Plan durchzog. Ein solches Kleid würde ihr Gabriels Aufmerksamkeit sichern, und Gabriel zu verführen, stand ganz oben auf ihrer Liste.
    Sie faltete das Kleid zusammen und legte es in die Reisetasche. Anna kicherte kopfschüttelnd.
    Bin ich das wirklich?, fragte

Weitere Kostenlose Bücher