Visionen (Kobaltblaue Träume) (German Edition)
Fähigkeiten inzwischen sind.
Auch wenn sich bei mir keine neuen Gaben gezeigt haben, ist es dennoch so, dass die bereits vorhandenen Fähigkeiten jetzt stärker sind.
Kay und mir gelingt es inzwischen mühelos, gedanklich miteinander zu kommunizieren.
Wenn wir einander gegenüber stehen, brauchen wir noch nicht einmal gedachte Worte. Wir sehen uns nur an und wissen, was wir denken.
Gespenstisch … aber irgendwie cool.
… und sowas von romantisch.
Befinden wir uns dann in getrennten Räumen, nutzen wir die Fähigkeit, uns via Gedankenübertragung zu unterhalten.
Phil möchte jetzt wissen, über welche Distanz wir einander noch hören können. Da wir bislang jedoch nicht aus dem Hauptquartier heraus gekommen sind, machen wir heute einen Ausflug in einen Naturpark.
Das heißt: ich mach den Ausflug. Kay bleibt hier.
Sonst würde das Ganze ja auch wenig Sinn machen.
Außerdem ist da noch etwas, das ich gerne ausprobieren möchte. Etwas, von dem ich Phil noch nichts gesagt habe.
Gestern nämlich haben Kay und ich herausgefunden, dass ich in der Lage bin, ihm sozusagen Bilder ins Gehirn zu pflanzen … also, rein hypothetisch betrachtet.
Und vollkommen unbeabsichtigt.
Kay war noch unter der Dusche und ich stand gerade vor der Kommode mit meiner Unterwäsche.
Unentschlossen zog ich nacheinander eine weiße, eine blaue und eine rosa Garnitur hervor und beäugte sie kritisch.
Ich konnte mich nicht entscheiden, welche Farbe ich heute wählen sollte, als ich plötzlich Kays Stimme in meinem Kopf hörte. „Hey , die kenn' ich ja noch gar nicht. Sind die neu, Baby?“
Vor Schreck hat mein Hintern mal wieder Bekanntschaft mit dem Fußboden gemacht, von dem mich Kay nur Sekunden später aufgeklaubt hat. Er war nicht weniger erschrocken, als ich.
Und außerdem splitterfasernackt …
Ein Klopfen an der Tür hält mich davon ab, diesen heißen Teil meiner Erinnerungen weiter zu spinnen.
„Bist du soweit, Spätzchen?“
Phil steckt seinen Kopf zur Tür herein und strahlt mich an. Mein Herz fliegt ihm zu und ich lächle zurück.
„ Ja“, antworte ich, „es kann losgehen.“
2)
I 'm on a mission – hoffentlich keine Mission Impossible!
Auch wenn ich mich gerade wie Tom Cruise fühle – okay, nicht wirklich wie er. Wobei wir uns rein größentechnisch betrachtet schon ziemlich ähnlich sind.
Okay! Ich geb's zu – das ist gelogen!
Selbst neben Tom Cruise sehe ich noch immer winzig aus.
Aber hey, mein schwarzer Overall sieht echt cool aus!
„Heiß, Baby … du siehst heiß aus!“
Ich werde rot, als ich Kay in meinem Kopf höre.
„G eht's dir gut, Spätzchen?“
Phils leuchtend grüne Augen sehen mich zweifelnd an.
Immer wieder bin ich aufs Neue fasziniert von dem krassen Gegensatz, den sein strohblondes Haar gegenüber seiner olivfarbenen Haut darstellt. Er ist ein wirklich verflucht gutaussehender Mann.
Und er ist jetzt mein Dad …
Ich gestatte mir einen winzigen Seufzer, dann nicke ich.
„Ja, Dad, mir geht’s gut. Ich bin nur aufgeregt.“
„ Nicht weniger als ich“, gibt er lächelnd zu. Dann wird sein Blick weich. „Du weißt, dass du dir keine Sorgen machen musst, wenn das Experiment hier keinen Erfolg zeigt.“
Aufmerksam sieht er mich an, richtet dann jedoch seinen Blick wieder auf die Straße.
„Ich weiß“, sage ich leise, „aber ich wünsche es mir so sehr.“
Dann bricht es aus mir heraus.
„Renee und Vic haben in den letzten Wochen jeder eine neue Fähigkeit dazu gewonnen.“
Ich gebe mir die größte Mühe, meine Stimme nicht so weinerlich klingen zu lassen, wie ich mich fühle und rede schnell weiter. „ Vic hat Ohren wie ein Luchs. Er hört alles laut und deutlich, selbst wenn es in einer Entfernung von mehreren hundert Metern gesprochen wird. Und Renee kann teleportieren.“
Das letzte Wort spreche ich mit tief empfundener Hochachtung aus.
Als Renee vor etwa drei Wochen plötzlich wie aus dem Nichts in meinem Zimmer auftauchte, traf mich beinahe der Schlag.
Was möglicherweise auch ein bisschen damit zu tun hatte, dass Kay und ich gewisse Aktivitäten noch wenige Minuten zuvor genossen hatten und entsprechend derangiert aussahen.
Selbst jetzt noch werde ich knallrot, wenn ich nur daran denke.
„ Und Kay ...“, fahre ich in meiner Aufzählung fort, „Kay kann Dinge bewegen.“
Okay – kleine, leichte Dinge, wie etwa einen Bleistift oder einen Kugelschreiber, welche er auf dem Schreibtisch umher rollen lässt.
„ Spätzchen“,
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